„Glorreiches Angreifen und trotteliges Verteidigen: Hier war das Match, das die verrückte Anziehungskraft dieser Premier-League-Saison bündelte“, schrieb der Observer.
Der FC Arsenal bescherte sich mit dem vierten Liga-Sieg in Serie einen versöhnlichen Jahresabschluss. Eben noch in der angeblich tiefsten Krise der 16-jährigen Wenger-Ära, hypte der Sunday Mirror die Nord-Londoner nun wieder in den „siebten Himmel“. Mit 33 Punkten und einer ausstehenden Nachholpartie wahrten die „Gunners“ den Anschluss an das Pflichtziel Champions-League-Plätze. Endlich so etwas wie Konstanz, die die ganze Zeit vermisst wurde. Und irgendwie doch nicht, denn Arsenal verspielte nach dem 1:0, 2:1 und 3:2 dreimal seinen Vorsprung. Nach dem Zehn-Tore-Spiel fühlte man sich an das unglaubliche 7:5 im Liga-Pokal gegen den FC Reading erinnert, als Arsenal noch einen 0:4-Rückstand aufgeholt hatte.
Und wie damals gelang Theo Walcott ein Dreierpack. „Krise? Welche Krise?“, fragte der 23-Jährige ketzerisch. Der von mehreren Clubs heiß umworbene englische Jungnationalspieler stärkte mit dem Gala-Auftritt seine Verhandlungsposition. Arsenals Anhängerschaft skandierte im wie immer ausverkauften Emirates Stadium „Sign him up“ (Lasst ihn unterschreiben). Coach Arsène Wenger versicherte, dass man ihn unbedingt halten wolle: „Er liebt den Club und der Club liebt ihn.“ Ferrari-Fahrer Walcott, der als einer der schnellsten Fußballer der Welt gilt, soll für seinen neuen Fünfjahresvertrag ein aufgebessertes Wochengehalt von 100.000 Pfund (122.000 Euro) und die Mittelstürmerposition einfordern. Er profitiert derzeit von Thierry Henry als Mentor, der sich auf dem „Gunners“-Trainingsgelände fit hält. Walcotts 1:0 nannte Wenger „ein Thierry-artiges Tor“.
Zittersieg
Auch bei anderen Clubs hat das Spektakel derzeit Methode: Zum Beispiel feierte Manchester City dank Doppeltorschütze Edin Dzeko einen 4:3 (2:1)-Zittersieg bei Norwich City – eine Halbzeit lang nur mit zehn Mann. Der Meister schießt ansonsten in dieser Saison reihenweise Siegtore in der Nachspielzeit. Die Vokabel „Mancini Time“ wurde schon in den englischen Boulevard-Wortschatz aufgenommen.
Traditionell ist die „Fergie Time“ berüchtigt, weil Manchester United unter Alex Ferguson Spezialist für Last-Minute-Erfolge ist. Jüngster Beweis: das 4:3 am „Boxing Day“ gegen Newcastle United. Diesmal begnügte sich der Rekordmeister mit einem 2:0 (1:0) gegen West Bromwich Albion. United ist der Vorreiter des Kamikazefußballs 2012. Der Tabellenführer hat bereits 28 Gegentreffer kassiert. 2011/12 waren es am Saisonende 33.
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