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Popmusik klingt immer trauriger

Popmusik klingt immer trauriger

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Popmusik klingt nach einer neuen Studie der Freien Universität Berlin (FU) heute oft trauriger und vielschichtiger als noch in den 60er Jahren.

Für ihre Untersuchung haben Soziologen und Musikpsychologen rund 1000 Titel der US-Charts aus den Jahren 1965 bis 2009 analysiert. Kriterien waren dabei zum Beispiel, ob die Stücke in den Tonarten Dur oder Moll geschrieben waren und welches Tempo sie hatten. Beides ist wichtig dafür, wie ein Song auf Hörer wirkt: Schnelle Dur-Stücke wie der Beatles-Ohrwurm «She loves you» machen eher fröhlich, langsame Moll-Balladen wie «Hotel California» von den Eagles eher traurig.

«Seit den 60er Jahren hat sich die Anzahl der Pop-Hits in Moll nahezu verdoppelt», sagt FU-Soziologe Christian von Scheve. Es gebe heute auch mehr Titel, die gemischte Gefühle transportieren. Zum Beispiel Stücke in Moll, die vergleichsweise schnell seien. Oder Titel in Dur, die sehr langsam daherkämen. Das mache eine Ambivalenz aus, die es früher selten gab, ergänzte der Forscher. Damals seien Titel eher nur fröhlich oder nur traurig gewesen. Im Schnitt sei die Musik in den Charts seit den 1960er Jahre auch langsamer geworden.

Popmusik gilt als Spiegel der Gesellschaft. Dass mit mehr traurigen Pop-Songs auch eine deprimiertere Stimmung in der Bevölkerung verbunden ist, glaubt von Scheve allerdings nicht. Die Wissenschaftler vermuten eher, dass heute weit mehr Gefühle zugelassen werden als noch in den 60er Jahren – und die Welt seltener in schwarz oder weiß eingeteilt wird. «Die Leute neigen dazu, Ambivalenz und Komplexität in der Musik mehr zu schätzen», sagt der Wissenschaftler. Klassische Musik habe zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert eine erstaunlich ähnliche Entwicklung genommen.