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Sal. Oppenheim will hunderte Jobs streichen

Sal. Oppenheim will hunderte Jobs streichen
(dpa)

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Beim Bankhaus Sal. Oppenheim sollen laut Reuters 500 von 900 Stellen in Luxemburg und Deutschland wegfallen. Der Betriebsrat in Luxemburg will sich am Donnerstag äußern.

«Am Donnerstagmorgen nach einem Betriebsratstreffen wissen wir mehr über die Zukunft der Sal Oppenheim in Luxemburg,» sagt Félix Walisch von der Bankengewerkschaft Aleba gegenüber Tageblatt.lu. Laut Medienberichten will man 500 von 900 Arbeitsplätze in Luxemburg und Deutschland streichen.

Von der einst so stolzen Privatbank Sal. Oppenheim wird in zwei Jahren wenig mehr als der Name übrig sein. Denn die Deutsche Bank, die ihre Vermögensverwaltung gerade völlig neu aufstellt, verliert die Geduld bei dem Kölner Institut, das es 2009 für rund eine Milliarde Euro schluckte und vor der Pleite rettete. Wer bestenfalls Mini-Gewinne abliefert, muss abspecken, und zwar ordentlich, heißt die Vorgabe des neuen Spartenchefs Michele Faissola: Die Verwaltung wird eingedampft, die IT an die Konzernmutter angedockt, eine große Zahl an Fondsmanagern vor die Tür gesetzt, bei den Kundenberatern aussortiert. Insgesamt dürfte fast die Hälfte der 930 verbliebenen Mitarbeiter von Sal. Oppenheim ihren Job verlieren, berichten Personen, die mit den Plänen vertraut sind. Die Traditionsbank spricht schmallippig immerhin von einem Stellenabbau «in signifikantem Umfang».

Luxemburg wird genannt

Für Befindlichkeiten ist längst kein Platz mehr. Das zeigt sich an der Verteilung der Stellenstreichungen. Als Faissola im Oktober für den neu geschaffenen Konzernbereich Asset and Wealth Management den Abbau von 600 Stellen ankündigte, war weithin erwartet worden, dass der Sparkurs die Belegschaft im Ausland trifft, vor allem im schwächelnden Geschäft mit institutionellen Kunden, wo die Margen seit der Finanzkrise unter Druck sind. Nun aber schneidet Faissola auch bei der heimischen Belegschaft tief: Bei Sal. Oppenheim wackeln fast 500 Stellen in Deutschland und Luxemburg. Die private Vermögensverwaltung, das Geschäft mit Millionären und Milliardären, soll rentabler werden. Und das möglichst bald.

Sal Oppenheim hatte im Juni 2010 mit den Gewerkschaften einen Sozialplan für rund 100 Beschäftigte unterschrieben. Davon betroffen waren schließlich 60 Angestellte. 40 wechselten in die Deutsche Bank.

Zu hohe Kosten

«Das Problem ist nicht die Marke Sal. Oppenheim, die zieht nach wie vor viele Kunden an», heißt es aus dem Deutsche-Bank-Konzern. «Das Problem sind die Kosten. Das Haus leistet sich immer noch die Infrastruktur einer Vollbank.» In guten Zeiten beschäftigte Sal. Oppenheim 2400 Mitarbeiter. Schon unmittelbar nach der Übernahme durch die Deutsche Bank wurde jedoch die Axt angelegt und das kapitalzehrende Investmentbanking abgestoßen. Jetzt geht die Schrumpfkur weiter: Binnen 15 Monaten soll die Deutsche Bank große Teile von Verwaltung und IT übernehmen. Das spart Geld. Einige Bereiche sollen sogar vollständig in die Deutsche Bank integriert werden. So wird etwa ein Großteil der Publikumsfonds, deren Portfolien Sal. Oppenheim selbst managte, an die erfolgreiche Fondsgesellschaft DWS abgegeben.

Das Ziel ist klar: Die Aufwandsquote (Cost-Income Ratio) soll herunter auf das Niveau, das etwa die Schweizer Großbanken in der Vermögensverwaltung vorweisen. Die Quote gibt an, wie viel Prozent der Einnahmen von Kosten aufgezehrt werden. Credit Suisse und UBS liegen hier zwischen 65 und 75 Prozent – je nachdem, welche Kundengruppen einbezogen werden, Sal. Oppenheim dagegen kommt auf fast 100 Prozent. «So schafft man keine dauerhaft stabilen Gewinne», lautet die Kritik aus der Frankfurter Zentrale.

Mehr Gewinn

2011 stand ein zweistelliger Millionengewinn zu Buche, in diesem Jahr wollte Sal. Oppenheim das Ergebnis nach den Worten von Vorstandschef Wilhelm von Haller «ganz klar weiter steigern». Ob die Rechnung aufgeht, ist ungewiss. «Wir können zur Zeit keinen Gewinnausblick geben», sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Die Deutsche Bank hatte von Haller Ende 2009 als Chef zu Sal. Oppenheim entsandt, um Ruhe in die Krisentochter zu bringen und die Verluste abzubauen. Die mehr als 220 Jahre alte Privatbank war an ihrem Engagement beim pleite gegangenen Handelskonzern Arcandor fast zugrundegegangen. Zudem hatte die damalige Bankführung umstrittene Geschäfte mit dem Baulöwen Josef Esch eingefädelt, die noch heute die Gerichte beschäftigen.

Von Haller selbst steht Bankkreisen zufolge nicht vor der Auswechslung. Der 60-Jährige soll die Restrukturierung von Sal. Oppenheim zu Ende bringen.