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Pilgerfahrt ins Videospiele -Mekka

Pilgerfahrt ins Videospiele -Mekka

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Vancouver ist eine Hochburg der Videospiele-Industrie. Davon konnte sich Erbgroßherzog Guillaume während seines Aufenthaltes in Kanada überzeugen.

Bei seinem Besuch in den Studios von Electronic Arts (EA) lernte er, wie Motion Capturing funktioniert und wie begeistert die Kanadier wirklich von Eishockey sind.

Kanada ist der drittgrößte Videospiele-Produzent der Welt nach den USA und Japan. In Kanada und im Speziellen in Vancouver haben sich so ziemlich alle angesammelt, die in der Videospielebranche Rang und Namen haben. Und das nicht ohne Grund. Die lokale Regierung in Vancouver unterstützt diesen Sektor aktiv, ähnlich wie die Regierung in Luxemburg die Sektoren ICT, Logistik und Biomedizin unterstützt.

Steuern, wichtigesElement der Politik

Das wohl wichtigste Element dieser Politik: ein Steuerkredit von 17,5 Prozent der Arbeitskosten, wie man bei EA erklärt. Alleine in Vancouver arbeiten weit über 1.000 Person für den Spielebetrieb Electronic Arts – insgesamt sind es ungefähr 4.000.

Freilich kommen die Unternehmen nicht nur wegen der Steuern. Es sind auch die zahlreichen gut qualifizierten Arbeitskräfte – die Universitäten der Region haben sich mittlerweile auf digitale Medien umgestellt und produzieren Talente für diesen Arbeitsmarkt. Ein qualifizierter Mitarbeiter der Branche, so heißt es bei EA, verdient rund 80.000 kanadische Dollar im Jahr.

Arbeitsbedingungen

Zu dem relativ hohen Gehalt gesellen sich Arbeitsbedingungen, wie man sie sonst nur von Bildern aus der Zentrale des Internetriesen Google kennt. Der Sitz von EA beherbergt ein ganzes Basketballfeld, auf dem die Mitarbeiter sich austoben können. „Glückliche und gesunde Mitarbeiter machen eine bessere Arbeit“, lautet das Kredo bei EA. Ein weiterer Punkt, der Vancouver zu einem beliebten Arbeitsplatz macht: die relative Nähe zu Kalifornien und das Klima.

Austoben können die Mitarbeiter sich auch während ihrer Arbeit. Beim Besuch des Studios, in dem EA Bewegungen lebendiger Personen in Computermodelle umsetzt – das Verfahren heißt Motion Capturing – konnte Erbgroßherzog Guillaume die 118 Kameras bestaunen, mit denen Bewegungen bis ins kleinste Detail erfasst und auf die Spielfigur übertragen werden. Dadurch wirken die Figuren lebendiger. Die Technik ist kein Firmengeheimnis. Im Grunde kann sich jeder solche Kameras kaufen. Jedoch sind 118 solcher Kameras eine bedeutende Investition und EA-Aussagen zufolge das größte permanente Studio dieser Art weltweit.

Eishockey, Basketball, Fußball …

Der Aufwand ist berechtigt: In Vancouver werden vor allem Sport-Titel wie die Eishockey-Spiele von Electronic Arts produziert. Einmal im Jahr, pünktlich zum Saisonbeginn, kommt eine aktuelle Version auf den Markt. Und die Fans wünschen, dass alles perfekt ist. Dazu passt eine Anekdote, die die Spielemacher von EA erzählen: Ein amerikanischer Basketball-Spieler schnitt sich während der Saison das lange Haar kurz. EA musste daher einen „Patch“, also ein Update bereitstellen, um das virtuelle Gegenstück des Spielers auf den neusten Stand zu bringen.

In Vancouver ist Eishockey zwar Sportart Nummer eins, doch hier entsteht auch die FIFA-Serie des Labels. Sie alleine sorgte seit ihrem Bestehen für fünf Milliarden Dollar Umsatz. Insgesamt nahm EA 2011 4,2 Milliarden US-Dollar ein. Dabei begann die Geschichte des Konzerns in Vancouver eigentlich ganz bescheiden in einem Wohnzimmer Anfang der Neunziger. Zwei Schüler programmierten in ihren Ferien Spiele und gründeten das Unternehmen „Distinctive Software“. EA kaufte das Unternehmen auf – der Anfang der Software-Industrie in Vancouver.