Dem Observatorium zufolge befinden sich seit Jahren die verschiedenen Regionen der Großregion in einem Konkurrenzkampf, was den Handel betrifft. Und es sieht so aus, dass Luxemburg den Kampf für sich entscheiden wird, so die Verantwortlichen des „Observatoire transfrontalier de la consommation“ zu «l’avenir.net». In dem Observatorium haben sich die Handelskammer des Départements Meurthe-et-Moselle und die Union des classes moyennes (UCM) zusammengeschlossen, um verlässliche Statistiken über die wirtschaftliche Entwicklung beider Regionen zu sammeln.
In Luxemburg hatte die Tripartite 2006 den Ausbau des Handelssektors auf die Prioritätenliste gesetzt. Luxemburg soll der Einkaufspol der Großregion werden, hieß es damals. Die Politik sei ein Erfolg, denn seit 2008 würde die Kaufkraft zunehmend wieder in Luxemburg bleiben, heißt es vonseiten des „Observatoire transfrontalier de la consommation“. Die 27.000 Grenzarbeiter, die vorher ihr in Luxemburg verdientes Geld in ihrem Heimatland ausgaben, würden immer mehr ihre Einkäufe in Luxemburg tätigen. 2008 seien mehr als 16 Prozent der Kaufkraft exportiert worden, so ein Verantwortlicher der UCM zu „l’avenir.net“. Dieser Prozentsatz würde sich schnell verringern.
Das Angebot in Luxemburg würde sich ständig vergrößern. Die Zunahme der Geschäftsflächen sei besorgniserregend, finden die belgischen und französischen Händler. Auch sei das Personal im Großherzogtum teilweise besser ausgebildet. Schließlich sei die Neuregelung der Ladenöffnungszeiten ein Vorteil für die luxemburgischen Läden.
Plus 70 Prozent
Umfragen bestätigen die Beliebtheit der Luxemburger Einkaufswelt. Wer weniger als 30 Kilometer von der Grenze wohnt, kommt mindestens einmal im Monat nach Luxemburg zum Einkauf, so eine 2012 in der Großregion durchgeführte Umfrage. Das ist ein Plus von 70 Prozent im Vergleich zu 2007. Dabei werden nicht nur Benzin und Tabak an der Tankstelle gekauft.
Den Umsatzzuwachs in den letzten drei Jahren dank des Zuwachses der Pendler, die hier einkaufen, schätzt der einheimische Handel auf 217 Millionen Euro. Für die Staatskasse bedeutet diese Entwicklung eine zusätzliche Mehrwertsteuereinnahme von 37 Millionen in drei Jahren.
Das Observatorium rät jedoch nicht zu einer massiven Erhöhung der Geschäftsflächen in den französischen und belgischen Grenzregionen. Die bestehenden Flächen müssten vielmehr anders organisiert werden. Parallel wird vorgeschlagen, den wohnortnahern Einzelhandel zu fördern.
Die Leute über Luxemburgs Angebot informieren
Auf luxemburgischer Seite ist man froh über die wieder gewonnene Attraktivität. Sie sei das Resultat einer „aggressiven Informationspolitik“, erklärte der Direktor der Handelskonföderation (clc), Thierry Nothum Tageblatt.lu. Es hätten schon mehrere Verschiebungen in die eine oder die andere Richtung gegeben. Vor 20 Jahren zum Beispiel seien die Geschäftsgalerien im luxemburgisch-belgischen Grenzgebiet sehr beliebt gewesen, auch bei den Luxemburgern.
Für die Misere im Ausland sei nicht nur die Konkurrenz mit Luxemburg verantwortlich, sondern die augenblickliche wirtschaftliche Lage, so Nothum. In der Großregion gebe es noch nicht genügend Anstrengungen, die Probleme gemeinsam anzupacken, so der Direktor der clc weiter. Trier zum Beispiel habe schon viel früher das gemacht, was die luxemburgische Regierung 2006 in die Wege geleitet hat, und klar auf die Vorzüge der Stadt als Einkaufszentrum hingewiesen. Luxemburg hat ab 2006 vor allem sein Marketing verbessert. Das Angebot hierzulande sei damals noch größtenteils unbekannt gewesen. Durch die kulturelle Vielfalt sei es jedoch vielfältiger, als viele annehmen.
Die politischen Entscheidungen in den jeweiligen Ländern haben ebenfalls einen Einfluss auf die Entwicklung der Geschäftswelt. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Entfernung der Zentralregierung in Frankreich, die Erteilung einer Bauerlaubnis auf der einen Seite der Grenze und nicht auf der anderen … können helfen eine Region attraktiver zu machen für Shopping-Aktivitäten.
Dazu kommt, dass die Mobilitätskosten in den letzten Jahren gestiegen seien, erklärt der clc-Direktor. Die Leute würden nicht mehr so weit fahren, um ihre alltäglichen Einkäufe zu machen. Unter anderem die lokalen Märkte seien wieder beliebt, so Thierry Nothum, der abschließend betont, dass die Offerte an Geschäftszentren in Luxemburg und besonders entlang der Grenzen sehr gut sei. Das sei ebenfalls auf private Initiativen zurückzuführen.
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