Das Video ging vor einem Jahr um die Welt: Eine Boeing 727-200 der Iranair musste aufgrund einer defekten Druckleitung ohne Bugfahrwerk landen. Der Pilot, Captain Huschang Schahbasi, musste seine fast 30-jährige Flugerfahrung abrufen, um eine Katastrophe zu verhindern. Mit viel Geschick gelang es ihm, den Vogel derart sanft zu landen, dass der Bug nicht gleich beim Aufsetzen zu Boden ging. Dadurch brach kein Feuer aus und alle 113 Insassen kamen mit dem Schrecken davon.
Schahbasi wurde als Held gefeiert – allerdings nur auf YouTube. Schon bald beklagte er sich, dass ihm weder sein Arbeitgeber noch die Behörden die Großtat gedankt hätten. Auch die iranischen Medien schwiegen sich aus. Er verwies auf die große Beachtung, die Captain Chesley Sullenberger, der zwei Jahre zuvor mit einem Airbus A320-214 auf dem Hudson River notgelandet war, zuteil wurde.
Erst Kritik, dann Ehrung
Ob es der Vergleich mit «Sully» war, der die Behörden überzeugte, sei dahingestellt. Jedenfalls zeigte Schahbasis Kritik Wirkung: Wenige Wochen später wurde er im Beisein seiner Kollegen von Iranair ausgezeichnet. «Mit Gottvertrauen, außergewöhnlichen Fähigkeiten und viel Erfahrung gelang es Captain Schahbasi und seiner Crew, das Flugzeug problemlos zu landen», lobte ihn der Verkehrsminister. Es folgten mehrere Interviews im Staatsfernsehen.
Damit glaubten die Behörden, die Angelegenheit sei erledigt. Doch wie sie bald feststellten mussten, ist es nicht Eitelkeit, die Schahbasi antreibt. Der Pilot nutzte seine Bekanntheit, um auf die Hintergründe des Zwischenfalls aufmerksam zu machen: US-Sanktionen gegen die iranische Zivilluftfahrt, die es iranischen Airlines nicht erlauben, dringend benötigte Ersatzteile zu kaufen. Die Häufigkeit technischer Probleme und tödlicher Abstürze im Iran ist auffallend.
Iranair will den Nestbeschmutzer loswerden
Im März 2012 reiste Schahbasi nach Genf, um vor dem UN-Menschenrechtsrat auf die schwierige Situation der iranischen Zivilluftfahrt hinzuweisen. Im September forderte er von US-Präsident Barack Obama in einer Video-Botschaft das Ende der Sanktionen. Der Führung in Teheran schmeckt Schahbasis Aktionismus ganz und gar nicht. «Die zuständigen Behörden lassen mich nicht mehr fliegen, weil ich angeblich iranische Fluggesellschaften als unsicher hinstelle», beklagte sich Shahbasi vergangene Woche gegenüber iranischen Medien.
Ein Gesichtsverlust war wohl auch der Grund, warum die Behörden zunächst über Schahbasis wundersame Notlandung schwiegen. Iranair hat seinen Heldenpilot offenbar vor drei Monaten in Frühpension geschickt, obwohl der 56-Jährige noch neun Jahre fliegen könnte. «Sie beklagen sich, dass die Elite das Land verlässt. Was soll sie sonst tun, wenn sie so behandelt wird?», sagte Schahbasi. Er selbst will im Iran bleiben – trotz Job-Angeboten aus dem Ausland.
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