Es wird wieder einmal laut rund um die Porta Nigra. Vor dem ältesten Bauwerk Deutschlands eröffnet die Rallye-WM heute Abend in Trier mit dem sogenannten Show-Start ihren neunten Saisonlauf – der Mann, den es dabei zu schlagen gilt, ist einmal mehr Rekordweltmeister Sébastien Loeb.
Der fühlt sich unweit seiner Heimat besonders wohl. „Für mich ist diese Rallye ein zweites Heimspiel“, sagt der Elsässer: „Es kommen jedes Jahr tausende Fans aus Frankreich und feuern mich an.“
Über 200.000 Zuschauer
Mehr als 200.000 Zuschauer aus ganz Europa werden wieder zu einer der vielseitigsten Veranstaltungen im WM-Kalender pilgern. Eng geht es zu auf den verwinkelten Wirtschaftswegen in den Weinbergen der Mosel, auf den geschwungenen Landstraßen im Saarland ist Topspeed gefragt – und in der berüchtigten Arena Panzerplatte lauern die tonnenschweren Hinkelsteine am Streckenrand. „Drei verschiedene Rallyes in einer“ sind das, findet FIA-Präsident Jean Todt, „eine schöne Herausforderung“. Und eine lebendige Tradition: Bereits zum 30. Mal findet die Rallye Deutschland statt, zum zehnten Mal ist sie Teil des World Rallye Championships (WRC).
Sportlich hat „die Deutschland“ kein Mann derart geprägt wie Loeb. Mit seinem Beifahrer Daniel Elena gewann der Citroën-Pilot seit 2002 achtmal in Folge, erst im vergangenen Jahr hieß der Sieger einmal nicht „Super-Seb“: Ein schnöder Plattfuß verdarb dem achtmaligen Weltmeister den neunten Sieg in Folge, Loebs Landsmann Sébastien Ogier profitierte.
VW probt
Auch in diesem Jahr ist Loeb der Titel kaum noch zu nehmen. Mit 171 Punkten führt er die WM-Gesamtwertung an, Zweiter ist sein finnischer Teamkollege Mikko Hirvonen (128). Ganze 67 Punkte Vorsprung hat Loeb auf Fords Top-Piloten Petter Solberg aus Norwegen.
Für Volkswagen wird das Heimspiel derweil ein wichtiger Gradmesser. 2013 greift VW mit dem Polo in die WM ein, mit dem Skoda Fabia bereiten sich Mechaniker, Ingenieure und Fahrer in der niedrigeren S2000-Klasse bereits auf die Herausforderung im kommenden Jahr vor. Erstmals schicken die Wolfsburger in Trier nun drei Fahrzeuge ins Rennen.
Reisen langweilen
Den Dominator muss das nicht kümmern. „Wenn alles passt“, sagte Loeb dem Magazin SpeedWeek, „gewinne ich die Rallye Deutschland auch, ohne hohes Risiko einzugehen.“ Klingt ein wenig nach Langeweile beim Seriensieger, und in der Tat kokettiert Loeb mit einem baldigen WRC-Ausstieg – wie schon im Sommer des vergangenen Jahres. „Mich langweilen Dinge wie die Reisen“, sagt Loeb mit erstaunlicher Offenheit: „Es ist eine Frage, ob diese Dinge den Spaß, den ich beim Fahren immer noch habe, überwiegen.“
Als Rücktrittsgesuch will der Franzose, der bei Citroën noch einen Vertrag bis Ende 2013 besitzt, dies nicht verstanden wissen – lässt sich aber eine Hintertür offen. „Ich kann nicht weiterfahren, nur um andere Leute glücklich zu machen. Wenn ich fühle, dass ich nicht mehr will, dann gibt es auch keinen Grund, es zu tun.“
Wie sehr er noch will, kann er ab morgen Früh beweisen. Dann steht die erste von 15 Wertungsprüfungen auf dem Programm. Nach fast 370 gezeiteten Kilometern bildet am Sonntag die Sonderprüfung „Circus Maximus“ den Abschluss – auf 4,37 Kilometern driften die Rallye-Boliden durch die Trierer Innenstadt.
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