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Umkämpfter Handy-Markt im Visier

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Der Technologiekonzern Huawei hat ehrgeizige Ziele. Massiv wird in Innovation investiert. Das größte Privatunternehmen Chinas gilt als Erfolgsgeschichte. Jetzt will Huawei mit Smartphones die Herzen der Verbraucher erobern.

Der chinesische Technologiekonzern Huawei hat große Expansionspläne. Nach den Netzwerken nimmt der zweitgrößte Telekom-Ausrüster der Welt jetzt die heiß umkämpfte Smartphone-Sparte ins Visier und setzt auch auf den Trend zum Cloud-Computing, also auf die Auslagerung von IT-Diensten aller Art ins Internet. In diesem Jahr will Huawei 100 Millionen Mobiltelefone verkaufen, davon 60 Millionen Smartphones.

Für die Expansion ins Handy-Geschäft baut Huawei sogar seine eigenen Chips, die künftig auch anderen Unternehmen angeboten werden. «In der Zukunft wird Huawei in der Lage sein, eigene Chiplösungen anzubieten – sei es für mobile Breitbandgeräte, Tabletcomputer oder Smartphones», sagt Vizepräsident Eric Xu.

Von sechs auf drei

Bis 2015 will der Konzern von Platz sechs zum drittgrößten Hersteller für Android-Handys aufsteigen – nach Samsung aus Südkorea und HTC aus Taiwan. Der starke Wettbewerb auf dem Handymarkt schreckt Huawei nicht. «Wenn wir kein Geld mit Smartphones machen können, können wir immer noch Geld mit unseren Chipset-Angeboten machen», sagt Xu. «Solange wir an jedem Smartphone-Chip verdienen, wird sich das tragen.»

Nicht nur bei den Chips setzt Huawei auf Innovation: In diesem Jahr sollen 4,5 Milliarden US-Dollar oder 20 Prozent mehr für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. Das größte chinesische Privatunternehmen will auch seine Präsenz in Deutschland ausbauen: Die Europa-Zentrale in Düsseldorf und das Entwicklungszentrum in München sollen erweitert werden. Auf seinem größten europäischen Markt hat Huawei bereits 1600 Arbeitsplätze geschaffen.

Handys und Tablets

Um mit Endgeräten wie Handys oder Tablet-Computern auch die Herzen der Verbraucher zu erobern, braucht es allerdings mehr als gute Produkte. «Im Geschäft zwischen Unternehmen muss man respektiert sein, aber von den Verbrauchern muss man geliebt werden», ist sich der Marketingchef der Gerätesparte, Shaoyang, der besonderen Herausforderungen auf dem Lifestyle- und Konsumentenmarkt bewusst. Die Herzen der Konsumenten zu erobern, sei eine große Aufgabe.

Vor drei, vier Jahren war Huawei in der Welt noch weitgehend unbekannt, gilt heute aber als eines der größten international tätigen chinesischen Unternehmen. «Es ist eine Erfolgsgeschichte», sagt ein deutscher Banker. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der südchinesischen Metropole Shenzhen operiert in 150 Ländern weltweit. 45 der 50 größten Netzwerkbetreiber arbeiten mit Anlagen von Huawei. Der Technologiekonzern ist weder staatlich noch an der Börse, sondern gehört seinen chinesischen Mitarbeitern, die Anteile halten. Mehr als 70 Prozent seiner weltweit 146 000 Mitarbeiter sind in China angestellt.

15 bis 20 Prozent Wachstum

Trotz schwacher Weltkonjunktur setzt sich Huawei auch in diesem Jahr ehrgeizige Wachstumsziele: 15 bis 20 Prozent. Doch so wie der Aufstieg Chinas weltweit Misstrauen auslöst, hat auch Huawei mit Vorurteilen oder gar Protektionismus zu kämpfen. In den USA, Australien und zuletzt auch in Deutschland wurden vage und nicht näher begründete «Sicherheitsbedenken» bemüht, um das Unternehmen von Aufträgen auszuschließen. Es wird auf vermeintliche Beziehungen zum chinesischen Militär verwiesen, weil Firmengründer Ren Zhengfei bis 1983 als Ingenieur in der Volksbefreiungsarmee gearbeitet hatte.

Das Unternehmen sieht sich ungerecht behandelt. Auch weil nie Beweise vorgelegt werden. In seiner Firmengeschichte hat Huawei immer eher Distanz zur Regierung gepflegt, was nach Expertenansicht auch seinen Erfolg erklärt. So musste das Unternehmen auf eigenen Füßen stehen, genoss dafür operationelle Freiheit. «Huawei ist in dem Hexenkessel eines brutal umkämpften Marktes groß geworden», sagt David Wolf, der ein Buch über Chinas Telekom-Industrie geschrieben. Der Experte hat auch keine Hinweise auf Militärbeziehungen gefunden.

Da Huawei noch vergleichsweise unbekannt ist, öffnet sich der Konzern in einer Weise, wie es für chinesische Unternehmen selten und selbst für manche westliche Firmen nicht selbstverständlich ist. «Wir glauben, dass unser Bekenntnis zu Offenheit und Transparenz entscheidend geworden ist für unseren Erfolg in der internationalen Expansion», sagt Huawei-Sprecher Roland Sladek, ein Deutscher, der heute in Shenzhen die Kommunikation für Huawei pflegt. «Es ist der einzige Weg ist, um falschen Vorstellungen und Sorgen über Huawei zu begegnen.»