Sollte der Suhrkamp-Mitgesellschafter Hans Barlach (39 Prozent) die Macht im Unternehmen übernehmen, wolle er sich verabschieden. «In einem Verlag, dessen Betreiber sagt, dass man keine neuen Bücher zu machen braucht, sondern nur die Backlist ausquetschen solle, möchte ich nicht sein.»
Auch die Schriftstellerin und Heinrich-von-Kleist-Preisträgerin 2011, Sibylle Lewitscharoff, stellte sich öffentlich hinter die bisherige Geschäftsführerin, Ulla Unseld-Berkéwicz. Diese sei ihr von Anfang an als intelligente, generöse Verlegerin begegnet, schreibt Lewitscharoff in einem Beitrag in der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag). Barlachs Pläne nannte sie einen «Albtraum». «Sollte es zum Schlimmsten kommen, reiße ich sofort aus.»
«Gewinnerwartungen nicht erfüllt»
Suhrkamp-Autor Stephan Thome («Fliehkräfte») schrieb im «Spiegel»: «Herr Barlach hat eine Fehlinvestition getätigt, als er sich in einen Verlag eingekauft hat, der seine Gewinnerwartungen nicht erfüllen kann, ohne den eigenen Ruf zu ruinieren.» Statt seine Anteile an die Mehrheitseigner zu verkaufen, «will er lieber einen Verlag schaffen, den außer ihm niemand braucht».
Barlach selbst wurde im «Spiegel» mit den Worten zitiert: «Ich will weder den Suhrkamp Verlag zerstören noch seine intellektuelle Führung übernehmen. Unser Anliegen ist eine nachhaltige Entwicklung des Verlages mit einer auskömmlichen Rendite.» Ein «mittelfristiger Renditekorridor» von 5 bis 15 Prozent sollte möglich sein.
Unseld-Berkéwicz hält über eine Familienstiftung 61 Prozent des Suhrkamp Verlags. Barlach war 2006 gegen ihren Willen mit seiner Medienholding Winterthur in das Unternehmen eingestiegen und betreibt in verschiedenen Verfahren die Ablösung der Verlegerin. Kürzlich gab das Landgericht Berlin dem Minderheitsgesellschafter Recht und berief Unseld-Berkéwicz ab. Die Entscheidung ist aber noch nicht rechtskräftig, Suhrkamp kündigte Berufung gegen die Entscheidung an.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können