Ausstellungen, Würdigungen, Gedenkveranstaltungen und ein Mops-Rennen – der Komiker und Mopsliebhaber Vicco von Bülow ist ein Jahr nach seinem Tod keineswegs ins Vergessenheit geraten. Unterschiedliche Veranstaltungen erinnerten an den Humoristen, Regisseur und Schauspieler. Der Verkauf seiner Bücher schnellte wenigstens zeitweise in die Höhe.
Loriot, der mit 87 Jahren am 22. August 2011 in Münsing am Starnberger See seiner Altersschwäche erlag, lebt so weiter – zur Freude seiner Fans. Denn, wie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) kürzlich bei einer Gedenkausstellung in Loriots Geburtsstadt Brandenburg an der Havel in Anlehnung an dessen berühmtes Mops-Zitat sagte: «Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber sinnlos.»
Der Erfinder des sprechenden Hundes Bello, der Zeichentrick-Lieblinge Wum und Wendelin und der Häuser fressenden Steinlaus kommt posthum auch tierisch zu Ehren: In Berlin rannten im Juli rund 100 Möpse praktisch in seinem Andenken um die Wette. Die Hundezüchter und Organisatoren Beate und Thomas Zupan gaben an: «Loriot war unser Großinspirator».
Paralellen zu Loriots Sketchen
Zudem wird zwar keine Laus, aber eine Spinne aus Asien künftig mit dem Fachnamen «Otacilia loriot» benannt. Der Frankfurter Spinnenforscher Peter Jäger entdeckte die nur zwei Millimeter große Spinne in Laos. «Sie ist so unauffällig wie das, was Loriot in seinen Sketchen beschrieben hat», sagte der Forscher und Loriot-Bewunderer. «Da fand ich es passend, eine Spinne nach ihm zu benennen, die auf den ersten Blick keine Besonderheiten zeigt.»
Die genaue Beobachtung des kleinen Alltags kleiner Bürger, die gnadenlose Überzeichnung – und die «zerbröselte Kommunikation», das Aneinander-vorbei-Reden: Das waren Loriots Themen. Der Sprachwitz und die Pointen des vielfach ausgezeichneten Humoristen sind legendär – der Sketch mit der Nudel im Gesicht, das Jodeldiplom, der verwirrte Lottogewinner Erwin Lindemann und der Cartoon «Herren im Bad», bei der die Knollennasenmännchen Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheidt in einer Hotelwanne um eine Badeente streiten.
Lebensweisheiten
Loriot prägte Lebensweisheiten wie «Frauen und Männer passen einfach nicht zusammen». Die Filme «Ödipussi» und «Pappa ante portas» begeisterten Millionen. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner 2007 gestorbenen, unvergessenen Kollegin Evelyn Hamann.
Die beiden waren laut einer ARD-Sendung im Frühjahr das beliebteste Komiker-Duo der Deutschen. Die Zuschauer und eine Jury prominenter Vertreter aus Theater, Film und Fernsehen hätten dies entschieden, teilte der Hessische Rundfunk im März mit. Die Leser der Zeitung «Deutsche Sprachwelt» wiederum wählten Loriot zum «Sprachwahrer des Jahres 2011».
Ein «Loriot-Parkplatz»?
Bremen wollte Loriot gar mit einem Platz ehren, direkt vor Radio Bremen, wo Vicco von Bülow einst auf Sendung ging und wo bis heute sein berühmtes grünes Sofa steht, von dem aus er seine Sketche ankündigte. Der Schönheitsfehler: Der Loriot-Platz ist ein Parkplatz. Eine solch skurrile Wahl hätte wohl schon seinem Geist entsprochen, aber Kritiker hielten den Platz für unwürdig.
Wie oft nach dem Tod schaffensfreudiger Menschen mit reichhaltigem Werk gibt es auch einen Rechtsstreit. Tochter Susanne von Bülow will eine zwei Wochen nach dem Tod ihres Vaters erschienene Biografie vom Markt nehmen lassen und pocht auf das Urheberrecht. Ums Geld gehe es ihr nicht, sagt ihre Anwältin. Aber: «Der Verfasser der Biografie hat sich streckenweise sehr ausführlich bei Loriot bedient.» Der Riva-Verlag, der die Vorwürfe strikt zurückweist, soll sich verpflichten, keine Zitate mehr zu verwenden. «Wenn sie damit durchkommt, könnten Verlage überhaupt keine Biografien mehr veröffentlichen», warnte Riva-Geschäftsführer Oliver Kuhn. Zuvor hatte Bülows Tochter die Betreiber von Wikipedia verklagt, weil der Online-Beitrag mit Loriot-Briefmarken der Post illustriert war.
Briefmarken, Bücher, Filme – so opulent sein Vermächtnis, so schlicht ist die Inschrift an seinem Grab am Berliner Waldfriedhof Heerstraße: «Bernhard-Viktor v. Bülow 12.11.1923 – 22.8.2011». Fast schon ein Symbol für seinen trockenen Humor, hatte er doch in einem seiner letzten großen Interviews auf die Frage nach einer Inschrift für seinen Grabstein gesagt: «Zweckmäßig wäre es, wenn der Name darauf stünde.»
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