Vier Polizisten prügeln einen Schwarzen halb tot – und werden freigesprochen. Der Fall Rodney King führte vor 20 Jahren zu den letzten schweren Rassenunruhen in den USA.
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 1">Wie alles begann: Vier Polizisten prügelten in der Nacht zum 3. März 1991 hemmungslos auf Rodney King ein. Der junge Schwarze hatte sich einer Geschwindigkeitskontrolle durch Flucht entziehen wollen. Ein Anwohner filmte die Szene mit einer Videokamera. (dapd/ho)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 10">Ganze Straßenzüge... (AP/Paul Sakuma)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 11">...sahen aus... (dapd/hal Garb)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 12">...wie ein Kriegsgebiet. (dapd/Mike Nelson)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 13">Angesichts der Anarchie griffen Ladenbesitzer - viele davon koreanische Einwanderer - zu Selbstjustiz. Sie verteidigten ihr Eigentum mit Schusswaffen. (AP/John Gaps iii)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 14">Am 1. Mai trat Rodney King vor die Medien und rief erfolglos zu einem Ende der Gewalt auf. (AP/David Longstreath)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 15">Tags darauf forderte ein mehrheitlich aus Koreanern bestehender Demonstrationszug ein Eingreifen der Behörden und Kompensation für die erlittenen Schäden. (AP/Craig Fujii)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 16">Ein Friedensaufruf an der Kreuzung von Florence und Normandie Avenue in South Central. Hier hatten die Krawalle ihren Anfang genommen. (AP/Reed Saxon)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 17">Abgebrannte Pkws säumen die Straßen von LA. (dapd/hal Garb)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 18">Bild aus der gleichen Perspektive. 1992 oben und 2012 unten. (Tageblatt-Archiv/Hyungwon Kang)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 19">Bild aus der gleichen Perspektive. 1992 oben und 2012 unten. (Tageblatt-Archiv/Hyungwon Kang)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 2">Am 29. April 1992 wurden die Polizisten von einem Geschworenengericht, dem kein Schwarzer angehört hatte, freigesprochen. Das Urteil sorgte für heftige Kritik und löste in Los Angeles eine mehrtägige Orgie der Gewalt aus. Allein im Stadtteil South Central wurden rund 800 Gebäude niedergebrannt. (AP/Nick ut)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 20">Erst mit massiver Unterstützung durch Militär und Nationalgarde brachte die Polizei die Lage am vierten Tag unter Kontrolle. Hier besteigen Soldaten auf dem Militärflugplatz von Monterey eine Maschine, die sie nach Los Angeles bringt. (AP/Eric Risberg)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 21">Zwei Nationalgardisten bewachen ein Postgebäude in South Central. Erst am 4. Mai flauten die Unruhen endgültig ab. (AP/joe Marquette)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 22">Die Bilanz der Los Angeles Riots: 53 Tote, mehr als 2.000 Verletzte, rund 7.000 Festnahmen und Sachschäden von rund einer Milliarde Dollar. (AP/David Longstreath)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 23">Der damalige Präsidentschaftskandidat Bill Clinton besichtigt die Folgen der Krawalle. Bis heute klaffen in South Central, das seit 2003 South Los Angeles heißt, Lücken - ein Sinnbild für gebrochene Versprechen in Sachen Wiederaufbau. (AP/David Longstreath)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 24">Viele griffen damals zur Selbsthilfe und räumten die Trümmer weg, unter ihnen auch der aus der Serie "Miami Vice" bekannte Schauspieler Edward James Olmos (Mitte). (AP/John Gaps iii)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 25">Rodney King heute. Er erstritt vor Gericht eine Entschädigung von 3,8 Millionen Dollar. Glück hat sie ihm nicht gebracht. Er scheiterte beruflich und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Zum Jahrestag hat der 47-Jährige ein Buch veröffentlicht mit dem Titel "The Inner Riot" (Der innere Aufruhr). (AP/Matt Sayles)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 3">Unzählige Autos wurden in Brand gesteckt. Die Feuerwehr war mit den Löscharbeiten ebenso überfordert... (AP/Douglas C. Pizac)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 4">... wie die Polizei mit der gesamten Situation. In South Central brach die öffentliche Ordnung zusammen. (dapd/Carlos Schiebeck)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 5">Plünderer rissen sich alles unter den Nagel...
(AP/Nick ut)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 6">...was sie mitschleppen konnten. (dapd/Mike Nelson)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 7">Das Diebesgut wurde teilweise mit Einkaufswagen weggebracht. (Tageblatt-Archiv/Hyungwon Kang)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 8">Viele Läden wurden nicht nur geplündert,... (AP/Paul Sakuma)
" media="screen and (min-width:768px)">" data-splide-lazy="" alt="Diashow 1770 – 1992: Bürgerkrieg in Los Angeles – 9">...sondern auch angezündet. (dapd/Mike Nelson)
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
" alt="">
Das Video ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Am frühen Morgen des 3. März 1991, kurz vor 1 Uhr, prügelten vier Polizisten in Los Angeles hemmungslos auf den 25-jährigen Rodney King ein, einen Kleinkriminellen, der auf der Interstate 210 mit übersetzter Geschwindigkeit gemessen worden war. Er hatte zu flüchten versucht, weil er alkoholisiert war und um seine Bewährung wegen eines Raubdelikts fürchtete, wie er aussagte.
Bei der Verhaftung leistete King Widerstand. Ein Anwohner filmte die Szene mit seinem Camcorder. Das im Original mehr als neun Minuten lange Video zeigt, wie die Polizisten King mit mehr als 50 Stockschlägen und sechs Tritten traktierten. Sie schlugen auch dann noch auf den jungen Schwarzen ein, als er längst wehrlos am Boden lag. Rodney King wurde schwer verletzt, er erlitt eine Hirnerschütterung und mehrere Knochenbrüche.
Bush ist verärgert
Die vier Polizisten – drei Weiße und ein Latino – wurden wegen Körperverletzung angeklagt. Auf Antrag der Verteidigung fand der Prozess in Simi Valley statt, einer Ortschaft, in der kaum Schwarze lebten. Folglich befand sich unter den Geschworenen auch kein Afroamerikaner. Deren Verdikt, das am 29. April 1992 live im Fernsehen übertragen wurde, lautete: Freispruch. Rodney King habe es in der Hand gehabt, die Prügelei zu beenden, hiess es als Begründung – angesichts der Videoaufnahmen ein Hohn.
Entsprechend heftig wurde das Urteil kritisiert. Selbst Präsident George Bush senior äußerte sein Missfallen. Doch nicht alle beliessen es beim verbalen Protest. Unter den Schwarzen in Los Angeles entlud sich aufgestauter Frust in einer Orgie der Gewalt, wie sie die USA selbst während der Bürgerrechtsbewegung der 50er- und 60er-Jahre nie erlebt hatten – während Tagen herrschten in LA bürgerkriegsähnliche Zustände.
«Können wir uns nicht einfach vertragen?»
Geschäfte wurden geplündert, Häuser und Autos in Brand gesteckt. Wer keine dunkle Hautfarbe hatte, musste um sein Leben fürchten. Für Entsetzen sorgte etwa der Fall des weissen Lastwagenfahrers Reginald Denny, der am Abend des 29. April an einer Kreuzung von mehren jungen Schwarzen aus dem Wagen gezerrt und beinahe tot geschlagen wurde. Die Szene wurde von einem News-Helikopter live übertragen. Die überforderte Polizei hatte sich da längst zurückgezogen, die öffentliche Ordnung war faktisch zusammengebrochen.
In diesem Vakuum wurde auf die Gewalt mit Selbstjustiz reagiert. Ladenbesitzer verteidigten sich und ihr Eigentum mit Schusswaffen. Am 1. Mai trat Rodney King vor die Medien und rief zu einem Ende der Unruhen auf: «Können wir uns nicht einfach vertragen?» Doch erst am vierten Tag brachte die Polizei mit massiver Unterstützung von Armee und Nationalgarde die Lage einigermaßen unter Kontrolle. Die verheerende Bilanz: 53 Tote, mindestens 2.000 Verletzte, mehr als 7.000 Verhaftungen und Sachschäden von rund einer Milliarde Dollar.
Soziale und ethnische Spannungen
Die USA hatten die schlimmsten Rassenkrawalle ihrer jüngeren Geschichte erlebt. Das Epizentrum war der Stadtteil South Central, der traditionell von Schwarzen bewohnt war. Diese waren nicht nur von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen, sondern fühlten sich auch von der Polizei schikaniert. Das Rodney-King-Video zeigte Szenen, die ihnen nur zu vertraut waren. Der Freispruch für die Polizisten lieferte den Funken, der zur Explosion führte.
Verstärkt wurde das Konfliktpotenzial durch den Zustrom von Einwanderern aus Lateinamerika und Korea. 1992 stellten die Schwarzen noch etwa die Hälfte der Bevölkerung von South Central. Die geschäftstüchtigen Koreaner hatten viele Läden übernommen, was bei den Schwarzen für Neid sorgte. Als eine koreanische Ladenbesitzerin, die eine 15-jährige Schwarze als vermeintliche Ladendiebin von hinten erschossen hatte, mit fünf Jahren auf Bewährung davonkam, nahmen die Spannungen zwischen den Volksgruppen weiter zu.
Noch heute klaffen Lücken
Ein Jahr nach den «Los Angeles Riots» wurden die vier Polizisten im Fall Rodney King erneut vor Gericht gestellt. Weil in den USA niemand zweimal wegen des gleichen Vergehens angeklagt werden kann, wurden sie beschuldigt, die Bürgerrechte von Rodney King verletzt zu haben. Zwei Polizisten erhielten je 30 Monate Gefängnis, die anderen beiden wurden erneut freigesprochen. Dieses Mal blieben Ausschreitungen jedoch aus.
In South Central, das seit 2003 South Los Angeles heisst, hat sich die Bevölkerungsstruktur weiter verändert. Rund zwei Drittel der Einwohner sind heute Latinos, schreibt die «New York Times». Die sozialen Probleme aber sind geblieben: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, wer einen Job hat, verdient kaum mehr als den Mindestlohn. Und wo damals Häuser zerstört wurden, klaffen vielfach auch 20 Jahre danach noch Lücken – «eine hartnäckige Erinnerung an die gebrochenen Versprechen, die Gegend wieder aufzubauen», so die «New York Times».
Trayvon Martin als neuer Fall King?
Rodney King erstritt vor Gericht eine Entschädigung von 3,8 Millionen Dollar. Glück hat sie ihm nicht gebracht. Er scheiterte beruflich und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Noch heute leidet er unter Nachwirkungen der Schläge in Form von Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen. Zum Jahrestag hat der heute 47-Jährige ein Buch veröffentlicht mit dem Titel «The Inner Riot» (Der innere Aufruhr). Auf der Promotour wird er immer wieder auf einen Fall angesprochen, der viele an damals erinnert: Den schwarzen Teenager Trayvon Martin, der in Florida von einem Nachbarschaftswächter erschossen wurde.
Zwar kam es zu Protesten, doch gewalttätige Ausschreitungen blieben aus. Der Prozess gegen den mutmasslichen Todesschützen George Zimmerman wegen vorsätzlicher Tötung muss allerdings erst noch stattfinden. Niemand weiss, was bei einem allfälligen Freispruch geschehen wird. «Die Familie verdient Gerechtigkeit», meinte Rodney King. Gleichzeitig mahnte er zur Mäßigung: «Wir müssen unsere Wut im Zaun halten.»
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können