«Das Eigenkapital ist im März 2013 aufgebraucht und dann müsste die Geschäftsführung Insolvenzantrag stellen», sagte Riebel, der als Vertreter des Minderheitseigners Hessen im Aufsichtsrat der Flughafen Hahn GmbH sitzt, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der «Mainzer Allgemeine Zeitung». Er rate dem Land Rheinland-Pfalz als Mehrheitseigentümer, Geld nachzuschießen. «Sonst muss Insolvenzantrag gestellt werden.»
Ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Infrastrukturministeriums und eine Sprecherin des Flughafen Hahns wiesen diese Darstellung zurück. Das Eigenkapital des Flughafens belaufe sich auf 44 Millionen Euro und werde im nächsten Jahr nicht aufgebraucht sein, erklärten beide. Die Finanzlage des Flughafens könne 2013 aber schwierig werden, wenn die Passagierzahlen und die Margen im Frachtgeschäft weiter zurückgingen, gab der Ministeriumssprecher zu. Deshalb prüfe das Land Rheinland-Pfalz, ob der Flughafen von Infrastruktur-Investitionen entlastet werden könne.
«Die Braut aufhübschen»
Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz sagte der Nachrichtenagentur dpa zur angestrebten Trennung von Infrastruktur und Flugbetrieb: «Die Frage, wie diese Neuordnung zu gestalten ist, muss bis Anfang 2013 beantwortet sein.» Das Land wolle die Flughafengesellschaft von Ausgaben etwa für Straßen und Abwasserentsorgung am ehemaligen US-Fliegerhorst befreien. Andere Regionalflughäfen müssten nicht so viel für die Infrastruktur zahlen.
Mit Blick auf die geplante Investorensuche erklärte Lewentz: «Wir wollen die Braut aufhübschen.» Nach Auswahl eines «Transaktionsberaters» könne der Hahn im nächsten Jahr möglichen Investoren präsentiert werden. Die CDU-Opposition im Landtag wirft der rot-grünen Landesregierung hier massive Verzögerungen vor.
Lewentz sagte: «Insgesamt ist der Hahn eine Erfolgsstory mit 11 000 Arbeitsplätzen.» Aber es gebe mehrere beeinträchtigende Faktoren. Neben der Luftverkehrsabgabe mache sich etwa der Abzug von US-Soldaten aus Afghanistan und dem Irak bemerkbar, dadurch gehe die Zahl der Transitpassagiere zurück. Zudem habe das Nachtflugverbot am Flughafen Frankfurt noch zu keinem Wechsel einer Fluggesellschaft zum Hahn geführt – auch weil es oft unterlaufen werde.
Millionen-Verlust
Der rund 100 Kilometer von Frankfurt entfernte ehemalige Militärflughafen kommt seit Jahren nicht aus den roten Zahlen. Allein 2011 schlug ein Verlust von rund 10 Millionen Euro zu Buche, wie eine Sprecherin bestätigte. Riebel, CDU-Politiker und ehemaliger hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, forderte eine Kapitalspritze von mindestens zehn Millionen Euro durch die Eigner.
«Sinnvoll wäre es, das Eigenkapital – 20 Millionen Euro waren jeweils von Hessen und Rheinland-Pfalz – wieder aufzufüllen, denn das ist in den letzten Jahren aufgebraucht worden», sagte er der Zeitung. Der Regionalflughafen im Hunsrück wird vor allem von Ryanair angesteuert, die Passagierzahlen sind in den letzten Jahren aber zurückgegangen. Am Flughafen Hahn sind das Land Rheinland-Pfalz mit 82,5 Prozent und das Land Hessen mit 17,5 Prozent beteiligt. Staatliche Subventionen für das Projekt etwa mit zinsgünstigen Krediten haben die europäischen Wettbewerbsbehörden auf den Plan gerufen, derzeit laufen zwei EU-Verfahren gegen die Förderungen.
Land steigt als Miteigentümer ein
2009 war der Flughafenbetreiber Fraport bei der Hahn-Gesellschaft ausgestiegen, dessen 65 Prozent übernahm Rheinland-Pfalz zum symbolischen Preis von einem Euro. Das sei damals ein schwerer Fehler gewesen, sagte Riebel der Zeitung. «Die rheinland-pfälzische Landesregierung kann es sich nicht leisten, dass innerhalb kurzer Zeit zwei Landesgesellschaften Insolvenzantrag stellen müssen», fügte er hinzu. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) war zuletzt durch die Pleite des Nürburgrings, ebenfalls Eigentum des Landes, in die Kritik geraten.
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