Eine am Montag vorgestellte Studie des Beratungsunternehmens Euroconsult soll dem Land nun zeigen, wie es sich in Zukunft in diesem Sektor positionieren soll.
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Insgesamt bescheinigen die Experten von Euroconsult dem Luxemburger Weltraumminister François Biltgen eine gute Note.
Die gleiche Meinung vertrat am Montag auch Per Tegner, einer von vier unabhängigen Experten, die die Regierung beraten: Verglichen mit anderen europäischen Ländern, die neu im Bereich Weltraum sind, „ist Luxemburg überdurchschnittlich erfolgreich“. Das liegt ihm zufolge an einem engagierten Minister sowie an einem kleinen – aber hochmotivierten – Stab von Staatsbeamten.
Weltraum-Standort
Per Tegner war u.a. Chef der schwedischen Weltraumagentur. Falls Luxemburg mehr Wachstum im Sektor wolle, müsse es die Zahl der Beamten in diesem Bereich erhöhen, unterstrich er. Es tue ihm ja leid, aber „Luxemburg braucht mehr Bürokraten“.
Und, das ist auch eine der Empfehlungen von Euroconsult: das Land müsse damit beginnen, sich als Weltraum-Standort zu vermarkten. Dazu sollten sich die verschiedenen Behörden zusammentun und ein Weltraum-Büro gründen. Das vereinfache einerseits die Arbeit und sei andererseits wie eine politische Anerkennung der bisherigen Erfolge, so Rachel Villain von Euroconsult. Und, Luxemburg lässt sich den Einstieg in den Weltraum etwas kosten: Laut Rachel Villain investiert das Land 0,03 Prozent seines BIP in die Weltraumforschung. Damit stünde Luxemburg in Europa auf Platz vier. Nur Frankreich, Deutschland und Italien investieren mehr.
74 Millionen Euro
Insgesamt hat die Regierung in den Jahren 2005 bis 2011 74 Millionen Euro in die Weltraumforschung investiert. Von dieser Summe flossen 65 Millionen Euro an ESA-Projekte, vor allem im Bereich der Satelliten-Kommunikation.
Doch die ESA-Gelder sind für die Luxemburger Wirtschaft nicht verloren: Etwa 92 Prozent davon kommen – laut Ministerium – als Aufträge für Unternehmen zurück nach Luxemburg. „Das an sich ist gut“, so Biltgen, „aber es ist nicht unser wichtigstes Ziel. Wir wollen den Sektor an sich in Luxemburg weiterentwickeln.“
„Luxemburg braucht mehr Bürokraten“
Für François Biltgen ist der Weltraum, neben der IT-Branche und der Biotechnologie, einer der Sektoren, die das Potenzial haben, in Luxemburg ein neues Wirtschaftsfeld entstehen zu lassen.
Eigentlich ist Luxemburg bereits seit 25 Jahren im Weltraum vertreten: mit dem Satellitenbetreiber SES aus Betzdorf. Dieses Unternehmen macht auch heute noch den Großteil der Gelder aus, die Luxemburger Unternehmen im Weltraumsektor verdienen. Doch rund um diesen Standort ist in den letzten Jahren viel Neues entstanden. So hat sich beispielsweise die Firma Luxspace, die selber Satelliten baut, dort angesiedelt. Aber auch andrere Unternehmen wie Hitec, Telindus oder einige Forschungsinstitute sind im Weltraumsektor aktiv.
Eine eigene Weltraumpolitik verfolgt das Land jedoch erst seit seinem ESA-Beitritt. Dass Luxemburg bereits jetzt, gemeinsam mit der Schweiz, für die kommenden drei Jahre die Präsidentschaft der ESA übernehmen soll, sieht der Minister als eine „große Ehre“. Man habe sich nicht vorgedrängt, „wir wurden dazu aufgefordert, unsere Kandidatur zu stellen“, erzählt er mit einem gewissen Stolz. Offiziell soll die Entscheidung auf einer Weltraumkonferenz der ESA auf Ministerebene Ende November in Neapel getroffen werden.
Wachstumspotenzial
Was jetzt die Empfehlungen von Euroconsult angeht, so will Biltgen sie zu Herzen nehmen: Im Bereich der Mikrosatelliten erkennt er Wachstumspotenzial; Geld soll in die Forschung für einen elektrischen Satellitenantrieb gesteckt werden; der Bereich der terrestrischen Infrastruktur, in dem Luxemburg bereits gut positioniert ist, soll weiterentwickelt werden; von neuen Dienstleistungen mittels Satelliten könnte, Biltgen zufolge, selbst der Finanzplatz profitieren.
Zudem will Biltgen Jugendliche motivieren, um Praktika bei der ESA zu machen. Es gebe nämlich nicht genug Menschen in Luxemburg, die verstehen, wie die Institution ESA funktioniert.
Auf ein eigenes Weltraum-Büro wird Luxemburg jedoch noch warten müssen. Die Regierung habe sich gestern für ein Einstellungsstopp entschieden.
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