Bei der Sanierung der mittelalterlichen Burgruine Landshut in Bernkastel-Kues (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Sie stießen auf Reste eines römischen Kastells, das womöglich das erste Bauwerk seiner Art in der römischen Provinz Belgica war. Das sagte Archäologe Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum Trier am Mittwoch in Bernkastel-Kues. Die rechteckige Anlage mit den Maßen 60 mal 30 Meter sei offenbar eine von mindestens 19 Bergbefestigungen, die Anfang des 4. Jahrhunderts oberhalb der Mosel angelegt worden seien, um die Kaiserresidenz in Trier zu schützen.
«Es ist ein Sensationsfund», sagte Gilles. Einerseits, weil damit erstmals eine römische Bergbefestigung im Moseltal mit Mauerresten belegt worden sei. Und: Mit der Entdeckung des «Princastellum» sei der Ort gefunden worden, der bisher nur aus der Literatur bekannt war. Es soll namensgebend für Bernkastel gewesen sein. Der Geograf von Ravenna, anonymer Verfasser eines geografischen Werks, habe Anfang des achten Jahrhunderts fünf Orte an der Mosel genannt: Trier, Neumagen, Princastellum, Karden und Koblenz. «Wir haben Princastellum in Bernkastel vermutet, aber keinen Beweis gehabt», sagte Gilles. Trier war von Ende des dritten bis Ende des vierten Jahrhunderts Kaiserresidenz.
Geschichte muss neu geschrieben werden
Die römische Festung in Bernkastel-Kues war offensichtlich äußerst massiv: Die freigelegten Mauern aus Quarzitsteinen sind 1,80 Meter dick, die sechs bis sieben Türme waren sechs mal sechs Meter groß. «Mit den Funden muss die Geschichte der Burg neu geschrieben werden», sagte der Stadtbürgermeister von Bernkastel-Kues, Wolfgang Port. «Wir haben ein Kastell gefunden, das verschollen war.» Dass die Reste gefunden werden konnten, liege daran, dass sie nur teilweise mit der mittelalterlichen Kernburg überbaut wurden.
Die Mauerreste waren im Zuge der Sanierung der mittelalterlichen Zwingermauer gefunden worden. Zudem hätten die Archäologen etwa 500 Meter südlich des Kastells einen «Vorposten» entdeckt, sagte Gilles. «Wir haben da einige konstantinische Münzen gefunden.» Mehr könne er noch nicht sagen. «Womöglich stehen wir erst am Anfang.» Die Kastell-Reste sollen für Besucher aufgearbeitet werden, sagte Port.
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