Den zwei Beschuldigten wird vorgeworfen, sie seien schuld am Tod des Kindes. Zum einen sollen sie es so stark geschüttelt haben, dass es an einem Schütteltrauma gelitten hat. Zum anderen sollen sie den Säugling derart misshandelt haben, dass er blaue Flecken am ganzen Körper hatte. Die Angeklagten riskieren eine lebenslängliche Haftstrafe. Die Beschuldigten, die mittlerweile getrennt leben, schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Keiner von beiden will etwas mit der Tat zu tun haben.
Anfangs trat der Arzt, der das Baby operiert hat, vor den Präsidenten der Kriminalkammer, Prosper Klein. Es sei bereits zu spät für eine Notoperation gewesen, so seine Aussage. Wegen des unter dem Schädel entdeckten Hämatoms hätte das Kind vielleicht noch einige Tage überlebt, „doch es stand von Anfang aus fest, dass es nicht überleben konnte“, so der Arzt, der den Eltern noch am Tag der Notoperation berichtete, dass das Kind nur geringe Überlebenschancen habe.
Die Lage war ernst
Anschließend wurde die Chef-Krankenschwester als Zeugin gehört. Sie hat die Eltern erst am Tag nach der Einlieferung ihres Kindes getroffen. „Ich versuchte den Eltern zu verdeutlichen, dass die Lage sehr ernst ist und sie sahen ein, dass ihr Kind sehr schwer verletzt sei. Ich hatte den Eindruck, dass sie die Situation, in der sie sich befanden, auch verstanden haben“, so die Zeugin. Zudem sollen die Eltern laut der Zeugin gesagt haben, dass ihr Kind sich bereits seit mehreren Tagen in solch einer Lage befand. „Es schien mir von Anfang an nicht normal, dass das Kind überall am Körper blaue Flecken und Hämatome aufwies. Wir haben deshalb auch die Polizei in Kenntnis gesetzt“, sagte die Zeugin.
Laut Krankenschwester soll die Mutter des Säuglings gesagt haben, dass sie auch damit klarkäme, wenn ihr Kind mit einer Behinderung überleben würde. Sie hätte nämlich Erfahrung mit behinderten Kindern. Die Zeugin schilderte des Weiteren, dass es eher der Vater war, der Fragen gestellt hat. Die Mutter habe sich eher ruhig verhalten.
Danach trat die Polizistin, die die Ermittlung geleitet hat, vor dem Präsidenten der Kriminalkammer. „Wir wurden von den Ärzten ins Krankenhaus gerufen, da ein kleines Kind mit einem Schädelhirntrauma eingeliefert wurde“, so die Polizistin. Die Eltern hätten dort den Polizisten vor Ort versichert, nicht zu wissen, woher die Verletzungen stammten. Die Angeklagte soll auch gesagt haben, dass sie von ihren Eltern misshandelt worden sei. „In der Vernehmung hat die Beschuldigte gesagt, dass sie nicht mit ihrem Baby klarkommen würde. Sie bestätigte uns auch, dass der Vater des Kindes dieses oft in die Luft geworfen hat und es anschließend wieder aufgefangen hat. Dies sollte ein Spiel sein. Man muss allerdings wissen, dass die Decke über zwei Meter hoch war“, erklärte die Polizistin. Auch sollen die Eltern den Säugling nicht kindgerecht behandelt und es jeden Tag beim Spielen geschüttelt haben. Das sollen laut Zeugin auch mehrere Leute beobachtet haben.
Aussagen variierten
„Am Tag, als der Säugling beerdigt wurde, riefen wir beide Beschuldigten zur Polizeistelle. Wir stellten fest, dass sie vollkommen emotionslos wirkten. Man sah dem Paar nicht an, dass es von einer Beerdigung kam“, schilderte die Zeugin. Auch wollen die Polizisten bemerkt haben, dass den zwei Angeklagten die Lage, in der sie sich befanden, nicht bewusst war. Die Mutter des Kindes soll in der Vernehmung gesagt haben, dass der Vater das Kind gegen die Decke geworfen hat. Der Beschuldigte soll dieser Aussage allerdings an gleicher Stelle widersprochen haben. „Wir stellten fest, dass die Mutter ständig andere Aussagen machte“, so die Zeugin. Anschließend schilderte die Polizeibeamtin, dass die Zustände in der Wohnung katastrophal waren. „Es roch nach Urin und Kot, und die Wohnung war nicht eingerichtet, um ein Kind zu beherbergen“, erklärte die Zeugin.
Nächsten Montag wird der Prozess mit weiteren Zeugen, den Aussagen der Beschuldigten, den Plädoyers ihrer Rechtsanwälte und dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft fortgesetzt.
(Philippe Hammelmann/Tageblatt.lu)
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