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Verantwortliche Banker sollen bluten

Verantwortliche Banker sollen bluten

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Wegen der milliardenschweren Spekulationsverluste bei JPMorgan Chase sind bereits Köpfe gerollt. Nun sollen die Verantwortlichen auch noch millionenschwere Boni zurückzahlen, berichtet eine Zeitung.

Die fehlgeschlagenen Finanzwetten bei JPMorgan Chase könnten ein böses Nachspiel für die beteiligten Banker haben. Wie das «Wall Street Journal» in seiner Mittwochausgabe berichtete, will die US-Großbank die Verantwortlichen des Debakels zur Rechenschaft ziehen. Sie sollen demnach Boni in Millionenhöhe zurückgeben, die sie in Form von Aktien bekommen hatten.

Prominentestes Opfer dieses Plans ist nach Informationen der Zeitung Ina Drew, die das sogenannte Chief Investment Office leitete, in dem die Spekulationsverluste aufgelaufen waren. Drew galt als enge Vertraute von Bankchef Jamie Dimon. Sie trat nach Bekanntwerden des Milliardenlochs zurück. Auch mehrere andere Banker mussten gehen.

Mehr Details am Freitag?

Bei ihren Informationen beruft sich die Zeitung auf eingeweihte Personen. Der Plan könnte aber schon am Freitag offiziell verkündet werden, wenn der Finanzkonzern seine jüngsten Geschäftszahlen präsentiert. Dem Blatt zufolge müssen sich neben Ina Drew auch drei Londoner Investmentbanker auf Millionenforderungen einstellen, darunter Händler Bruno Iksil, der wegen seiner gigantischen Geschäfte «Wal von London» genannt wird.

Der Zeitung zufolge werden die fehlgeschlagenen Spekulationen das Ergebnis der Bank für das zweite Quartal mit gut 5 Milliarden Dollar belasten. Dennoch dürfte der Wall-Street-Koloss schwarze Zahlen schreiben, hieß es. JPMorgan Chase ist Amerikas größtes Geldhaus und hatte selbst in der Finanzkrise noch Geld verdient. Das Institut hat ein starkes Privatkunden- und Investmentbanking-Geschäft und gilt als eines der am besten geführten Kreditinstitute weltweit.

Überraschte Finanzwelt

Der Milliardenverlust traf die Finanzwelt insofern vollkommen überraschend: Londoner Händler der Bank waren riskante Wetten am Kapitalmarkt eingegangen und hatten am Ende verloren. Die Geschäfte liefen derart schief, dass JPMorgan sich im Mai gezwungen sah, vor einem Spekulationsverlust von mindestens 2 Milliarden Dollar zu warnen. Bankchef Dimon hatte von vornherein vor weiteren Verlusten gewarnt, die beim Rückzug aus den Finanzwetten entstehen können.

Laut «Wall Street Journal» dürfte JPMorgan das Schlimmste inzwischen überstanden haben. Zwischen 80 bis 90 Prozent der Spekulationspositionen seien bereits aufgelöst. Für den Rest dürfte maximal noch ein Verlust von 1 Milliarde Dollar anfallen, aber auch Gewinne seien nicht ausgeschlossen, wenn sich der Markt in eine für die Bank positive Richtung drehe.

Der Spekulationsverlust hatte die Aktie von JPMorgan einbrechen lassen und die Frage aufgeworfen, ob die Banken denn nichts aus der Finanzkrise gelernt haben. Dimon musste sich gleich zweimal vor Ausschüssen des US-Kongresses verantworten. Die Bemühungen von US-Präsident Barack Obama für eine schärfere Regulierung des Finanzmarkts hatten durch den spektakulären Fall Auftrieb erhalten. Dimon gilt als einer der schärfsten Kritiker strengerer Vorschriften.