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Wie Apple und Co. sich um Steuern drücken

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Während Otto Normalverbraucher und kleine Betriebe unter hohen Steuern ächzen, verschieben Konzerne ihre Gewinne weltweit so geschickt, dass ihre Zahlungen an den Fiskus auf ein Minimum sinken. Technologiefirmen wie Apple haben die Tricks perfektioniert.

In der Haut von Andrew Cecil möchte man in diesem Moment nicht stecken. Der Mann trägt den schönen Titel «Director of Public Policy» beim weltgrößten Online-Händler Amazon – vereinfacht gesagt ist er Lobbyist. Eigentlich agieren solche Firmenvertreter im Hintergrund, um die Gesetzgebung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Doch Cecil musste sich diese Woche einem Ausschuss des britischen Parlaments stellen. Es ging um die Frage, warum Amazon denn in Großbritannien so wenig Steuern zahlt.

Ein Parlamentarier will wissen, welchen Umsatz das Unternehmen im vergangenen Jahr in Großbritannien erwirtschaftet hat. Cecil druckst herum: «Wir haben die Umsätze niemals auf Länderebene bekanntgegeben.» Auch auf Nachfrage liefert er keine Antwort. Die Ausschussvorsitzende Margaret Hodge fährt ihn an: «Was verbergen Sie?» Cecil sichtlich unwohl: «Ich verberge nichts.» Auch bei der Frage nach dem Vorsteuergewinn muss der Amazon-Mann passen. Jetzt platzt Hodge der Kragen: «Sie wissen ja gar nichts. Also ehrlich, sie kommen zu uns ohne jegliche Informationen. Welchen Job machen Sie nochmal? … Wir werden jemanden einbestellen, der uns Antworten geben kann. Das ist nicht akzeptabel.»

Gereizte Stimmung

Die Stimmung ist gereizt, nicht nur in Großbritannien – und nicht nur gegenüber Amazon. Auch Starbucks, Google, Apple und andere Konzerne vornehmlich aus den USA stehen wegen ihrer kreativen Steuermethoden im Rampenlicht. Sie schaffen es, durch interne Verrechnungen zwischen verschiedenen Landesgesellschaften und Tochterfirmen in Steueroasen die Zahlungen an den Fiskus auf ein Minimum zu drücken. Das alles ist – soweit bekannt – ganz legal, aber in Worten der Ausschussvorsitzenden Hodge vielleicht «unmoralisch».

Dabei tragen die Gesetzgeber selbst Schuld daran, dass es überhaupt Schlupflöcher gibt. Vor allem Technologiefirmen können auf recht einfache Art und Weise ihre Steuerlast drücken. Während ein Autohändler am Ort sein muss, um seinem Kunden den Wagen zu verkaufen, kann eine Firma wie Apple oder Google letztlich überall auf der Welt sitzen, um digitale Güter wie Bücher, Filme, Musik oder Werbeplätze zu verkaufen. Natürlich sucht sich ein Unternehmen dann den Standort aus, wo es am wenigsten Steuern zahlt.

In Europa ist das vornehmlich Irland. Nach einer Aufstellung der Industrieländerorganisation OECD liegt hier der Steuersatz für Unternehmen bei 12,5 Prozent. In Großbritannien sind es dagegen 24,0 Prozent und in Deutschland sogar 30,2 Prozent.

«Kreative Steuerbuchhaltung»

Apple gilt als ein Pionier der kreativen Steuerbuchhaltung. Die «New York Times» beschrieb schon im Frühjahr ausführlich ein System mit dem Spitznamen «Double Irish with a Dutch Sandwich» (etwa: Doppelter Ire mit niederländischem Sandwich). Dabei werden Gelder über irische und niederländische Tochterfirmen bis in karibische Steueroasen geleitet. «Heute wird diese Methode von Hunderten anderer Firmen genutzt», stellte die Zeitung fest. Ganz legal.

Doch der Widerstand wächst. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und sein britischer Amtskollege George Osborne haben sich an die Spitze einer Bewegung der führenden Wirtschaftsnationen (G-20) gesetzt, um derartige Schlupflöcher zu schließen. Das geht nur im Schulterschluss zwischen verschiedenen Ländern – sonst spielen die Konzerne sie gegeneinander aus. Schließlich haben die Firmen immer das Druckmittel, ihre Belegschaft oder ihre Investitionen in einzelnen Staaten zurückzufahren.

Wie schwierig das Unterfangen allerdings ist, zeigt ein Blick in die USA: Hier haben die Bundesstaaten unterschiedliche Steuersätze. Und nicht ohne Grund haben es sich zahlreiche Konzerne in Nevada gemütlich gemacht. Der dortige Steuersatz für Firmen: 0 Prozent.