Das Reich der Mitte zeigt sich öko-freundlich und stellt auf der weltgrößten Industriemesse in der niedersächsischen Hauptstadt seine Konzepte zu Energieeffizienz, Mobilität und CO2-freie Energiegewinnung vor.
Die diesjährige Hannover Messe steht ganz im Zeichen der Energiewende. Das Leitmotto der weltgrößten Industriemesse in der norddeutschen Stadt ist „Greentelligence“. Vor allem seitdem nach dem Fukushima-Desaster in dem japanischen Atomkraftwerk die deutsche Bundesregierung den definitiven Atomausstieg beschlossen hatte, treibt sie den Ausbau regenerativer Energiequellen stark voran.
Erneuerbare Energien
Die Hannover Messe „ist auch die Messe der Energiewende und die größte Energiemesse der Welt“, so Stephan Weil, Oberbürgermeister der Stadt Hannover in seiner Eröffnungsrede. „Die Hannover Messe mit der Leitmesse Energy bildet die Palette der Energie von der Erzeugung, Versorgung, Übertragung, Verteilung bis zur Speicherung ab.“ Dabei stünden die erneuerbaren Energien, und allem voran die Windenergie, klar im Vordergrund. Auch in diesem Sektor sei die Hannover Messe mittlerweile die Welt-Leitmesse.
„Die Entwicklung und der Einsatz umweltgerechter Produkte, Prozesse und Technologien rücken zunehmend in den Mittelpunkt eines nachhaltigen unternehmerischen Handelns“, so Weil weiter.
100.000 Euro fürTechnologiepreis
Partnerland der Hannover Messe ist in diesem Jahr die Volksrepublik China. Insgesamt rund 500 Unternehmen aus dem Reich der Mitte stellen in diesem Jahr in Hannover aus. Noch vor zwei Jahren konnten viele Vertreter aus China nicht nach Deutschland einreisen. Der Grund war damals die Aschewolke aus Island, die den internationalen Flugverkehr über Europa teilweise zu Erliegen brachte.
Ein Schwerpunkt des Auftritts Chinas in Hannover ist das Thema Mobilität. So will Peking nach Regierungsplänen große Anstrengungen unternehmen, um umweltfreundliche Fahrzeuge zu entwickeln. Nach dem aktuellen Zehn-Jahres-Plan möchte China umgerechnet rund 11,4 Milliarden für die Produktion neuer Elektrofahrzeuge aufwenden. Damit würde China nach Regierungsangaben zum größten Hersteller in diesem Bereich werden.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Industriemesse im Kongresszentrum Hannover wurde auch der Hermes Award an die Phoenix Contact aus Nordrhein-Westfalen verliehen. Er ist mit 100.000 Euro der weltweit am höchsten dotierte Technologiepreis.
Luxemburger Aussteller in Hannover
„Phoenix Contact löst ein drängendes Problem der Windenergie-Branche“, so die deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan in ihrer Laudatio. „Windenergieanlagen werden immer höher, was zu Folge hat, dass dort auch immer öfter der Blitz einschlägt.“ Langfristig führten derartige Blitzeinschläge zu Materialschäden und minderten die Stabilität der Anlage. Reparaturen seien aufwendig und verursachten Ausfälle bei der Stromproduktion.
„Das von Phoenix Contact entwickelte Monitoring-System vereinfacht die effiziente Planung von Wartungseinsätzen“, so Schavan weiter. „Sensoren registrieren genau, wo und in welcher Stärke ein Blitz eingeschlagen hat“. Windenergie würde auf diese Weise sicherer, kostengünstiger und effizienter.
Allerdings warnte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Thomas Lindner, dass „bei der Energiewende keinesfalls die sogenannten energieintensiven Industrien“ verloren gehen dürften, „weil sie durch zu hohe Energiepreise ihrer Produktionsgrundlagen beraubt werden“. Schließlich seien auch die energieintensiven Industrien wie Stahl, Aluminium oder Verbundwerkstoffe ein unverzichtbarer Teil der Technologiekette. „Wer meint, auf diese verzichten zu können, ist entweder arrogant oder ignorant“, so Lindner.
Internationaler Handel
Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao möchte China weiter für den internationalen Handel öffnen. Das erklärte der Gast aus dem Partnerland der diesjährigen Hannover Messe während der Eröffnungsfeier. „Wir werden vor allem auch die Gesetze zum Schutze des geistigen Eigentums verbessern“, so Wen Jiabao. Außerdem will China weiter verstärkt in die Bildung investieren. „Mittlerweile sind 23 Millionen Menschen an Universitäten in China eingeschrieben“, so der chinesische Ministerpräsident.
Allerdings habe China noch einen langen Weg der Industrialisierung vor sich. „Wir möchten vom „made in China“ weg, und hin zu „created in China“ kommen“, so Wen Jiabao.
Europäische Schuldensituation
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ging in ihrer Ansprache vor allem auf die Schuldensituation in Europa ein. „Eine zu hohe Verschuldung macht uns angreifbar“, so Merkel. Dennoch sei es wichtig, auch das Wachstum anzukurbeln. Man dürfe sich nicht totsparen. „Eine solide Haushaltsführung ist nicht im Widerspruch zur Unterstützung des Wirtschaftswachstums.“
Wie auch schon in den vergangenen Jahren präsentieren sich auch in diesem etliche Betriebe aus dem Großherzogtum auf der Hannover Messe in mehreren Hallen. Insgesamt sind in diesem Jahr auf der Messe rund 5.000 Unternehmen aus 69 Ländern vertreten. Im vergangenen Jahr hatte die fünftägige Industriemesse in Hannover insgesamt über 230.000 Besucher angelockt.
(Stefan Osorio-König/Hannover/Tageblatt.lu)
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