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Tony Martin mit Maßarbeit zu Gold

Tony Martin mit Maßarbeit zu Gold

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Das Einzelzeitfahren der Rad-WM war eine Sekunden-Angelegenheit. Tony Martin verteidigte sein Regenbogentrikot nach spannendem Rennen denkbar knapp gegen den Amerikaner Taylor Phinney. Bronze ging an den Weißrussen Vasil Kyryienka.

„Alle Erwartungen unterhalb von Gold sind fehl am Platz“, hatte Tony Martin im Vorfeld des WM-Einzelzeitfahrens bei der Pressekonferenz des BDR (Bund Deutscher Radfahrer e.V.) gesagt. Der 27-Jährige nutzte dabei die Gelegenheit, erneut darauf hinzuweisen, dass seine Silbermedaille von London (hinter Olympiasieger Bradley Wiggins) für ihn so viel wie Gold bedeuten würde.

Radsport in Zahlen

Männer, Einzelzeitfahren, Heerlen – Valkenburg (46,3 km): 1. Tony Martin (D) 58:38,76 Min.; 2. Taylor Phinney (USA) + 0:05,37; 3. Wassil Kirjienka (BLR) + 1:44,99; 4. Tejay van Garderen (USA) + 1:49,37; 5. Fredrik Kessiakoff (SWE) + 1:50,56.

WM in Doha

Die UCI hat am Mittwoch bekannt gegeben, dass die WM 2016 in Doha (Katar) stattfinden wird.

Bis zu London Zwanzigzwölf, wie die Deutschen zu sagen pflegen, war Martins Saison alles andere denn berauschend gewesen. Er gewann zwar die Meisterschaft seines Landes im Einzelzeitfahren, doch außer einem Erfolg im „contre-la-montre“ der „Tour de Belgique“ schaffte er es nicht noch einmal bis ganz nach oben aufs Podium.

Pech zuhauf

Wie einige Wochen später in London war Martin auch beim „Dauphiné Libéré“ „nur“ der „Vize“ von Bradley Wiggins. Bei der Tour de France wurde er im Prolog durch einen Reifendefekt gestoppt, brach sich auf der zweiten Etappe das Kahnbein und quälte sich mit dieser Verletzung beim Zeitfahren von Besançon auf den 12. Platz.

Danach verließ er die Tour, bei der er mit Schienen oder Manschetten an der Hand und „mit großen Schmerzen“ über eine Woche durchgehalten hatte.

Diese Zeiten sind nun endgültig vorbei. Martin verspürt zwar noch Schmerzen im Handgelenk, doch behindern sie ihn nicht beim Radfahren. So konnte er sein Ziel, das da hieß WM-Titel, mit Ruhe und Gelassenheit angehen. Als er um 15.24 Uhr den Start nahm, führte im Zwischenklassement der Kasache Dimitri Gruzdev mit einer Zeit von 1.00:35, so dass klar war, dass die Stundengrenze bei diesem Zeitfahren von den Besten unterboten würde.

Starker Taylor Phinney

Zu diesem Zeitpunkt spiegelte die Wertung nicht unbedingt die reale Stärke der bis dahin im Ziel eingetroffenen Fahrer wider, denn zwischendurch waren ein paar Regenschauer auf die südlimburgischen Straßen geprasselt, die das hintere Klassement etwas „verfälschten“. Zum Glück öffneten sich die Schleusen des Himmels nicht, als die Favoriten auf die Strecke geschickt wurden.

Schon recht bald war erkennbar, dass es zu einem Duell Martin-Contador nicht kommen würde, denn der Spanier startete überaus langsam und hatte bei der ersten Zwischenzeit nach 14,3 km schon 39 Sekunden Rückstand auf den Deutschen. Anstelle Contadors aber machte ein anderer Fahrer Martin das Leben schwer. Es handelte sich um den 22-jährigen Amerikaner Taylor Phinney (geb. am 27.6.1995), der vier Sekunden schneller war und sich als Außenseiter Nummer eins im Titelrennen entpuppte.

Phinney führte also zur großen Überraschung die Wertung an, doch danach kam Martin so richtig auf Touren. Bei der zweiten Messung hatte der Deutsche seinen knappen Rückstand in einen 13-Sekunden-Vorsprung verwandelt, ehe er kurz darauf den zwei Minuten vor ihm gestarteten Alberto Contador im Visier hatte.

Unwiderstehlich

Im Handumdrehen wurde der spanische Vuelta-Sieger zum Statisten degradiert. Martin brauste an ihm vorbei und zog unwiderstehlich in Richtung Valkenburg. Der Abstand zwischen dem Deutschen und seinem gefährlichsten Rivalen Taylor Phinney betrug zeitweise 20 Sekunden, ehe er bei der dritten Zeitnahme nach 38,4 km auf 8 Sekunden sank. Und noch war der Cauberg zu ersteigen.

In diesem letzten der drei Anstiege gelang es Martin, den minimalen Vorsprung zu wahren, doch bedeutete es ein hartes Stück Arbeit, ehe der zweite WM-Titel unter Dach und Fach war. Am Ende betrug die Differenz zwischen dem Deutschen und seinem Konkurrenten, dessen Enttäuschung in Form von Tränen über die Wangen kullerte, nur etwas mehr als fünf Sekunden.