Der weiße Pudel Pierre hat sein Herrchen Novak Djokovic in der Londoner O2-Arena täglich aufgewärmt. „Nun braucht auch Pierre eine Verschnaufpause“, witzelte der Serbe und freute sich auf „zweieinhalb Wochen an einem tropischen, wunderschönen Ort – ohne Racket!“ Dabei schimmerte mal wieder der alte Tennis-Clown durch – so voller Adrenalin war der „Djoker“ nach seinem 7:6 (8:6), 7:5-Sieg gegen Roger Federer im Endspiel der ATP World Tour Finals in London. Damit belehrte er alle Zweifler: Nur er ist der Champion der Champions und zu Recht der Weltranglistenerste am Jahresende.
Tennis in Zahlen
ATP-Saisonfinale in London (5.500.000 Dollar), Endspiel: Novak Djokovic (Serbien/Nr. 1) – Roger Federer (Schweiz/Nr. 2) 7:6 (8:6), 7:5.
ATP-Weltrangliste: 1. (1.) Novak Djokovic (Serbien) 12.920 Punkte, 2. (2.) Roger Federer (Schweiz) 10.265, 3. (3.) Andy Murray (Großbritannien) 8.000, 4. (4.) Rafael Nadal (Spanien) 6.795, 5. (5.) David Ferrer (Spanien) 6.430, 6. (6.) Tomas Berdych (Tschechien) 4.605, 7. (7.) Juan Martin del Potro (Argentinien) 4.480, 8. (8.) Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) 3.490, 9. (9.) Janko Tipsarevic (Serbien) 2.990, 10. (10.) Richard Gasquet (Frankreich) 2.515 … 68. (66.) Gilles Muller 719, 1.147 (1.142) Gilles Kremer 5, 1.671 (1.778) Mike Vermeer 1, 1.830 (1.826) Ugo Nastasi 1 (alle L).
Im gefühlsgeladenen Moment des Triumphes wurde der 25-Jährige auch sehr ernst und widmete seinen sechsten Titel des Jahres seinem schwer kranken Vater Srdjan: „Ich habe das für ihn gewonnen. Mein Vater hatte seinen eigenen Kampf. Es hing in den letzten Wochen am seidenen Faden, aber es geht ihm nun viel besser.“
Fabelsaison
Auch in seinem Tennisjahr erlebte er einige bittere Rückschläge – zum Beispiel blieb der so stolze Träger der serbischen Flagge bei Olympia ohne Medaille. Aber wie hätte er die Fabelsaison 2011 mit den zehn Turniersiegen (darunter drei Grand-Slam-Titel) auch toppen sollen?
Aber die gefühlte Nummer eins 2012? Das war bis dato nicht Djokovic. Eher „King Roger“, der seinen siebten Wimbledonsieg feierte und auch nach 17 Grand-Slam-Titeln und 302 Wochen an der Spitze der Weltrangliste mit 31 Jahren keine Spur von Müdigkeit zeigt.
Triumphator
Djokovic war dafür der konstanteste Punktesammler und an den meisten dramatischen, einprägsamen Matches beteiligt: Da war das epische 5:53-Stunden-Finale von Melbourne gegen Nadal, das Zwei-Tages-Endspiel von Roland Garros gegen Nadal, dann der US-Open-Thriller gegen Murray und erneut gegen den Schotten ein Sieg beim längsten Masters-Finalmatch der Geschichte in Schanghai.
Aber am Ende beschloss er das Jahr, wie er es in Australien mit dem denkwürdigen Zerrissenen-Hemd-Jubel begonnen hatte: als Triumphator. Djokovic dachte auch an den, der in London fehlte: Nadal. Der Spanier hofft nach seiner schweren Knieverletzung auf ein baldiges Comeback. „Das Tennis vermisst Rafa“, sagte der Wahl-Monegasse und wünschte sich weitere irre Duelle der „Fab Four“ 2013.
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