Dem Tageblatt liegt die Bilanz 2011 von Leopard S.A., der Trägergesellschaft des Luxemburger „UCI ProTeams“ RadioShack-Nissan, vor. Sie weist einen Verlust nach dem ersten Geschäftsjahr von rund 7,6 Millionen Euro aus. In der internationalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom Samstag – diese steht Abonnenten stets am Abend des Vortages zur Verfügung – ist derweil zu lesen: „Insider gehen davon aus, dass Flavio Becca die ProTour-Lizenz (sic) bald entzogen wird.“ Jede Menge Zündstoff demnach.
Dem Dokument der Unternehmensprüfungs-Gesellschaft Deloitte ist zu entnehmen, dass das erste Geschäftsjahr – eigentlich fast anderthalb Jahre, da der geprüfte Zeitraum von der Leopard-Gründung am 26. Juli 2010 bis zum 31. Dezember 2011 reicht – mit 7.618.109,60 Euro Verlust abschließt.
Die Schlussfolgerung der Wirtschaftsprüfer: Angesichts der Größe des Verlustes müsse von Gesetzes wegen der Verwaltungsrat eine Aktionärsversammlung einberufen, die über die Auflösung oder auch nicht der Gesellschaft entscheiden müsse.
Hat Becca sich «verheddert?»
SZ-Journalist Andreas Burkert schreibt derweil in seinem Artikel „Aufstand der Volkshelden“ u.a. folgendes: „Insider gehen davon aus, dass Becca die ProTour-Lizenz (sic) bald entzogen wird. Er habe sich verheddert in den unendlichen Strängen seiner Kreditlinien, heißt es im Großherzogtum.“
Über ausstehende resp. verspätete Gehaltszahlungen, die zuletzt für viel Gesprächsstoff sorgten, schreibt Burkert u.a., dass es sich bei den Profis, die sich bei der UCI beschwert haben sollen, „um die Asse“ handele: „Luxemburgs Volkshelden, die Schlecks, sowie der Schweizer Fabian Cancellara, der bei der Tour lange das Gelbe Trikot trug. Zudem wandte sich auch der Däne Jakob Fuglsang an die UCI. Dem Vernehmen nach hat mindestens ein Fahrer Beccas Betreibergesellschaft Leopard S.A. verklagt, über eine Privatfirma des Profis.“
«Alles Quatsch»
Am Samstag hat der Sprecher von Leopard S.A., Carlo Rock, das Aus für das Radprofi-Team dementiert. In einem Radiointerview sagte Rock, die Gerüchte seien wahrscheinlich von der Konkurrenz, allen voran Sky, gestreut worden, um Radioshack zu destabilisieren. Rock erinnerte daran, dass Sky-Besitzer, Ruppert Murdoch, gute Verbindungen zu der Süddeutschen Zeitung hat.
Carlo Rock bestätigte aber auch, dass es ein hohes Defizit gebe. Dieses bedeute aber nicht automatisch, dass die Trägergesellschaft der Mannschaft Insolvenz erklären müsse und das Team aufgelöst werden muss, betonte Rock. Große Firmen würden auch rote Zahlen schreiben, aber deshalb noch lange nicht insolvent sein. Die Zukunft von Radioshack-Nissan sei für mindestens die nächsten zwei Jahre abgesichert. Gerüchte, dass verschiedene Radprofis kein Gehalt mehr bekämen, wies der sprecher ebenfalls zurück. Flavio Becca garantiere persönlich die Auszahlung der Löhne.
Am Samstagnachmittag wird des Weiteren in einer Pressemitteilung betont, die Konten der Gesellschaft seien in Ordnung. Man sei durchaus fähig, die Rennaktivitäten fortzusetzen. Das sei von externen Prüfern bestätigt worden. Die Teilhaber und die Sponsoren von Leopard S.A. stünden hinter der Mannschaft und würden die Verluste der ersten Saison kompensieren, heißt es in der Mitteilung.
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