Tageblatt: Was ist ein Diuretikum?
Fritz Sörgel: „Bei gesunden Menschen wird durch diesen Stoff mehr Urin ausgeschieden, und damit auch mehr Natrium, Magnesium usw.“
„T“: Ein Mittel, durch das man also abnehmen kann?
F.S.: „Ein gesunder Mensch kann kurzfristig vielleicht bis zu zwei Kilogramm abnehmen. Dem Körper wird Wasser entzogen. Der Körper muss reagieren, tut er das nicht, ist er ausgetrocknet.“
„T“: Frank Schleck will im Falle einer positiven B-Probe Anklage gegen X wegen Vergiftung stellen. Wie stehen seine Chancen, damit Erfolg zu haben?
F.S.: „Diese Entscheidung steht ihm natürlich frei. Sollte ihm etwas als Attentat verabreicht worden sein, sind diese Sachen – Essen oder Getränke – ja nicht mehr da. Und wie soll dann da der Ansatz der Ermittlungsbehörden sein? Das ist bitter für ihn: Wenn er das Mittel nicht zur Verschleierung von Doping genommen hat, ist das nur sehr schwer zu beweisen.“
„T“: Können eventuell Nahrungsergänzungsmittel durch Xipamid verschmutzt sein? Oder kann der Körper dieses Diuretikum produzieren?
F.S.: „Xipamid wird nicht von den Firmen hergestellt, die Nahrungsergänzungsmittel produzieren, und kann so auch nicht darin zu finden sein. Auch der Körper produziert solch ein Mittel nicht. Die Verschleierungs-Problematik ist die für mich einzig relevante, auch wenn ich das natürlich nicht beweisen kann.“
„T“: Wie lange bleibt Xipamid im Körper?
F.S.: „Nimmt man eine Tablette, ist diese nach zwei Tagen zu 95 Prozent wieder ausgeschieden. Zum Verschleiern muss man das Mittel kurzfristig nehmen, z.B. wenn Sportler wissen, wann sie getestet werden. Meine These ist, dass es sich bei Frank Schleck um eine Panik- oder Blackout-Reaktion handelt. Vor der Tour habe ich gesagt, dass 2012 vielleicht Radsportler erwischt werden, die nicht Bescheid wissen, aber kein Spitzensportler. Als ich dann die Nachricht am Dienstagabend gehört habe, dachte ich mir ‹ich höre nicht richtig›. Ich frage mich, was in solch einem Sportler vor sich geht. Es ist einfach bedauerlich aus menschlicher Sicht.“
„T“: Xipamid wurde in einer Konzentration von 100 Pikogramm/ml gefunden. Was können Sie dazu sagen?
F.S.: „Das ist eine extrem geringe Menge. Es ist so wenig, dass ich davon ausgehe, dass es nicht unbedingt vor der Tour de France eingenommen wurde. Die geringen Werte kann man mit dem Fall Alberto Contador vergleichen, obwohl das Clenbuterol ja eine richtige Doping-Wirkung hatte. Da ich den Ehrgeiz des Labors kenne, glaube ich, dass sie jetzt noch nach anderen Mitteln suchen werden. Aber das ist natürlich sehr spekulativ.“
„T“: Wird man das Doping-problem lösen können?
F.S.: „Das ist eine Plage, die wir haben und die wir nicht loswerden. Menschen wollen sich in allen Lebenslagen immer einen Vorteil verschaffen.“
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