Die Twitter -Kanäle sind stumm, der Beschuldigte selbst sagt nichts, und die Teammitglieder halten sich bedeckt. Nach den schweren Doping-Anschuldigungen gegen Lance Armstrong
steht sein früherer Mentor und jetzige RadioShack-Nissan-Teamchef Johan Bruyneel im Bannstrahl der Vorwürfe von Jahre lang organisiertem Doping. Sein Auftritt – 2009 veröffentlichte er das Buch «Die Kunst zu siegen» – bei der am 30. Juni in Lüttich startenden Tour de France ist höchst ungewiss.
«Ich hoffe, die Fahrer, die damit nichts zu tun haben, müssen das jetzt nicht ausbaden», sagte RadioShack-Routinier Jens Voigt. In Frankreich wird ein Tour-Ausschluss des gesamten Teams diskutiert. Bjarne Riis war nach seinem Doping-Geständnis 2007 bei der Tour unerwünscht, im Jahr darauf war er allerdings schon wieder dabei.
Noch keine Stellungnahme
Bruyneel, der sportlich die Absage seines verletzten Kapitäns Andy Schleck verkraften musste, will das Tour-Team erst zum letztmöglichen Zeitpunkt benennen.
Der 47-jährige Ex-Profi aus Belgien, der Armstrong und den noch bis August Doping-gesperrten Alberto Contador
zu zusammen neun Toursiegen führte, ist seit Jahren höchst umstritten. Bei Zeugenaussagen im Fall Armstrong, der laut der Amerikanischen Anti-Doping-Behörde USADA auch den Verlust seiner sieben Toursiege zwischen 1999 und 2005 riskiert, tauchte sein Name immer wieder auf. Die USADA droht Bruyneel mit lebenslanger Sperre, der Weltverband UCI forderte ihn zu einer Stellungnahme auf.
Spekulationen um Andersen
Sollte das RadisoShack-Team ab 30. Juni fahren dürfen, Bruyneel aber zu Hause bleiben müssen, könnte Kim Andersen als Teamchef einspringen. Den meisten Fahrern um den potenziellen neuen Tour-Kapitän Fränk Schleck
wäre das wohl ohnehin lieber. Dass der Däne der erste Aktive war, der wegen Dopings lebenslang gesperrt wurde, ist längst vergeben.
Nach der im Vorjahr vollzogenen Fusion der Superteams Leopard-Trek und RadioShack war Bruyneel Teammanager des selbst ernannten «Real Madrids des Radsports». Aber trotz großer Namen und rund 15 Millionen Euro pro Saison vom Luxemburger Immobilien-Magnaten Flavio Becca blieben die Erfolge aus. Die Tour sollte alles rausreißen.
Kein Wechsel geplant
Die «L’Équipe» berichtete bereits von telefonischen Kontakten der Schleck-Brüder mit anderen Teams für die kommende Saison. Andere Gerüchte besagen, die Schlecks, Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara und Voigt stünden für nächstes Jahr kollektiv zum Absprung bereit. Dies wird von den genannten Fahrern aber dementiert.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können