Verwaltungsratsmitglieder der Zusatzrentenkasse im öffentlichen Dienst in Frankreich haben in einer Stellungnahme den Stahlkonzern ArcelorMittal aufgefordert, die Hochöfen in Florange nicht zu schließen, sondern sie zu verkaufen. Die Aufforderung kommt eine Woche nach dem Beschluss des Unternehmens, die Hochöfen zu schließen, dem französischen Staat aber zwei Monate Zeit zu geben, als Makler zu versuchen, die Hochöfen zu verkaufen.
Die Verwaltungsratsmitglieder verweisen darauf, dass die Kasse (ERAFP) langfristige Engagements tätigt. Sie erfolgten im Hinblick auf soziale Aspekte und auf Aspekte des Wachstums und der Umwelt. ArcelorMittal soll dieser Verantwortung im Bezug auf Florange nicht gerecht geworden sein, heißt es weiter. Die Verwaltungsratsmitglieder weisen allgemein auch andere börsennotierte Unternehmen darauf hin.
«Börsen-Entlassung»
In Frankreich will zum Beispiel Sanofi 900 Mitarbeiter entlassen. Sanofi ist dabei, im Index CAC 40 an der Spitze der größten börsennotierten Unternehmen abzulösen. Sanofi muss sich in der Diskussion mit dem neuen französischen Begriff der «Börsen-Entlassung» auseinandersetzen, weil das Unternehmen 5,7 Milliarden Euro Gewinn ausweist. In Frankreich macht sich die Vorstellung breit, dass Unternehmen, die Gewinn machen, keine Mitarbeiter entlassen dürfen.
Die Zusatzrentenversicherung des öffentlichen Dienstes ERAFP arbeitet als Fonds öffentlichen Rechtes. Die Äußerung, eine Woche nach der Beauftragung der französischen Regierung mit dem Verkauf der Hochöfen, gehört offensichtlich zu dem Machtkampf, den Minister Arnaud Montebourg Ende September in Florange angekündigt hatte. Die Tageszeitung „Le Monde“ hatte zwischenzeitlich mitgeteilt, dass die Regierung bis zu 20 mögliche Interessenten identifiziert habe. Man gehe davon aus, hatte es in Le Monde geheißen, dass ArcelorMittal mehr als die genannten zwei Monate zur Findung von Interessenten zur Verfügung stellen werde, wenn sich in den letzten Wochen vor Ablauf des Mandats ein Interessent finde.
«Nicht für einen Euro»
ArcelorMittal wiederum hatte mitgeteilt, dass das Unternehmen die Hochöfen nicht für einen Euro verkaufen werde, sondern zum Marktpreis. Da die französische Regierung kein Mandat für einen Verkauf besitzt, sondern nur als Makler fungieren darf, müssen die Verhandlungen für den Verkauf zwischen ArcelorMittal und dem Interessenten stattfinden. Das Maklermandat läuft am 30. November 2012 aus.
Die französische Rentenzusatzversicherung verfügt über ein Anlagevermögen von 13 Milliarden Euro. Davon sind 20 Prozent in Aktien angelegt. Nicht bekannt ist, in welcher Höhe der Fonds in ArcelorMittal Aktien investiert hat.
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