Sebastian Vettel dürfte es mit einem Schlag die Feierlaune verdorben haben. Seine Aufholjagd zum historischen Titel-Hattrick beim Formel-1-Finale in Sao Paulo hat ein Nachspiel. Das Ferrari-Team des unterlegenen WM-Zweiten Fernando Alonso forderte den Internationalen Automobilverband FIA vier Tage nach dem Großen Preis von Sao Paulo zur Klärung eines aus Scuderia-Sicht umstrittenen Überholmanövers von Red-Bull-Star Vettel auf. Eine nachträgliche Bestrafung des Deutschen könnte Alonso zum Weltmeister machen. Fast zur selben Zeit drangen aber bereits FIA-Einschätzungen an die Öffentlichkeit, nach denen Vettel nichts falsch gemacht hat.
Der Vorwurf: Vettel soll unter Gelben Flaggen den Franzosen Jean-Eric Vergne vom Schwesterteam Toro Rosso überholt haben. Die vermeintlichen Belege: Videomaterial, das erst nach dem Rennen öffentlich wurde und nun im Internet kursiert. «Von all den bemerkenswerten Neuheiten in der Formel 1 wäre dies etwas ganz Besonderes: Ein Gerichtsverfahren per Internet», urteilte bereits mit einigem Spott die Londoner «Times».
Video
In einem der Videos ist auch zu erkennen, dass ein Streckenposten die grünen Flaggen schwenkt, bevor Vettel zum Überholen ansetzt. Die grünen Signallampen kommen aber erst später. Für Aufklärung zugunsten von Vettel sorgt einer, der es besser als jeder andere wissen muss. «Wenn die Ampeln nicht an den Flaggenposten installiert sind, dann gilt für den Fahrer das erste Signal, das gezeigt wird», erklärte Renndirektor Charlie Whiting «auto, motor und sport.de». «In Vettels Fall wurde zwischen der letzten gelben Ampel und der grünen Ampel eine grüne Flagge geschwenkt. Der Abstand beträgt hier 350 Meter. Vettel hat auf die Flagge reagiert und alles richtig gemacht.»
Verstöße gegen Gelbe Flaggen werden in der Königsklasse des Motorsports normalerweise mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet. Nachträglich – bislang aber immer noch am Renntag – werden für gewöhnlich 20-Sekunden-Strafen verhängt. Das würde im Fall von Vettel bedeuten, dass er hinter Michael Schumacher und Vergne auf den achten Rang rutschen würde. Damit wäre der Drei-Punkte-Vorsprung auf Alonso dahin und der Spanier mit einem Zähler Vorsprung Weltmeister.
Alonso
Manche vermuten daher auch, dass Alonsos hinter dem Aufbegehren der Scuderia steckt. «Ich brauche keine Wunder, ich mache meine Wunder mit richtigen Gesetzen», hatte der 31-Jährige jüngst getwittert und damit sämtliche Spekulationen erst richtig in Fahrt gebracht. Bis diesen Freitag hat Ferrari noch Zeit für einen Protest, mit dem die Resultate von Sao Paulo angefochten werden könnten.
Sollte es zu dem Einspruch kommen, müsste das Berufungsgericht der FIA entscheiden. «Flaggen-Krimi um Vettel. Steht der WM-Titel zur Diskussion?», schrieb bereits die italienische «La Gazzetta dello Sport».
Für Vettel kamen die Nachrichten zur Unzeit. Erst am Mittwoch hatte es Spekulationen um eine vorzeitige Vertragsverlängerung gegeben, die vom Team aber umgehend ins Reich der Märchen verwiesen wurden. Am Samstag will Vettel seinen Triumph mit einem Showrun in Graz feiern und damit die Party-Tour 2012 fortsetzen. Kommt es aber zum Protest, wäre sein dritter WM-Triumph unter Vorbehalt. Die Aussichten auf einen Erfolg von Ferrari erscheinen allerdings gering.
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