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Schwarze Madonnen und Lastkamele

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Nach dem Sieg bei Arsenal am letzten Samstag (29.09.12) lief John Terry zu den Chelsea-Fans und überreichte seine Schuhe einem Jungen im Fanblock.

Ein unvergesslicher Augenblick für diesen Buben, fast so schön wie im Mai der Gewinn der Champions League, als der liebe Gott frei hatte und Chelsea aus roten Glücksrittern schwarze Pechvögel machte. Jenes Finale hatte er im Fernsehen erlebt, Reise und den Eintritt konnte er sich nicht leisten, wie so viele Fans heutzutage. Und jetzt kündigt Arsenal an, die Preise bei Spitzenspielen anzuheben. Der billigste Platz wird dann 62 Pfund kosten, für den gleichen Preis konnte man früher einmal volltanken. Kein Problem jedoch für reiche Fans, die aus der ganzen Welt einfliegen. Die eigentlichen Arsenal-Fans aus Islington und Umgegend, die im alten Highbury für Stimmung sorgten, füllen nicht einmal mehr die Hälfte des Emirates, wo alles klinisch sauber und langweilig ist. Wie die faden Hamburger, Hotdogs oder Fleischpasteten, die von gepflegtem Personal verabreicht werden.

Früher befanden sich in den Seitenstraßen um Highbury berüchtigte Imbissbuden, schlimmer noch als die Werkskantinen bei Ford in Dagenham. Wer damals einen Hamburger ohne größere Schäden überstehen wollte, musste mindestens fünf Bier dazu trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch die Nitrate im Fleisch (!) auszugleichen und verbrachte dann einen Teil der zweiten Halbzeit in der Schlange zu den Toiletten. Die Plumpsklo-verwöhnten Franzosen fühlten sich in Highbury so richtig wohl, im Emirates-Stadion würde nicht einmal eine Stewardess von Singapore Airlines etwas an den Toiletten auszusetzen haben.

Zurück zu John Terry. Jetzt will ihn die FA bestrafen, wegen rassistischer Äußerungen an die Adresse eines Gegenspielers, passiert vor vielen Monaten. Früher hätte Maggie Thatcher die Armee, James Bond, Tränengas und Standgerichte mobilisiert, die FA geht etwas feinfühliger vor, blamiert sich aber nicht weniger.

Schwarze Madonna

John Terry hatte den schwarzhäutigen Anton Ferdinand (klingt nach Tirol und Hitparade von der Alm) mit einem Schimpfwort aus der weiblichen Anatomie bedacht. Das Schlimmste daran war die Assoziierung mit einem Adjektiv aus dem Farbenspektrum. Hätte Terry nicht „schwarz“ gesagt und ihn stattdessen eine „grüne Vagina“ genannt, Ferdinand hätte nichts bemerkt.

Auch „schwarze Madonna“ oder „blöder Norweger“ wäre durchgegangen. Da die Sponsoren der großen Vereine vermehrt auf den Einsatz von asiatischen Spielern drängen, muss man heute mit allen Farbtönen vorsichtig umgehen. Politisch völlig unkorrekt sind außerdem „Reisfresser“, „Sumpfhuhn“, „Frühlingsrolle“ sowie „einmal die 15 mit Nudeln und Peking-Ente, bitte“.

Die neuen Club-Eigner aus den Emiraten, Bahrain, Katar, Malaysia, Singapur oder Hongkong bemühen sich im Gegenzug um Toleranz und Respekt gegenüber den westlichen Ländern, in denen sie gerade auf Fußball-Einkaufstour sind. Niemandem unter ihnen würde es einfallen, uns als räudige Christenhunde, und dazu noch Weiße, zu bezeichnen, wie Karl May, der gute Deutsche, immer meinte. Was nicht verhindern wird, dass sie einmal ihre Lastkamele auf die Namen unserer Politiker taufen werden.