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Wahlfieber hat die US-Airbase erfasst

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Burger-Restaurants und Bowling-Bahnen: Zehntausende Amerikaner sind in der Pfalz stationiert. Auch bei ihnen steigt die Spannung vor der Präsidentenwahl. Ihr Kreuzchen haben die meisten schon gemacht.

Große Auftritte der Kontrahenten Barack Obama und Mitt Romney gab es zwar nicht, dennoch wird der US-Wahlkampf im Süden von Rheinland-Pfalz genau verfolgt. Rund 54 000 Amerikaner leben in und um Kaiserslautern. Das macht die Militärgemeinde zur größten außerhalb der Vereinigten Staaten. KMC wird sie von ihren Einwohnern genannt, die Abkürzung für Kaiserslautern Military Community.

«Ich habe schon gewählt», sagt etwa Juan Melendez. Der 64-Jährige stammt aus Maryland und arbeitet als Zivilist auf der Airbase in Ramstein, eine zentrale Drehscheibe der US-Luftwaffe. Auf dem Stützpunkt gibt es Kindergärten und Schulen, Burger-Restaurants, Bowling-Bahnen, ein Hotel, eine Shopping-Mall und einen 18-Loch-Golfplatz. Kommendes Jahr soll der Bau eines riesigen neuen Klinikkomplexes beginnen.

Wähler haben sich genau informiert

Obwohl die Pfalz von den USA weit entfernt ist, sei es wichtig, zu wählen, sagt Melendez. «Es macht einen großen Unterschied, wer Präsident ist.» Vor allem im Internet habe er sich genau über die Kandidaten informiert, bevor er sein Kreuzchen auf die Briefwahlunterlagen machte.

Doch was so einfach klingt, ist tatsächlich eine komplizierte Angelegenheit. Denn jeder der 50 US-Staaten hat eigene Regeln, Fristen und Kriterien für die Registrierung der Wähler, ohne die es keinen Stimmzettel gibt. Wann und auf welchem Weg diese eingereicht werden müssen, ist ebenfalls unterschiedlich geregelt. Manche Staaten schicken Mails an die Wähler, die dann ausgedruckt werden müssen, andere vertrauen nur dem Postweg.

«Bin ich zu spät?»

Auf der Airbase gibt es einen eigenen Beauftragten, bei dem sich die Bewohner Rat holen können. «Die häufigste Frage, die mir zur Zeit gestellt wird, ist: ‹Bin ich zu spät›?», sagt Joe Vaeth. Der 31-Jährige ist eigentlich Pilot, doch seine Aufgabe als Voter Assistence Officer beschäftigt ihn seit Wochen ausschließlich. Er sitzt in seinem kleinen Büro und blättert durch ein 372-seitiges Buch, das haarklein alle Briefwahl-Regeln auflistet.

Schwierig zu klären ist auch eine andere Frage, die ihm viele seiner Kameraden stellen, wie Vaeth sagt. An welchen US-Staat müssen sie sich zur Registrierung überhaupt wenden? Schwierig deshalb, weil Militärangehörige im Laufe ihrer Karriere alle paar Jahre ihren Wohnort wechseln. Vor Einsätzen im Ausland sind sie meist schon mehrmals innerhalb der USA umgezogen.

Manchmal werde er auch gefragt, ob die Stimmen überhaupt gezählt werden, berichtet Vaeth. Das Gefühl entstehe, weil der Stichtag für die Briefwahl in manchen Staaten erst nach dem eigentlichen Wahltag am kommenden Dienstag (6. November) sei. «Jede Stimme wird gezählt», antworte er seinen Kameraden dann.