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Aus für Papa Kellys Luftschloss

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Am Dienstag wurde ihr Wasserschloss Gymnich vor Gericht zwangsversteigert. Jetzt zieht ein reicher Privatier dort ein. Von der Musikerfamilie war nur noch Joey Kelly erschienen. Und der war heilfroh, das Schloss endlich los zu sein.

Am Ende ist für einen kurzen Moment noch mal alles so wie früher. Kameras drängen sich um Joey Kelly (39), und der Mann im schwarzen Anzug versichert, es gehe ihm großartig. «Ich bin erleichtert, begeistert. Es ist ein ganz großer Tag für mich.» Damit meint er nicht etwa einen neuen Plattenvertrag, sondern die Zwangsversteigerung des Familiensitzes Schloss Gymnich. Es spricht einiges dafür, dieses Ereignis als den Schlusspunkt der Kelly-Saga zu betrachten.

Um halb neun Uhr morgens hatte sich Joseph Maria Kelly im Amtsgericht Brühl eingefunden, einem Ort von niederschmetternder Nüchternheit, gleichsam der Gegenentwurf zum romantischen Wasserschloss Gymnich, das Papa Kelly vor 14 Jahren eben hier selbst ersteigert hatte. Für damals 13,1 Millionen D-Mark.

Es folgten Jahre, in denen Horden weiblicher Fans tage- und wochenlang vor den verschlossenen Schlosstoren campierten und die Anwohnerschaft mit ihrem Gekreische halb wahnsinnig machten. Aber bald wurde es stiller. Der Erfolg ließ nach, die jüngeren Kellys zogen aus, und 2002 starb der rauschebärtige Familienpatriarch Daniel Jerome Kelly im Alter von 71 Jahren.

Der mittelgroße Gerichtssaal ist immerhin bis auf den letzten Platz gefüllt, als Rechtspflegerin Andrea Zavelberg an diesem Morgen verkündet: «Ich fordere um 9 Uhr 21 zur Abgabe von Geboten auf.» Joey Kelly erhebt sich von seinem Platz in der ersten Reihe. Er bietet 1,5 Millionen. Die Vertreter der Gläubigerbank, die links von ihm sitzen, behalten ihn genau im Auge. Die Kellys haben Schulden. Und sie sind sich nicht einig, wie das Schloss künftig genutzt werden soll. Zwölf Eigentümer – das seien einfach zu viele, hatte Joey Kelly Anfang des Jahres der Nachrichtenagentur dpa erläutert. Da sei «immer jemand anderer Meinung».

Ein Schloss für 3 Millionen

Kelly wird schnell überboten. 1,9 Millionen kommen von einem dicken Mann im Nadelstreifenanzug. Dann tritt ein langer Mann mit schwarzem Schnurrbart in Erscheinung. Er nennt sich Schönmund zu Heinischhof. Als sich herausstellt, dass seine finanziellen Mittel nicht ausreichen, verlässt er den Saal, um einige draußen wartende Senioren anzupumpen.

Am Ende kommt es zu einem Bieterkampf zwischen der Vertreterin einer schweizerischen Aktiengesellschaft und einem älteren Herrn, der cool genug ist, zwischen seinen Millionengeboten immer noch kurz in der Zeitung zu blättern. Es weist sich vor Gericht als Gerd Overlack aus und bezeichnet sich als Rentner. Schließlich gibt die Schweizerin auf, und der 67 Jahre alte Overlack bekommt den Zuschlag bei 3 050 000 Euro.

Anstrengender Verkauf

Joey Kelly umarmt mehrere Begleiter. Er fühle sich wie nach zehn Ironmans, sagt er. Bezeichnenderweise ein Vergleich aus der Welt des Sports, denn Kelly sieht sich mittlerweile gar nicht mehr als Musiker, sondern als Extremsportler. «Die Immobilie war ein Traum von meinem Vater, der nicht aufgegangen ist», sagt er. Der Traum eines Mannes, der sich von ganz unten hochgearbeitet hatte. Vielleicht wollte er in dem riesigen Haus auch die große Familie zusammenhalten, die sich früher immer so andächtig um ihn geschart hatte, wenn die Kelly Family in den großen Samstagabendshows auftrat. Vielleicht wollte er die erwachsen gewordenen Kinder an einen Ort binden. Aber in dieser Hinsicht war Gymnich ein Luftschloss.

«Mein Vater lebt nicht mehr, ich glaube, er wäre sehr stolz, wenn er gewusst hätte, dass Herr Overlack das Schloss übernimmt», sagt Joey Kelly. Overlack will mit seiner Frau selbst dort einziehen. Vor Joey Kelly könne er nur den Hut ziehen: «Für ihn ist es emotional nicht leicht.» Und dann will er noch etwas Nettes sagen: Joey und seine Geschwister seien immer herzlich willkommen. Seine Worte zeigen: Schloss Gymnich als Sitz der Kelly Family ist bereits Geschichte.