Die Aussagen der Verantwortlichen des Horesca-Verbandes – Präsident Alain Rix und Generalsekretär François Koepp – klangen fast wie ein Hilfeschrei. Eigentlich hatten der Horesca-Verband und die Adem die Presse ins Arbeitsministerium geladen, um eine Bilanz zu ziehen über die Zusammenarbeit seit Beginn des Jahres. Eine Bilanz, die von den Akteuren durchaus positiv gewertet wird – fanden doch 1.492 Menschen eine Anstellung, darunter die Hälfte unbefristete Arbeitsverträge – doch später dazu mehr.
Mann für alles
Der Horesca-Verband versucht seit einiger Zeit, ein Jobprofil für seinen Sektor aufzustellen, den es so nicht mehr unbedingt in unseren Breitengraden gibt: den sprichwörtlichen «homme à tout faire».
«Es gibt eine reelle Nachfrage in unserem Sektor, um Arbeitsplätze zu schaffen, die einem solchen Profil entsprechen, besonders bei den großen Unternehmen», meint Horesca-Generalsekretär François Koepp.
«Warum sollte man nicht z.B. Lanzeitarbeitslosen eine Chance geben, sich so wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren?»
Natürlich müsse man ausarbeiten, was so ein «Mann für alles» tun darf und was nicht, meint François Koepp. Es soll hier auch nicht darum gehen, dass sämtliche Arbeitsverhältnisse sich auf dieses Profil reduzieren. «Doch punktuell gibt es in einigen Betrieben ein Bedarf an solchen Arbeitern.»
Trotz der rund 1.500 Einstellungen gibt es «im gesamten Sektor viele offene Stellen, auch in der Ausbildung», meinte der Horesca-Generalsekretär François Koepp.
Aufwärtstrend
Es gäbe eine ganze Reihe von Faktoren, welche dafür sprächen, dass der Aufwärtstrend in der Gastronomie und der Hotellerie weitergehen wird. «Man geht davon aus, dass der Tourismus in Europa in den nächsten beiden Jahren jährlich um fünf Prozent zunehmen wird. Das wird auch Luxemburg betreffen», erklärte François Koepp. Gerade das Hotelgewerbe sei dabei, sich gut zu positionieren. Man hoffe darauf, dass die Prinzenhochzeit vielleicht sogar – wegen der internationalen Berichterstattung – einen längerfristigen Effekt haben werde.
Die Restauration legt – dank der Grenzgänger – laut Koepp kontinuierlich zu. «Es macht schon etwas aus, wenn man tausende von Menschen zusätzlich in Luxemburg hat, welche mittags etwas essen wollen.» Bei den Cafés sei die Entwicklung jedoch langsamer. «Wir hoffen allerdings, dass dieser Trend positiv bleibt und nicht durch Regeln beeinträchtigt wird, welche uns von außen aufgedrängt werden.» Konkreter wurde hier Präsident Alain Rix: «Ich hoffe, dass das Rauchergesetz bei uns nicht eine solche negative Auswirkung haben wird, wie dies bei unseren Nachbarn der Fall war.»
Eine Frage des Images
Man sei sich natürlich bewusst, dass das Gewerbe unter einem schlechten Image leide. Natürlich gebe es im Sektor nicht unbedingt nur Stellen, welche ein «horaire continu» haben. Auf vielen Arbeitsstellen müsse abends gearbeitet werden und vor allem in den Unternehmen, welche saisonal laufen, auch an den Wochenenden.
«Es gibt jedoch auch eine Menge an positiven Gründen, um in unserem Sektor zu arbeiten», meinte François Koepp. So sei es z.B nicht verständlich, wenn behauptet wird, man würde für seine Arbeit schlecht bezahlt werden. «Wir haben im Sektor Durchschnittsbruttolöhne in Höhe von 30.000 Euro im Jahr. Es müssen also eine Menge Angestellte mehr verdienen als lediglich den Mindestlohn», so Koepp. «Unsere Berufe machen Spaß, man kann sich immer weiterbilden, sogar umbilden und weltweit Arbeitsplätze finden.»
Die Horesca versucht demnach verstärkt, in einer engeren Zusammenarbeit mit der Adem, die offenen Stellen zu besetzen. Die Koordination hierfür übernimmt Marco Bermes, der die Adem für die Horesca berät.
1.492 Anstellungen und weiter offene Stellen
Seit Beginn des Jahres wurden durch die Vermittlung der Adem 1.492 Stellen besetzt. Wie die Horesca in ihrer Stellungnahme zugibt, arbeiten die meisten davon als Köche, Kellner und im Reinigungsdienst. Von den Arbeitsverträgen sind 49 Prozent unbefristeter Natur.
In Zukunft will die Horesca mit dem Arbeitsministerium noch die Problematik des Absentismus besonders bei den kleinen Betrieben angehen. «Wir wollen nicht alles wild liberalisieren, aber dennoch Wege finden, damit die kleinen Betriebe unter dem Phänomen weniger zu leiden haben», meinte François Koepp
Insgesamt ist man bei der Horesca über die Zusammenarbeit mit der Adem zufrieden. Auch, oder gerade trotz der eigenen Jobbörse auf der Homepage der Horesca (www.horesca.lu). „Wie gesagt, es herrscht ein Mangel an Arbeitskräften im Sektor“, erinnerte Präsident Alain Rix.
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