Die ersten Lacher waren Bill Cosby schon beim Vorspann sicher: Der lustige Wackeltanz, mit dem er als Dr. Huxtable mit steifem Rücken und skurriler Mimik um seine Familienmitglieder herumalberte, wurde ebenso zur TV-Legende wie die Sendung selbst. Acht Staffeln lang begeistere der sympathische Huxtable-Clan ab 1984 weltweit die Fans. Als Arzt mit Engelsgeduld, viel Humor und einem Hang für großgemusterte Pullis wurde Cosby als Vorzeige-Vater gefeiert. Am Donnerstag (12. Juli) wird er 75 Jahre alt.
Der promovierte Pädagoge überzeugte aber auch als Autor, Musiker und Komödiant – und ist bis heute Garant für ausverkaufte Hallen. Die «Bill Cosby Show» blieb aber der größte Erfolg seiner knapp fünf Jahrzehnte andauernden Karriere.
Dabei hatte Cosby bereits vor der Familien-Sitcom für Schlagzeilen und hohe Einschaltquoten gesorgt. In der Krimi-Serie «Tennisschläger und Kanonen» trat er in den 60er Jahren als erster Schwarzer in einer Hauptrolle neben einem Weißen (Robert Culp) auf und durchbrach die Rassenbarriere im US-Fernsehen.
Er stand neben Stars wie Raquel Welch in «Mother, Jugs and Speed» («C.R.A.S.H.») oder auch Sidney Poitier und Harry Belafonte in «Uptown Saturday Night» («Samstagnacht im Viertel der Schwarzen») und «Let’s Do It Again» («Dreh’n wir noch’n Ding») vor der Kamera. Selbst als Popsänger verdiente Cosby sich Lorbeeren, sahnte Goldene Schallplatten und Grammys ab.
Kein einfacher Weg
Die steile Karriere hatte sich der Sohn eines Seemanns hart erarbeitet. Als William Cosby in Philadelphia geboren, wuchs er in armen Verhältnissen auf, ging schon mit 16 zum Militär und beendete die Schule über einen Fernkurs. Um sich das Studium zu finanzieren, arbeitete er als Kellner in einer Bar und unterhielt seine Gäste mit komödiantischen Einlagen. «Die brachten das Trinkgeld unter den Aschenbecher», sagte Cosby Anfang April dem «Tyler Morning Telegraph». Sein Humor wurde bald mit einem Job als Entertainer belohnt.
Privat glich Cosbys Leben dem der beliebten Fernsehsippe: Mit seiner Frau Camille zog er die fünf gemeinsamen Kinder – wie bei den Huxtables ein Junge, vier Mädchen – groß. «Ich wollte eine Show, die Schwarze in einem Licht zeigt, wie das nicht oft der Fall war», sagte der Schauspieler laut «People» in einem Interview. Und tatsächlich: Eine afroamerikanische Familie, die wie um Cliff und Clair erfolgreich, gut betucht und innig war, das hatte es im amerikanischen Fernsehen bisher nicht gegeben.
Erstes Buch
Das Thema Familie ließ Cosby auch als Autor nicht los. Sein erstes Buch, «Fatherhood», wurde 1986 in den USA zum Kassenschlager und hielt sich ein halbes Jahr an der Spitze der «New York Times»-Bestsellerliste. Es folgten Bücher wie «Time Flies», «Love and Marriage» oder «Childhood». Fernab von den Fernsehkameras ging Cosby mit der eigenen Familie durch eine schwierige Zeit als sein einziger Sohn, Ennis, vor 15 Jahren in Kalifornien Opfer eines Raubmords wurde.
Bis heute sind Familienstrukturen und Episoden über das Aufwachsen der Kinder Teil von Cosbys Auftritten. Mit seiner aktuellen Show tourt der Komödiant bis Ende des Jahres durch die USA. Jene «Cosby-Sweater», auffällige Pullis mit bunten Rauten, Wellen oder gar Landschaften, trägt der Entertainer dabei aber nicht. Die blieben, wie der Wackeltanz, das Erbe von Dr. Huxtable. Heute bevorzugt Bill Cosby für die Bühne weiße Kapuzenpullis.
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