Sie sank auf die Knie, vergoss Freudentränen und tanzte danach jubelnd über den Platz: Die neue Weltranglisten-Erste Maria Scharapowa hat sich zur Sandplatzkönigin von Paris gekrönt. Die «göttliche Diva» («L’Equipe») besiegte am Samstag im Eiltempo die italienische Überraschungsfinalistin Sara Errani mit 6:3, 6:2. Damit sicherte sich die in Florida lebende Russin als zehnte Spielerin der Tennis-Geschichte einen Karriere-Grand-Slam. Einzig Roland Garros auf der eigentlich ungeliebten roten Asche, auf der sie sich einst wie eine «Kuh auf Eis» gefühlt hatte, hatte in der Sammlung noch gefehlt.
Martina Navratilova hatte schon vor dem Match respektvoll gesagt: «Maria ist ein Superstar. Und es ist immer gut, wenn es ein Superstar ist, der an der Spitze steht.» Dass Scharapowa von diesem Montag an erstmals seit vier Jahren wieder die Nummer eins der Tenniswelt wird, stand schon durch ihre Finalteilnahme fest. Mit ihrem ersten Titel am Bois de Boulogne vergoldete sie nun ihr bemerkenswertes sportliches Comeback nach ihrer Schulter-OP 2008. Bis auf Platz 126 war die bestverdienende Sportlerin der Welt zwischenzeitlich abgestürzt.
Keine Chance für Errani
Schon als Scharapowa in den Katakomben den Court Philippe Chatrier noch ein schnelles Prematch-Statement in die TV-Kameras gab, war sie hochkonzentriert. «Es ist ein spezieller Moment», hauchte sie knapp ins Mikro. Und ihr erstes Paris-Endspiel bestritt sie dann wie in einem Konzentrationstunnel: Die souveräne Scharapowa, die in diesem Jahr auch schon Stuttgart und Rom auf Sand gewonnen hatte, ließ der etwas nervös wirkenden Errani keine Chance.
Errani, nur zehn Tage jünger als Scharapowa, stand überhaupt erst als zweite Italienerin in einem Grand-Slam-Finale (nach Francesca Schiavone 2010 und 2011 in Paris). Immerhin feierte die taktisch klug spielende, laufstarke Sandplatzspezialistin 2012 schon drei Turniersiege auf Asche. Im Turnierverlauf hatte sie zwei frühere Paris-Siegerinnen (Ana Ivanovic und Swetlana Kusnezowa), die deutsche Top-Ten-Spielerin Angelique Kerber und US-Open-Gewinnerin Samantha Stosur ausgeschaltet.
Brachiale Grundschläge
Gegen Scharapowas brachiale Grundschläge war sie aber machtlos – schon nach 15 Minuten hieß es 4:0 für die Russin. Die Kämpfernatur Errani, 24 Zentimeter kleiner als 1,88-Meter-Athletin Scharapowa, kann sich mit ihrem mit Abstand fettesten Karriere-Preisgeldscheck über 625 000 Euro und dem Doppel-Titel trösten. Zudem klettert sie von Platz 24 auf zehn und wird die neue italienische Nummer eins.
Nach einem einseitigen Finale durfte Scharapowa im Stade Roland Garros – wo sich auch Steffi Graf 25 Jahre nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel für einen Sponsorentermin auf der Anlage zeigte – jubeln, als Errani nach 89 Minuten ein Stoppball misslang. «Ich liebe Shopping in Paris – welches Mädchen tut das nicht?», hatte sie jüngst über ihre Lieblingsstadt gesagt. Mit ihrer Siegprämie von 1,25 Millionen Euro kann sie nun nach Herzenslust einkaufen.
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