Der harte Sanierungskurs des Netzwerkausrüsters Nokia Siemens Network (NSN) kostet kurz vor Weihnachten mehrere hunderte Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Wie erwartet kündigte der angeschlagene finnisch-deutsche Konzern am Mittwoch das Aus für die in Nürnberg beheimatete Tochter NSN-Services bis spätestens Ende 2013 an und streicht damit rund 1.000 Arbeitsplätze an bundesweit 16 Standorten. Damit werden in Deutschland mindestens 2.600 Arbeitsplätze gestrichen und rund 2.000 durch Verkäufe abgestoßen. NSN hatte angekündigt, 17.000 der weltweit 74.000 Stellen zu kappen und sich von Sparten zu trennen, durch Schließung oder einen Verkauf. Die Gewerkschaften reagierten entsetzt.
Nokia Siemens entlässt kurz vor Weihnachten 1.000 Mitarbeiter.(Foto: AFP)
Die Service-Tochter kümmert sich vor allem um die Wartung etwa von Verkabelungen oder Antennen in Kommunikationsnetzen. NSN hatte die Sparte von der Deutschen Telekom übernommen. «Das Unternehmen hat nie einen Gewinn erwirtschaftet und in den fünf Jahren seit seiner Gründung Verluste in zweistelliger Millionenhöhe angehäuft», teilte NSN mit. «Aus Sicht von NSN sind diese anhaltenden Verluste in einem Geschäftsbereich, der nicht zum Kerngeschäft gehört, nicht mehr tragbar», sagte NSN-Deutschland-Chef Hermann Rodler. Die Mitarbeiter wurden bei einer zentralen Versammlung in Kassel informiert.
Mitarbeiter entsetzt
Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen gaben gescheiterte Gespräche mit der Telekom über einen Wartungsvertrag. Demnach habe die Telekom 49 Millionen Euro zahlen wollen, NSN habe aber auf 56 Millionen Euro beharrt. «Wegen 7 Millionen Euro verlieren 1.000 Menschen ihren Job», sagte ein Teilnehmer. «Wir sind alle vor den Kopf gestoßen.» Das Management sei nach der kurzen Bekanntgabe gleich wieder abgereist.
Rodler kündigte an, nun rasch mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen, «um die Situation für ihre Mitarbeiter zu klären». Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder appellierte an NSN und den früheren Eigentümer Telekom, die Beschäftigten nicht «für unternehmerische Fehlentscheidungen der Vergangenheit büßen zu lassen». Die Schließung sei völlig inakzeptabel. Die Unternehmen müssten den betroffenen Arbeitnehmern eine Perspektive bieten. NSN will sich hingegen nach dem Umbau auf das mobile Breitbandgeschäft konzentrieren, das Festnetzgeschäft spielt keine Rolle mehr.
Protest in München
Die IG Metall demonstrierte am Mittwoch in München lautstark mit 250 Mitarbeitern des Standorts im baden-württembergischen Bruchsal gegen die geplante Schließung des Werkes. Dort soll bis Ende 2014 Schluss sein. Zugleich kündigte NSN an, seine Kundendienstsparte Business Support Systems mit 1.200 Mitarbeitern an den kanadischen IT-Spezialist Redknee zu verkaufen. Am Montag hatte der zu gleichen Teilen dem krisengeschüttelten Handyriesen Nokia und Siemens gehörende Konzern mitgeteilt, seine Glasfasersparte mit rund 1.900 Mitarbeitern an den Investor Marlin Equity Partners zu verkaufen.
NSN schreibt seit Gründung 2007 nur Verluste. Zum Jahresbeginn verordnete sich das Unternehmen einen harten Sanierungskurs. Dazu gehört auch der Abbau von 17.000 der weltweit 74.000 Arbeitsplätze. In München werden nach monatelangen Protesten gegen die Schließungspläne nur 1600 von 3600 Stellen gestrichen. NSN hatte öfter die Nokia-Quartalszahlen mit Verlusten verhagelt. Dem Konzern machen eine schwache Nachfrage nach Telekommunikationsausrüstung und die Konkurrenz durch günstige Anbieter aus China zu schaffen.
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