Es ist so etwas wie der Heilige Gral für Journalisten auf der ganzen Welt: Ein Fernsehinterview mit Neil Armstrong, dem ersten Menschen auf dem Mond, führen zu dürfen. Nur einer Handvoll Menschen war diese Ehre in den vierzig Jahren seit der Mondlandung vergönnt. Während Edwin «Buzz» Aldrin, der berühmteste «Zweite» des letzten Jahrhunderts, das Rampenlicht suchte und oft und gerne Auskunft über die erste Mondlandung von 1969 gab, zog sich Armstrong fast vollständig zurück.
Doch nun ist ausgerechnet einem Buchhalter gelungen, was den meisten Reportern seit Jahrzehnten versagt blieb. Alex Malley, CEO der australischen Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft CPA, konnte den früheren Astronauten für ein einstündiges Interview vor laufenden Kameras gewinnen. Wieso ein Buchhalter? Nun, Armstrongs Vater war staatlicher Rechnungsprüfer und Malley schien dem früheren Astronauten wohl deshalb vertrauenswürdig zu sein.
50 Prozent Erfolgschancen
Im Gespräch gab der 82-Jährige, der bei öffentlichen Auftritten stets nervös wirkt, frei von der Leber Auskunft über seine aussergewöhnliche Leistung. So liess er den Schreckensmoment Revue passieren, als der Autopilot der Mondlandefähre «Eagle» zu erkennen gab, dass er die Mondfähre auf ein wahres Minenfeld von Abhängen und Felsen zusteuerte. «Diese Hänge waren steil, die Felsen riesig – gross wie Autos», erklärte er gegenüber Malley. «Das war sicherlich kein Ort, wo ich landen wollte, also übernahm ich vom Computer und schaltete auf manuelle Steuerung. Wie in einem Helikopter, Richtung Westen, versuchte ich einen ebeneren, flacheren Landeort zu finden.»
«Mir ging der Treibstoff aus», erzählt Armstrong weiter. «Ich hatte für weniger als zwei Minuten Treibstoff.» Während der frühere Testpilot weiter nach einer geeigneten Stelle für eine Landung suchte, ertönte die 30-Sekunden-Warnung. «Ich musste dort ziemlich schnell runter auf den Boden, bevor der Tank leer war.» Die Welt hielt damals den Atem an, bevor Armstrongs erlösende Worte kamen: «Hier ist die Tranquility-Base, der ‹Eagle› ist gelandet.» Dieser Satz ist Armstrong übrigens wichtiger als sein berühmter Ausspruch «Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung für die Menschheit.» Armstrong hat seine Rolle als Legende immer heruntergespielt.
Dass die Mondlandung überhaupt gelingen würde, wurde von den Experten damals keineswegs als sicher betrachtet. «Ich denke, wir hatten eine 90 prozentige Chance, wieder sicher zur Erde zu gelangen, aber nur eine 50-50 Chance, beim ersten Versuch eine Landung hinzubekommen. Es gab so viele Unbekannte, wie man von der Mondumlaufbahn auf dessen Oberfläche gelangt. Das konnte zuvor nicht in Tests erprobt werden. Es gab eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass da etwas sein würde, das wir nicht richtig verstehen könnten und uns dazu veranlasst hätte, ohne Landung zurück zur Erde zu fliegen», sagte Armstrong und gab zu bedenken, dass jeder das Risiko kannte und akzeptierte. «Als Kampfpilot im Koreakrieg war ich weit grösseren Gefahren ausgesetzt.»
Die Menschen lieben Verschwörungstheorien
Mit der aktuellen US-Regierung geht er wegen der Kürzung des NASA-Budgets hart ins Gericht: «Das [Apollo]-Programm war eine der erfolgreichsten öffentlichen Investitionen für die Motivation von Studenten, sich anzustrengen und das Beste zu geben. Es ist sehr traurig, dass wir heute in die entgegengesetzte Richtung marschieren», klagte er im Interview, das in der australischen TV-Show «Bottom Line» ausgestrahlt wurde. Die Sendung wird übrigens von CPA gesponsert.
Alex Malley, der das Interview als bekennender Armstrong Fan souverän führte, wagte es schliesslich sogar noch, das Thema überhaupt anzusprechen: «War die Mondlandung ein Fake?» Armstrong antwortete amüsiert: «Die Menschen lieben Verschwörungstheorien. Sie sind sehr attraktiv, aber mich haben sie nie gekümmert. Ich weiss, eines Tages wird jemand zurück fliegen und die Kamera finden, die ich dort gelassen habe.»
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