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Facebook wirbelt Börse durcheinander

Facebook wirbelt Börse durcheinander
(dpa)

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Facebook ist an der Börse angelangt, doch ein fulminantes Debüt mit atemberaubenden Kursgewinnen blieb dem weltgrößten Online-Netzwerk versagt.

Facebook schreibt Geschichte: Das Online-Netzwerk hat am Freitag den größten Börsengang eines Internet-Unternehmens aller Zeiten geschafft. Doch eine ganze Serie an Pannen vermiesten den Börsianern und sicherlich auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Feierlaune. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.

Die Aktie machte mit dem ersten Kurs einen Sprung von 10,5 Prozent auf 42 Dollar – doch dann gab es eine Schrecksekunde: Nach etwa 20 Minuten auf dem Markt rutschte die Aktie bis auf den Ausgabekurs von glatt 38 Dollar ab. Tiefer ging es jedoch nicht. Ein Eingreifen der Banken dürfte eine Blamage verhindert haben und der Kurs tippelte Schritt um Schritt wieder nach oben.

Alles unter Kontrolle

Zum Startkurs war das Unternehmen mit seinen 900 Millionen Mitgliedern sagenhafte 115 Milliarden Dollar wert. Gründer Mark Zuckerberg läutete die Glocke zum Handelsstart der Technologiebörse Nasdaq vom Firmengelände in Kalifornien aus, gekleidet in seinen bekannten dunklen Kapuzenpullover und umgeben von jubelnden Mitarbeitern. Acht Jahre nach der Gründung in einer Studentenbude ist Facebook damit endgültig zu einem Weltkonzern geworden.

Das Vermögen von Gründer und Chef Zuckerberg schwankt mit jeder Dollar-Marke beim Aktienkurs gleich um 500 Millionen Dollar. Zum ersten Kurs von 42 Dollar war der 28-Jährige am Freitag bereits 21,1 Milliarden Dollar schwer. Insgesamt nahmen das Unternehmen und seine Alteigentümer 16 Milliarden Dollar ein. Zuckerberg hat einen Teil seiner Aktien verkauft, aber nur, um fällige Steuern zu begleichen. Zuckerberg behält mit seinem verbleibenden Anteil die Kontrolle fest in der Hand.

Eine starke Nachfrage

Zuckerberg feierte den Erfolg zusammen mit seinen Mitarbeitern mit einem nächtlichen «Hackathon» – einer Veranstaltung, bei der bis in die Morgenstunden unter Einfluss von viel Koffein und lauter Musik Software geschrieben wird. Der Höhepunkt kam am frühen Freitagmorgen kalifornischer Zeit: Umgeben von Hunderten jubelnden Mitarbeitern startete Zuckerberg von Menlo Park aus den Nasdaq-Handel im fernen New York.

Die Nasdaq hatte lange Probleme, einen ersten Kurs für Facebook zu nennen. Der ursprünglich für 17.00 Uhr europäischer Zeit angekündigte Handelsbeginn verzögerte sich schließlich um ein halbe Stunde. Die Aktie der selbst börsengelisteten Nasdaq fiel angesichts der Panne. Nach den ersten Minuten pendelte sich der Facebook-Kurs bei etwa 40 Dollar ein.

Kein gewöhnliches Unternehmen

Mit den ersten Kursen blieb ein drastischer Kurssprung, den einige Beobachter erwartet hatten, zunächst aus. Die Nachfrage der Investoren war in den vergangenen Wochen derart stark, dass Facebook seinen Börsengang mehrfach ausweitete. Deswegen war zum Teil damit gerechnet worden, dass private Anleger, die bei der Aktienplatzierung kaum zum Zuge gekommen waren, im Handel entsprechend beherzt zugreifen.

Zuckerberg verzichtete darauf, die Nasdaq-Glocke direkt auf dem Börsenparkett zu läuten. Es ist ungewöhnlich, dass ein Firmenchef den symbolischen Termin auf dem Börsenparkett schwänzt. Allerdings ist Facebook auch kein gewöhnliches Unternehmen.

Die Milliardenmarke knacken

Das macht ein Vergleich mit dem Suchmaschinenprimus Google deutlich, dem bisherigen Rekordhalter bei den Internet-Börsengängen. Damals, im Jahr 2004, wechselten Aktien für 1,7 Milliarden Dollar den Besitzer, und Google kam auf eine Gesamtbewertung von 23 Milliarden Dollar. Heute sind es gut 200 Milliarden Dollar.

Der Börsengang des Sozialen Netzwerks ist der Höhepunkt einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Zuckerberg hatte Facebook zusammen mit Kommilitonen 2004 als digitales Jahrgangsbuch für Studenten auf die Beine gestellt. Schon im ersten Jahr zog das Netzwerk rund eine Million Nutzer an. Noch in diesem Jahr soll die Milliardenmarke geknackt werden.

Kaum noch Werbung

Die hohe Nutzerzahl macht Facebook für die Werbeindustrie interessant und erklärt die hohe Nachfrage der Investoren. Facebook ist allerdings eine Wette auf die Zukunft, denn noch sehen die Geschäftszahlen im Vergleich zu anderen Konzernen mau aus: Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei vergleichsweise schmalen 3,7 Milliarden Dollar und der Gewinn bei 1 Milliarde Dollar.

Zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob die Mega-Milliarden-Wette aufgeht. So will General Motors als einer der weltgrößten Werbetreibenden vorerst keine Anzeigen mehr auf Facebook schalten, weil man die Nutzer damit kaum erreiche. Überdies nutzen immer mehr Menschen Facebook auf ihren Smartphones, wo kaum Werbung zu sehen ist und entsprechend die Einnahmen ausbleiben.

Eisen im Feuer

Die Zweifel hielten die Investoren letztlich aber nicht davon ab, zuzugreifen. Zusammen mit der sogenannten Mehrzuteilungsoption – eine Art Aktienreserve der Banken – könnte Facebook bis zu 18,4 Milliarden Dollar einsammeln.

Damit würde das Zuckerberg-Unternehmen an die beiden größten Börsengänge der US-Geschichte anschließen: Die Kreditkartenfirma Visa hatte 2008 inklusive Mehrzuteilung 19,7 Milliarden Dollar eingenommen und der Autokonzern General Motors im Jahr 2010 nach seinem Neustart 18,1 Milliarden Dollar. Weltweit waren lediglich die Börsengänge dreier chinesischer Finanzkonzerne noch größer.

Zuckerberg selbst hat 30 Millionen seiner Anteilsscheine verkauft und damit gut 1,1 Milliarden Dollar eingenommen. Er besitzt aber noch einen Anteil im Gegenwert von mehr als 19 Milliarden Dollar. Auf der Liste der reichsten Menschen der Welt des Finanzdienstes Bloomberg hat sich der 28-Jährige auf Platz 29 vorgeschoben – und liegt damit noch knapp vor den beiden Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin.