Im Tageblatt-Interview prangert Holtz die Leistung verschiedener Spieler an und hat ein paar positive Worte für die jüngeren Spieler übrig.
Tageblatt: Zwei Niederlagen, neun Gegentore. Ihre Bilanz kann eigentlich nur negativ ausfallen, oder?
Luc Holtz: «Nur das 0:6 tanzt aus der Reihe. Mit dem Resultat am Dienstag kann ich leben, denn in der Vergangenheit haben wir öfter noch schlechter ausgesehen. Was mich aber am meisten stört und enttäuscht, ist die Tatsache, dass wir aus acht guten Torchancen keinen einzigen Treffer gemacht haben. In den beiden Spielen hat Israel uns eine Lektion in Sachen Realismus gegeben.»
Sehr schwach
Haben vereinzelte Spieler Sie komplett enttäuscht?
«Aurélien Joachim war, um es nett auszudrücken, sehr schwach. Seine Leistung war für mich eine riesige Enttäuschung. Vor allem im zweiten Spiel hat es ihm an Engagement gefehlt, so dass es mir vorkam, als wären nur zehn Mann auf dem Platz. Ich glaube, er hat zurzeit Probleme mit seinem Status als Profi. Aber auch sein Verein hat indirekten Einfluss auf seine aktuelle Situation …»
Es ist auffällig, dass die drei Profis nicht den Einfluss haben, den sie eigentlich haben sollten.
«Eigentlich sollen diese die Mannschaft führen. Lars Gerson stand gestern beispielsweise nicht in der Startformation, weil ich die Defensive mit René Peters stärken wollte. Außerdem war er im Hinspiel an den ersten beiden Gegentoren beteiligt und war auch gegen Nordirland und Portugal defensiv einige Male nachlässig. Mario Mutsch hat gegen Portugal ein exzellentes Spiel gemacht und im ersten Spiel gegen Israel hat er die rechte Seite ordentlich geschlossen. Im Rückspiel hat er allerdings zwei Treffer mitverschuldet, wurde dann aber mit zunehmender Spielzeit besser. Zu Aurélien Joachim habe ich mich schon geäußert. Er war im Ballbesitz zu keinem Zeitpunkt eine Entlastung. Von allen drei Profis kann und muss ich mehr erwarten.»
Gab es überhaupt etwas Positives?
«Wir haben uns Torchancen herausgespielt. Korrekt waren auch die Leistungen von Laurent Jans und Maurice Deville. Jans hat für sein erstes Länderspiel eine unglaubliche Abgeklärtheit an den Tag gelegt.»
Der Unterschied
Welches Gefühl ist es, zu wissen, wie der Gegner spielt, aber nichts dagegen ausrichten zu können?
«In beiden Spielen haben ihre ständigen und variablen Positionswechsel den Unterschied gemacht. Das haben sie auch ausgezeichnet gemacht. Die Israelis zeichnen sich durch eine unglaubliche Spritzigkeit aus, die uns manchmal fehlt. Im Endeffekt ist es falsch, sich gegen einen solchen Gegner tief hinten reinzustellen, das hat man in der zweiten Halbzeit des Rückspiels gesehen. Im Hinspiel war nicht das Problem, dass wir zu hoch standen, sondern unsere ständigen Pressversuche, die wir uns als Luxemburg eigentlich nur phasenweise erlauben können.»
Haben Sie nicht doch das Gefühl, dass Israel einen Gang in der zweiten Hälfte zurückgeschaltet hat?
«Nein, absolut nicht. Israel wollte Tore schießen, das hat man gesehen. Unsere kompaktere Spielweise hat den gegnerischen Spielaufbau erschwert. Hinzu kommt noch, dass wir wieder einmal kein Glück vor dem Tor hatten, sonst endet das Spiel 2:3, 2:4 oder 4:6, wie auch immer Sie wollen.»
Könnten diese neun Gegentore zu einem psychologischen Knacks führen?
«Wir haben in den letzten Jahren die meisten Spiele entweder knapp verloren, Unentschieden gespielt oder gewonnen, diese beiden Resultate fallen aus der Reihe, ändern aber nichts. Die schwierigste Aufgabe bestand darin, auf die 0:6-Niederlage zu reagieren, denn das lässt einen als Spieler nicht kalt. Man darf jetzt auch nicht immer das Spiel gegen Portugal als Referenz nehmen.»
Beflügelt
Brauchen viele der Spieler dringend eine Pause?
«Nein, die Spieler sind körperlich fit. Vielleicht sind sie mental ein bisschen angeschlagen. Für die Nationalmannschaft anzutreten muss immer eine Freude sein. Wer das nicht so sieht, den kann ich nicht verstehen.»
Das nächste Länderspiel findet im November gegen Schottland statt. Machen solche Tests eigentlich Sinn?
«Wenn die Nationalmannschaft zu lange nicht zusammen spielt, hat das einen negativen Einfluss. Deshalb ist dieses Länderspiel auch sinnvoll. Vor allem junge Spieler kommen oft beflügelt von den Länderspielen zurück. Der FC Metz berichtete mir immer wieder, dass Chris Philipps durch die Nationalmannschaft eine positive Entwicklung nimmt.»
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