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Rabobank steigt aus Profi -Radsport aus

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Das durch den Fall Armstrong ausgelöste Beben im Radsport nimmt weiter an Intensität zu. Am Freitag gab die niederländische Rabobank bekannt, dass sie sich angesichts der Doping-Problematik am Jahresende als Geldgeber zurückziehen wird.

„Wir vertrauen nicht mehr darauf, dass der internationale Profiradsport in der Lage ist, einen sauberen und ehrlichen Sport durchzuführen“, teilte Rabobank-Vorstandsmitglied Bert Bruggink mit. Seit 1996 war Rabobank als Hauptsponsor engagiert, die jährliche Investition in den Straßen-Rennstall belief sich auf 15 Millionen Euro. Die Rabobank-Equipe hat trotz des Rückzuges des Sponsors zumindest für die kommende Saison aber Planungssicherheit.

Dr. Ferrari: Telefonate abgehört

Nach dem Fall des früheren Radprofis Lance Armstrong weitet sich auch der Dopingskandal in Italien immer mehr aus. Die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Cremona hat offenbar Beweise über Kontakte zwischen dem umstrittenen Dopingarzt Michele Ferrari und den Radprofis Michele Scarponi und Denis Menschow gesammelt. Laut Medienangaben haben die Ermittler ein Gespräch zwischen Scarponi und Ferrari über Dopingmethoden abgehört. Auch Telefonate zwischen Menschow und Ferrari seien belauscht worden. Den beiden droht eine Sperre wegen Kontakten zu Ferrari.

Der höchstumstrittene Arzt und frühere Armstrong-Arzt soll von seiner Wohnung in St. Moritz aus ein Millionengeschäft mit der Betreuung von Athleten aufgebaut und sie bei der Einnahme von Dopingmitteln beraten haben. Sogar ganze Teams hätten sich Ferraris Dienste gesichert (siehe auch „T“ von Freitag).

Die Bank teilte mit, die Mannschaft 2013 als „White Label“-Team ohne Sponsorennamen unter einer noch zu etablierenden neuen Gesellschaft antreten zu lassen. Der niederländische Kapitän Robert Gesink reagierte wütend. „Es fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Die heutige Generation muss die Scheiße einer anderen, die falsche Dinge getan hat, ausbaden. Wir verlieren einen der größten Sponsoren der Radsport-Geschichte, ich habe keine Worte dafür, aber das ist eines der schlimmsten Dinge, die passieren konnten“, sagte Gesink.

Die UCI nahm den Rückzug zur Kenntnis, von Bedauern jedoch keine Spur. „Der Radsport ist dankbar für die vielen Jahre der Partnerschaft mit Rabobank, von der alle profitiert haben“, sagte UCI-Präsident Pat McQuaid. Man habe angesichts der aktuell schwierigen Lage Verständnis für diese Entscheidung. Der Bericht der Usada hatte bei Rabobank das Fass zum Überlaufen gebracht. Bruggink sprach von einem „schmerzlichen Schritt, nicht nur für Rabobank, vielmehr auch für die Fans und die Fahrer, die damit nichts zu tun haben“.

Generalamnestie

Den Amateur-Radsport wolle man jedoch ebenso weiter unterstützen wie das Cross-Team und die Jugend. „Dafür sind wir dankbar. Das ist wichtig für unseren Sport“, sagte McQuaid, der auch den Fall Carlos Barredo als einen weiteren möglichen Grund für den Abschied von Rabobank ausmachte. Am Donnerstag hatte Rabobank ihren spanischen Fahrer suspendiert. Aufgrund von Unregelmäßigkeiten in seinem Blutpass hatte die UCI ein Disziplinarverfahren gegen den früheren Vuelta-Etappensieger eingeleitet.

Dass der Australier John Fahey, Vorsitzender der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), eine Generalamnestie für Dopingsünder im Sport ins Gespräch gebracht hat, dürfte McQuaid ebenfalls nicht gefallen haben. In einem Gespräch mit nationalen Medien sagte der 67-jährige Fahey: „Der Aufsichtsrat ist sehr interessiert daran, über diese Angelegenheit nachzudenken.“ Die UCI hatte sich im September gegen eine Amnestie für ihre betroffenen Sportler ausgesprochen. Fahey: „Nicht die UCI entscheidet über eine Amnestie, das ist Sache der WADA.“