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Sender in der Kritik

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Ein Radio-Scherz und seine dramatischen Folgen: Eine Krankenschwester in London fällt auf einen falschen Anruf für die schwangere Kate herein und stirbt wenig später. Der australische Sender steht jetzt im Kreuzfeuer der Kritik.

Nach dem Tod einer Krankenschwester der Klinik der schwangeren Herzogin Kate ist der australische Radiosender wegen seines Scherzanrufs unter Beschuss geraten. Das Londoner Krankenhaus verurteilte die Aktion des Sender aufs Schärfste. Die beiden Moderatoren, die sich bei dem Anruf als Queen und Prinz Charles ausgegeben und nach Kate verlangt hatten, sind in therapeutischer Behandlung. Zahlreiche Internetnutzer warfen ihnen eine Mitschuld am Tod der 46-jährigen Schwester vor. Die zweifache Mutter war am Freitag tot gefunden worden – Fremdverschulden wurde ausgeschlossen.

Logo" class="infobox_img" />Blumen und Briefe wurden vor dem Krankenhaus niedergelegt. (dpa)

Es sei «erschreckend», dass das Management sich dafür entschieden habe, die Aufnahme des Anrufs auszustrahlen, schrieb Krankenhauschef Lord Glenarthur dem Sender 2Day FM. «Als direkte Folge dieser vorsätzlich geplanten und schlechten Handlungen wurden zwei aufopferungsvolle und fürsorgliche Krankenschwestern, die einfach nur ihrer Arbeit nachgingen, sich um ihre Patienten zu kümmern, zutiefst beschämt.» Der Sender müsse sicherstellen, dass so etwas nicht mehr passiere.

Schwester stellte durch

Die Moderatoren Mel Greig und Michael Christian hatten vergangenen Dienstag die exklusive Privatklinik angerufen, in die Frau von Prinz William wegen Übelkeit behandelt wurde. Der Anruf ging gegen 5 Uhr morgens ein, als noch niemand in der Telefonvermittlung war. Deshalb nahm die Krankenschwester ab. Greig fragte mit britischem Akzent, ob sie «mit Kate, meiner Enkelin» sprechen könne. Die Schwester nahm an, es handele sich um die Queen und stellte den Anruf zur Station durch, wo eine Kollegin Auskunft über Kates Zustand gab. Die Geschichte ging um die Welt.

Die kommenden Tage soll in London eine Untersuchung zur Todesursache von Jacintha Saldanha beginnen. Die Polizei behandelt den Fall als «ungeklärt», aber «nicht verdächtig» – Medien gingen deshalb von Selbstmord aus. Ob die zweifache Mutter in ihrem Privatleben Probleme hatte, war nicht bekannt. Die Angehörigen in Indien zeigte sich geschockt. «Es ist so schwer zu glauben, dass unsere Jacintha in London Selbstmord begangenen hat. Sie hat nicht so gedacht», sagte die Schwägerin Irene D’Souza der Zeitung «Asian Age». «Sie hatte überhaupt keinen Grund, sich umzubringen.»

Moderatore sind untergetaucht

Der Sender betreut Greig und Christian an geheimen Orten, um ihnen den Ansturm der Medien zu ersparen. Vor einem Hotel in Sydney standen am Sonntag Dutzende Fotografen und Fernsehübertragungswagen, weil sie Christian dort vermuteten. Ihnen gehe es sehr schlecht, sie seien in intensiver Therapie, sagte eine Sprecherin am Sonntag der australischen Nachrichtenagentur AAP. Sie wollten sich öffentlich äußern, wann war unklar. Der Sender erklärte, die zwei hätten nicht gegen Gesetze verstoßen. Werbekunden kehrten ihm dennoch den Rücken.

Die britische Polizei nahm Kontakt mit den australischen Behörden auf. Es handle sich um eine Routineanfrage, sagte Nick Kaldas, der Vize-Polizeichef des Bundesstaates New South Wales, in dem Sydney liegt. «Sie haben darauf verwiesen, dass sie vielleicht, ich betone vielleicht, mit den Mitarbeitern von 2DayFM sprechen müssen», sagte er der Zeitung «Telegraph».

Blumen vor der Klinik

Vor dem Krankenhaus in London legten Menschen Blumen nieder. Prinz William und Kate äußerten sich nicht mehr, nachdem sie am Freitag ihrer «tiefen Traurigkeit» Ausdruck gegeben hatten. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach Bekanntwerden der Schwangerschaft bei der Gala einer Hilfsorganisation in London sagte William lediglich, er verstehe nicht, warum Kates Zustand «Morgenübelkeit» genannt werde, wie ein Gast berichtete. Sie halte schließlich den ganzen Tag und die ganze Nacht an.

Von «einer schrecklichen Tragödie» sprach Australiens Premierministerin Julia Gillard. «Wir sind in Gedanken bei Saldanhas Familie und ihren Freunden.» Der für Telekommunikation zuständige Minister Stephen Conroy kündigte eine Untersuchung an, ob der Sender Lizenzauflagen verletzt habe. Er ist nicht das erste Mal in der Kritik, wie britische Zeitungen berichten.

«Nur ein harmloser Scherz»

Jeff Kennett, Chef der Organisation beyondblue, die über Depressionen informiert, nahm die Moderatoren in Schutz. «Es war ein harmloser Scherz, sie hatten keine üblen Absichten.»

Über die verstorbene Krankenschwester war zunächst wenig bekannt. Die Nachrichtenagentur PA berichtete, der 49 Jahre alte Partner der Frau und ihre 14 und 16 Jahre alten Kinder, die in Bristol wohnen, würden von Freunden und Verwandten unterstützt. Die Familie hatte um Privatsphäre gebeten.