An diesem Mittwoch ist ein Tag der Wahrheit bei Facebook. Dann wird sich zeigen, ob die einfachen Mitarbeiter noch hinter dem weltgrößten Online-Netzwerk stehen – oder ob sie glauben, dass es bei der einst angesagtesten jungen Firma des Silicon Valley geschäftlich bergab geht. Ab diesem Mittwoch wird es den Mitarbeitern erlaubt sein, sich im großen Umfang von ihren Aktien zu trennen. Der Markt könnte mit Facebook-Papieren überschwemmt werden. Die Frage ist: Kommt es zu einem weiteren Kursverfall?
«Die Entwicklung der Aktie ist ganz offensichtlich enttäuschend», hatte Facebooks Gründer, Chef und Hauptaktionär Mark Zuckerberg selbst eingeräumt. 38 Dollar hatte das Papier beim Börsengang im Mai gekostet, ganz kurz war es auf 45 Dollar gestiegen, nur um dann binnen wenigen Wochen die Hälfte des Werts zu verlieren. Momentan pendelt der Kurs um die 20 Dollar.
Rote Zahlen
Facebook ist zwar eine beispiellose Erfolgsgeschichte im Web. Mehr als eine Milliarde Nutzer tummeln sich hier – das ist rund jeder siebte Mensch auf diesem Planeten. Nirgendwo sonst rückt die Welt so nah zusammen. Doch geschäftlich läuft es bei Facebook eher mau: Die überlebenswichtigen Werbeeinnahmen sprudeln schwächer als erhofft; das Unternehmen schreibt seit dem Börsengang rote Zahlen. Problem ist die steigende Verbreitung von Smartphones, auf deren kleinen Bildschirmen sich schlechter Anzeigen platzieren lassen.
Vor diesem Hintergrund ist der Termin 14. November gefährlich: Dann laufen die Haltefristen für rund 800 Millionen Aktien aus – das ist etwa jeder dritte Facebook-Anteilsschein, der existiert. Viele der Papiere liegen in den Händen einfacher Mitarbeiter. Sie hatten die Aktien über die Jahre als Teil ihres Gehalts bekommen – und müssen nun entscheiden, ob sie an einen Kurserholung glauben oder ob sie lieber Kasse machen.
Böses Omen
Wenn an diesem Mittwoch massenhaft Aktien auf den Markt kommen sollten, dürfte das von Investoren als böses Omen gewertet werden. Bereits beim Auslaufen früherer Haltefristen mit vergleichsweise geringen Stückzahlen war der Kurs empfindlich gefallen.
So war mit dem deutschstämmigen Risikokapitalgeber Peter Thiel einer der prominentesten Facebook-Finanziers der ersten Stunden fast komplett ausgestiegen. Auch der ehemalige Zuckerberg-Zimmergenosse aus Studentenzeiten und Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz trennte sich von einem Teil seiner Papiere. Erst vor wenigen Tagen versilberte auch Facebooks Nummer zwei Sheryl Sandberg einige Aktien – allerdings nur einen kleinen Teil ihres Bestands.
Auf wackeligen Beinen
Mark Zuckerberg weiß, auf welch wackeligen Beinen sein Facebook an der Börse steht: Als das Papier im September mit 17,55 Dollar seinen absoluten Tiefpunkt erreichte, ging Zuckerberg ein Versprechen ein: Er selbst werde zwölf Monate lang keine einzige Aktie verkaufen. Dieses Versprechen hat Gewicht – Zuckerberg besitzt etwa ein Fünftel aller Anteilsscheine und ist damit der größte Aktionär überhaupt.
Hinter dem Versprechen steckt auch Eigennutz: Mit jedem Dollar, den der Kurs fällt, wird Zuckerberg eine halbe Milliarde Dollar ärmer. Schon jetzt hat er durch den Kursverfall rein rechnerisch fast die Hälfte seines Vermögens verloren – er kommt noch auf rund 10 Milliarden Dollar. In der Rangliste der reichsten US-Amerikaner, die das Magazin «Forbes» erstellt, sackte der 28-Jährige von Rang 14 auf Rang 36 ab. Er war damit der größte Verlierer in diesem Jahr.
Der Druck auf den Kurs dauert an: Im Dezember fallen die Schranken für weitere 156 Millionen Aktien aus dem Bestand von Altinvestoren, im Mai läuft eine letzte Haltefrist für 47 Millionen Aktien aus. Das einflussreiche US-Wirtschaftsmagazin «Barron’s» stellte vor einiger Zeit die rhetorische Frage: «Was sind die Aktien wert?» Und das Magazin gab gleich selbst die Antwort: «Vielleicht nur 15 Dollar.»
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