Am Donnerstag konnte sich die zweitgrößte Volkswirtschaft des Währungsraums so günstig wie noch nie frisches Kapital für fünf Jahre besorgen. Bei einer Versteigerung neuer Staatsanleihen mit Fälligkeit 2017 sank die zu zahlende Rendite binnen Monatsfrist um 0,57 Punkte auf 0,86 Prozent, wie die nationale Schuldenagentur mitteilte. Das ist ein Rekordtief in dieser Laufzeit.
Inklusive zwei weiterer Anleihen über drei und vier Jahre nahm der französische Staat knapp neun Milliarden Euro ein. Trotz der sehr niedrigen Zinsen blieb die Nachfrage hoch. Experten erklären dies unter anderem mit der aktuell sehr üppigen Liquidität im Bankensystem und der Reduzierung des Einlagensatzes der Europäischen Zentralbank (EZB) auf null Prozent. Dies mindert den Anreiz für die Geldhäuser, Liquidität bei der EZB zu parken und sorgt für eine tendenziell stärkere Nachfrage nach Vermögenswerten wie Staatsanleihen.
Darüber hinaus herrscht derzeit Anlagenotstand, weil das Renditeniveau in sehr kreditwürdigen Ländern wie Deutschland extrem niedrig liegt. Das lässt professionelle Anleger in Staaten investieren, deren Bonität zwar etwas geringer ist als diejenige Deutschlands, die aber dennoch als robust gelten. Offensichtlich lassen sich die Investoren auch nicht von teils kräftigen Steuererhöhungen abschrecken, die die neue französische Regierung plant und die von vielen Ökonomen als wachstumsschädlich bewertet werden.
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