Regie-Altmeister Alain Resnais (89) hat für seinen Festivalbeitrag in Cannes ein großes französisches Starensemble zusammengetrommelt. In «You Ain’t Seen Nothin› Yet!» wirken neben anderen Michel Piccoli, Lambert Wilson, Sabine Azéma und Mathieu Amalric mit. Sie spielen sich in der deutschen Koproduktion, die am Montagabend Premiere feiern sollte, selbst: «You Ain’t Seen Nothin› Yet!» erzählt von Schauspielern, die nach dem Tod eines Theaterregisseurs in dessen Haus in Südfrankreich zusammenkommen und das Stück «Eurydike» nachspielen.
Resnais, einer der Vertreter der Filmbewegung Nouvelle Vague, inszeniert sein Werk als eine Art doppeltes Theaterstück. Denn in dem Haus des verstorbenen Regisseurs sehen die Schauspieler Aufnahmen einer jungen Theatergruppe, die das in der Gegenwart spielende «Eurydike» des Autors Jean Anouilh aufführt. Davon inspiriert schlüpfen auch die älteren Schauspieler in die Rollen des Stückes, die sie einst mit dem Regisseur einstudiert hatten.
Clever in Szene gesetztes Kammerspiel
Anouilhs Stück «Eurydike» gibt es ja tatsächlich – und einige der Schauspieler, wie Azéma und Wilson, spielten in der Vergangenheit auch in (anderen) Stücken von Anouilh mit. Deswegen wirkt «You Ain’t Seen Nothin› Yet!» wie ein clever in Szene gesetztes Kammerspiel, bei dem die Grenzen zwischen Spiel und Realität immer wieder zu verschwinden scheinen. Der Film läuft bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Cannes im Wettbewerb.
Dort zeigte am Montag auch Abbas Kiarostami seinen Beitrag «Like Someone in Love». Der 71-jährige Iraner drehte dieses Mal in Japan, wo er eine junge Prostituierte und einen älteren Soziologie-Professor zusammentreffen lässt. Ihr Treffen in Tokio verläuft allerdings anders als erwartet, und die beiden ungleichen Protagonisten bleiben länger zusammen als ursprünglich geplant.
Isabelle Huppert zog es für «In Another Country» ebenfalls nach Asien: In dem Werk des Südkoreaners Hong Sang-soo verkörpert sie gleich drei unterschiedliche Frauen, die alle Anne heißen und für einige Zeit nach Südkorea in ein kleines Hotel an der See reisen. Zusammengeführt werden die drei Geschichten von der Rahmenhandlung: Eine junge Filmstudentin sitzt mit ihrer Mutter in eben diesem Ort fest und schreibt Drehbücher, um sich abzulenken. Dabei kommen drei verschiedene Filmepisoden heraus, in denen Huppert jedes Mal mit ihrem Spiel und Witz überzeugen kann.
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