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Italiener beschwören die Vergangenheit

Italiener beschwören die Vergangenheit

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Vor dem 2. EM-Halbfinale gegen Deutschland schwelgen die Italiener in Erinnerungen. Mit den WM-Siegen von 1970, 1982 und 2006 gegen die DFB-Elf stimmen sich dieAzzurri auf den Klassiker ein. Verlassen wollen sie sich auf das Italien-Trauma derDeutschen aber nicht.

Andrea Pirlo griff vor dem Klassiker gegen Lieblingsgegner Deutschland in die Psycho-Trickkiste. Eher beiläufig erinnerte Italiens genialer Spielmacher vor dem EM-Halbfinale am Donnerstagabend (28.06.12) (20.45 Uhr: ARD, TF1, La 1) in Warschau an die vielen Turnier-Duelle beider Teams und verwies diabolisch schmunzelnd auf die rabenschwarze Bilanz der DFB-Elf ohne einen einzigen Sieg. So bärenstark der Halbfinal-Rivale auch sein mag, Pirlo ist sicher: „Die Deutschen haben Angst vor uns.“

Deutschland – Italien

o So wollen sie spielen

Deutschland:
1 Neuer – 20 Boateng, 5 Hummels, 14 Badstuber, 16 Lahm – 7 Schweinsteiger, 6 Khedira – 21 Reus, 8 Özil, 10 Podolski – 23 Gomez
Es fehlt: keiner

Italien:
1 Buffon – 7 Abate, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini – 8 Marchisio, 21 Pirlo, 16 De Rossi – 18 Montolivo – 10 Cassano, 9 Balotelli
Es fehlt: Maggio (Gelb-Sperre)

o Schiedsrichter:
Lannoy (Frankreich)

o Bisherige Duelle:
7 Siege, 9 Unentschieden, 14 Niederlagen

o Anstoß:
Donnerstag (28.06.12) um 20.45 Uhr in Warschau (TV: ARD, TF1, La 1)

Pirlos Hinweis auf das Italien-Trauma der Deutschen macht den Azzurri Mut – und soll Philipp Lahm und Co. verunsichern. Zusammen mit Torhüter Gianluigi Buffon, Daniele De Rossi und Andrea Barzagli gehörte der Edeltechniker zum Weltmeister-Team 2006, das den damaligen Gastgeber im Halbfinale nach Verlängerung mit 2:0 bezwang. Auch jene, die nicht dabei waren, werten die Partie vor sechs Jahren als gutes Omen. „Ich glaube zwar nicht, dass die Deutschen uns gegenüber einen Minderwertigkeitskomplex haben. Aber sie respektieren uns mehr als andere. So wird es auch am Donnerstag (heute) sein“, prophezeite der Deutsch-Italiener Riccardo Montolivo.

„Achtung Italia“

Wie die Profis beschwören auch die Zeitungen des Landes die Historie und drucken Bilder von den glorreichen Siegen der Italiener in den WM-Halbfinals von 1970 und 2006 sowie im WM-Endspiel von 1982. „Sie haben Angst vor uns“, titelte Tuttosport in riesengroßen Lettern und die Gazzetta dello Sport warnte die DFB-Elf auf Deutsch mit der Schlagzeile: „Achtung Italia“.

Mit dem verdienten Viertelfinal-Sieg im Elfmeterkrimi gegen England kehrte die Hoffnungen auf einen neuerlichen Coup zurück. Wie schon 2006 redet kaum noch jemand über den Manipulationsskandal, der den heimischen Fußball damals wie heute vor Turnierbeginn erschütterte. Die turbulente Vorbereitung stärkte wieder auf wundersame Weise den Teamgeist der Azzurri. Ermutigt durch die bisher starken Auftritte wagte Pirlo vor der Partie gegen das hochgelobte Team von Joachim Löw sogar einen Vergleich mit dem amtierenden Welt- und Europameister: „Unser Mittelfeld ist so stark wie das der Spanier. Das haben wir bewiesen.“

Als Vater des Erfolges wird Cesare Prandelli gefeiert. Der 54 Jahre alte Trainer hat den ängstlichen Catenaccio überwunden und seinem Team landesuntypischen Angriffsfußball verordnet. Allen Warnungen zum Trotz setzt der „Kulturrevolutionär“ dabei auf schwierige Offensivspieler wie Antonio Cassano und Mario Balotelli. Da auch die Deutschen großen Wert auf Powerfußball legen, erwartet Pirlo einen attraktiven Schlagabtausch: „Es wird ein würdiges Halbfinale.“

Blockbildung

Doch zumindest in einer Hinsicht entsprechen die Azzurri noch dem alten Klischee. Nur vier Turniertore in vier Spielen erinnern an den Minimalismus vergangener Tage. Zumal nur ein Treffer aus dem Spiel heraus gelang: das 1:0 von Antonio Di Natale gegen Spanien.

Sowohl Prandelli als auch Löw setzen auf Blockbildung. In der Squadra Azzurra werden sechs Spieler von Meister Juventus Turin erwartet, in der Startelf der Deutschen ebenso viele von Bayern München.