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«Das war Sabotage»

«Das war Sabotage»

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Montagabend fällte der Vorstand des FC Wiltz 71 die Entscheidung, Trainer Pascal Lebrun zu feuern. Nachfolger wird sein bisheriger Assistent Samir Kalabic. Lebrun erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen einige seiner Ex-Spieler.

Das Problem zwischen Trainer, Spielern und Vorstand besteht nicht erst seit dem letzten Spieltag und der 0:9-Niederlage gegen den RFCU Lëtzebuerg. Schon vorher reihte sich eine Disziplinlosigkeit an die andere und Vorstandsmitglieder sollen sogar Einfluss auf die taktische Aufstellung der Mannschaft genommen haben

«Lebrun wusste Bescheid»

Neben dem Vorstand haben auch die Spieler an der Krisensitzung am Montagabend teilgenommen. Nur einer fehlte: Trainer Pascal Lebrun.

Der Wiltzer Präsident Robert Nilles nennt die Gründe: «Zwischen ihm und dem Vorstand sind in den letzten Wochen Hunderte Mails zirkuliert. Wir haben ihn auf vorherrschende Probleme aufmerksam gemacht, er hat jedoch nicht darauf reagiert.»

Der Draht zwischen Lebrun und einigen Spielern sei schon lange schlecht gewesen, wie Nilles weiter erzählt: «Dieses Unwohlsein besteht schon seit Ende letzter Saison. Durch die zunächst guten Resultate sind die Probleme aber nicht zum Vorschein gekommen.»

Nach dieser folgenschweren Entscheidung stehen die Spieler in der Verantwortung. «Es wurden Geldstrafen verteilt und einigen wurde das Messer auf die Brust gesetzt. Ob einige das letzte Spiel sabotiert haben oder die Niederlage einfach ein Resultat mentaler Schwäche ist, kann ich nicht beurteilen», so der Präsident, der glaubt, mit Samir Kalabic den geeigneten Nachfolger gefunden zu haben: «Er kennt den Verein und hat einen guten Draht zur Mannschaft.»

(del)

Tageblatt: Herr Lebrun, wie wurden Sie über Ihren Rausschmiss in Kenntnis gesetzt?

Pascal Lebrun: «Um 23.05 Uhr wurde mir telefonisch meine Entlassung mitgeteilt. In 20 Sekunden war das Gespräch vorbei. Ich wurde nicht zur vorher anberaumten Vorstandssitzung eingeladen, was mir deutlich aufzeigt, dass mein Schicksal bereits vorher besiegelt war.»

Werfen Sie dem Wiltzer Vorstand schlechten Stil vor?

«Das können Sie interpretieren, wie Sie wollen …»

Sind Sie enttäuscht über das Verhalten der Vereinsverantwortlichen?

«Ich finde es sehr schlimm, dass im Verein ohne Konsequenz gehandelt wird. Präsident Nilles hat einigen Spielern kürzlich ein Ultimatum gestellt. Nach den letzten Vorfällen wurde kein einziger Spieler bestraft. Dabei wurde die letzte Partie ganz klar sabotiert. Diese Spieler haben den ganzen Verein lächerlich gemacht und kommen ungeschoren davon.»

Sie deuten an, dass einige Spieler gegen den Trainer gespielt haben.

«Fußballer haben oft starke Stimmungsschwankungen und einige sind sogar charakterlos. Ich wusste, dass es Spieler gab, die zu mir standen und einige, die gegen mich gearbeitet haben. Trotzdem verstehe ich die Entscheidung des Vorstands, denn jetzt ist das Wichtigste, den Verein vor dem Abstieg zu retten. Immerhin haben sich einige Spieler nach dem Rauswurf bei mir gemeldet und mir ihre Untröstlichkeit über den Verlauf der ganzen Affäre mitgeteilt.»

Sie hatten mit der Mannschaft einen Traumstart hingelegt. Wie konnte die Stimmung so schnell kippen?

«Der Ausgangspunkt war das Spiel gegen RM Hamm Benfica. Ich hatte entschieden, Edis Osmanovic aus disziplinarischen Gründen auf der Bank zu lassen. Einige Leute, die ich nicht nennen will, haben Druck ausgeübt, dass er spielt. Der richtige Auslöser der Krise war die 2:6-Niederlage gegen Canach. Dort hat sich die Mannschaft von ihrer schlechten Seite gezeigt. Wenn der Verein es nicht schafft, diese Spieler mit schlechter Mentalität rauszuschmeißen, kommen sehr schwere Zeiten auf Wiltz zu. Einige benehmen sich wie Stars, dabei sind sie nicht einmal Sternchen.»

Ihr Nachfolger ist der bisherige Co-Trainer Samir Kalabic. Hat er sich Ihnen gegenüber immer loyal verhalten?

«Zu 100%. Ich habe mich bereits mit ihm unterhalten. Die Aufgabe ist kein Geschenk, aber vielleicht löst der Wechsel einen psychologischen Schock aus.»