Der Insolvenzverwalter der deutschen Lehman-Tochter kann mit einer Rekord-Vergütung von bis zu 800 Millionen Euro für seine Arbeit rechnen. Das geht aus einem Gutachten hervor, dass der Verwalter Michael Frege selbst in Auftrag gegeben hat und über das die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» am Donnerstag berichtete. Mit der Veröffentlichung ist die hinter Frege stehende Großkanzlei CMS Hasche Sigle nach eigenen Angaben US-Hedgefonds zuvorgekommen, die versucht haben sollen, über die Honorarfrage Druck auf Frege auszuüben.
«Es wurde versucht, Herrn Frege als unabhängigen Insolvenzverwalter unter Druck zu setzen, damit er vom Grundsatz der Gleichbehandlung sämtlicher Gläubiger abweicht. Wir wollen einer versuchten Skandalisierung anhand der Honorarfrage entgegentreten», sagte der CMS-Managerpartner Hubertus Kolster am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Es sei zudem im Auftrag der Gläubiger ein zweites Gutachten erstellt worden, das zu einer etwas niedrigeren Summe in der gleichen Größenordnung gekommen sei.
Mit den Ressourcen seiner Organisation
CMS-Partner Frege hatte die Verwaltung der Pleite-Bank 2008 übernommen und die Ressourcen seiner Organisation genutzt. Bislang habe die Großkanzlei, die über vier Jahre rund 100 Anwälte und Insolvenzspezialisten bei der Lehman-Sache eingesetzt habe, einen Aufwand im Wert von mehr als 210 Millionen Euro gehabt. Dabei sei ein Stundensatz von 300 Euro zugrunde gelegt worden, sagte Kolster.
Das Amtsgericht Frankfurt habe bislang 70 Millionen Euro an Abschlägen genehmigt, so dass bald weitere Vorschüsse beantragt würden. Das Geld stehe zunächst der Sozietät zu. Welcher Anteil letztlich dem persönlich haftenden Insolvenzverwalter Frege zufließt, wollte Kolster nicht beziffern. Natürlich sei eine Erfolgskomponente inbegriffen. Man wolle nicht das Maximale herausholen, sagte der Anwalt. «Aber wir benötigen ein angemessenes Honorar, das eine Erfolgskomponente enthält und auch unsere Haftungsrisiken berücksichtigt.»
Entgeld wird von Amtsgericht festgelegt
Das Entgelt wird am Schluss des Insolvenzverfahrens vom Amtsgericht Frankfurt anhand der einschlägigen Verordnung festgelegt und richtet sich nach der Komplexität des Verfahrens und der Höhe der Insolvenzmasse. Diese ist im Fall der Frankfurter Lehman Brothers Bankhaus AG entgegen anfänglich weit niedriger Erwartungen auf mehr als 15 Milliarden Euro angewachsen. Gläubiger sind vor allem die Deutsche Bundesbank und die Einlagensicherung der deutschen Privatbanken, deren Forderungen laut CMS voraussichtlich zu über 80 Prozent erfüllt werden. Üblich sind Quoten unterhalb von 10 Prozent. Die nächste Gläubigerversammlung findet am 29. November statt, bei der Frege für seinen Insolvenzplan Konsens erzielen will.
Von dem erwarteten Geldsegen für die meist institutionellen Anleger bei der deutschen Lehman-Tochter werden die geschädigten Kleinanleger nicht profitieren. Ihre Zertifikate wurden in der Regel von der niederländischen Lehman-Tochter ausgestellt, über deren Insolvenz-Ausschüttung noch nicht entschieden ist. Verbraucherschützer rechnen mit einer Erstattung von «20 Prozent plus X» des ursprünglichen Nominalwerts.
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