Es war nur eine Frage der Zeit: Radioshack hat sich nach den heftigen Dopingvorwürfen von seinem umstrittenen Teamchef Johan Bruyneel getrennt. Das bestätigte das Management. Seit Monaten gab es reichlich Stunk bei Radioshack. Auslöser waren unter anderem die schlechten Ergebnisse des Teams, allen voran die beiden Schleckbrüder. Hinzu kam eine Verletzungsserie: Schulterverletzung, Frank Schleck stieg aus dem Giro d’Italia aus. Sturz und Steißbeinbruch wenig später bei Andy Schleck. Dopingvorwürfe gegen Frank Schleck während der Tour de France. Beide Brüder machten keinen Hehl daraus, das Team zu verlassen. Hinzu kamen die Dopingvorwürfe gegen den Teamchef Johan Bruyneel. Jetzt ist das Fass übergelaufen. Radioshack trennte sich von ihm.
Am Freitag spekuliert die französische Sportzeitung «L’Equipe», dass hinter den Dopingvorwürfen gegen Frank Schleck Teamchef Bruyneel steht. Wollte er damit verhindern, dass die beiden Brüder das Team verlassen, spekuliert die Sportzeitung. Einen wegen eines positiven Doping-Test suspendierten Fahrer würde schließlich kein anderes Team aufnehmen, spekuliert «L’Equipe». Andy hätte das Team nie ohne seinen Bruder verlassen. Wurden die beiden Luxemburger also gezwungen zu bleiben?
Wollte Bruyneel die Schleck-Brüder los werden?
Ein gut informierter Insider betonte Tageblatt.lu gegenüber jedoch, dass die Teamführung die Schlecks los werden wollte, nachdem sie sich über ausstehende Bezahlungen beklagt hätten. In der Mannschaft seien gezielt Gerüchte über die im Vergleich zu den anderen Teammitgliedern hohen Bezüge der Schleck-Brüder gestreut worden. Die «Vergiftung» von Frank Schleck sei ein Mittel dazu gewesen, zumindest einen der beiden auszuschalten. Die Brüder hätten sich in einem feindlichen Umfeld bewegt, was sich auf Moral und Leistung ausgewirkt habe.
Wie lange es Radioshack noch geben wird, ist derzeit unklar. Dass Armstrongs langjähriger Teamchef Bruyneel im Radsport keine Zukunft mehr hat, davon gingen Branchenkenner schon nach Bekanntwerden der USADA-Klage im Sommer aus. Wie Pevenage droht auch Bruyneel zur persona non grata zu werden.
Frank Schleck wurde sowohl in der A- als auch in der B-Probe das Diuretikum Xipamid nachgewiesen; eine Substanz, die auch der Verschleierung von Dopingmitteln dienen kann, die aber nicht auf der offiziellen Verbotsliste der Weltantidoping-Agentur (Wada) steht.
Johan Bruyneel enttäuscht
In einer offiziellen Stellungnahme zeigte sich Radio-Shack Teamchef Johan Bruyneel am Freitagabend empört über die Vorgehensweise der amerikanischen Anti-Dopingagentur.
„Ich bin als Teamchef zurückgetreten, um meine Verteidigung vorzubereiten zu können und weil ich Radio-Shack-Nissan-Treck jeglichen Ärger ersparen möchte.
Des Weiteren bin ich sehr enttäuscht, dass die amerikanische Anti-Dopingagentur (USADA) Informationen bezüglich der anhängigen Klage gegen mich veröffentlicht hat, ohne dass ich die Gelegenheit bekommen habe das Beweismaterial unter die Augen zu bekommen noch meine Verteidigung vorzubereiten.“
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