Was sagt der Cercle Esch, der einmal wöchentlich eine Trainingseinheit unter Ex-Nationaltrainer Frédéric Georgery organisierte, zu den Vorwürfen? Und wie geht es nun für den Verein weiter?
Zwölf Athleten haben ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft an- und die Zusammenarbeit mit dem nationalen Verband gekündigt. Die Mehrheit dieser Sportler ist beim Cercle Esch lizenziert – dem Verein, der einmal wöchentlich eine Trainingseinheit unter Frédéric Georgery organisierte und bezahlte: „Frédéric Georgery war nie unser Trainer. Wir haben als Verein einmal in der Woche, am Montagabend, ein Training mit ihm veranstaltet und haben diese Stunden auch bezahlt. Diese Einheit stand jedem offen“, erklärte der Vizepräsident des Escher Klubs, Marcel Schmit. „Wie es jetzt mit diesen Trainingseinheiten weitergeht, wissen wir noch nicht. Da ist noch nichts entschieden.“
Es ist sicherlich aber auch kein Zufall, dass in der „Ära Georgery“ neben der Beforterin Lynn Mossong auch Klubkameradin Manon Durbach oder Charlie Arendt (vorher Bonneweg) nach Esch wechselten.
„Amateure“
Marcel Schmit ist allerdings nur als Vater der Zwillinge Bob und Tom von dem Austritt seiner Söhne aus dem Nationalkader persönlich betroffen, denn „der Cercle Esch ist von dieser Entscheidung nicht betroffen. Es sind die Athleten, die ihren Entschluss gefasst haben. Diese Judokas sind Amateure und haben das Recht, das zu tun.“
Der Verein wird nun „im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterarbeiten“, um den Judokas weiterhin Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen zu ermöglichen. „Manon (Durbach) und Tom (Schmit) studieren nun in Straßburg und trainieren dort, Denis (Barboni) ist in Deutschland. Bob (Schmit) wird im Herbst ebenfalls ins Ausland gehen. Ihre Entscheidung, aus dem Nationalteam auszutreten, ist dramatisch für den Luxemburger Judo. Aber es ist ihre Entscheidung. Ich persönlich hoffe jedenfalls, dass sich doch noch eine andere Lösung finden lässt.“
Klare Regeln
Heinz Thews, Technischer Direktor des Luxemburger Olympischen Komitees, hat im Herbst als „médiateur“ in diesem Dossier verhandelt. Nun haben zwölf Judokas bekanntlich sämtliche Abmachungen gekippt. „Im Moment kann ich nicht viel dazu sagen. Wir haben die Entwicklungen natürlich im Detail verfolgt und werden entsprechende Entscheidungen treffen.“
Eine direkte Konsequenz für ihr Statut als Promotionsathleten des COSL hat dieser Kündigungsbrief für Durbach, Barboni und Tom Schmit nicht, allerdings „sind die Regeln klar. Man muss die Berufungen des Verbandes befolgen. So lauten die Vorschriften. Und diese Umstände werden bei den Kaderrevisionen eine ganz große Rolle spielen.“
Letzte Chance
Einen direkten Ausschluss gibt es für die drei Demissionäre also nicht, doch werden sie ihre Förderungsmaßnahmen nach der Kaderrevision wegen Nicht-Einhaltung ihrer Verpflichtung verlieren, da der COSL die Teilnahme an den von den Verbänden vorgeschriebenen Turnieren verlangt.
Der neue Nationaltrainer Ralf Heiler hat dem Dutzend Athleten bekanntlich eine große Hintertür offen gelassen (siehe „T“ von Dienstag) – verbunden mit klärenden Gesprächen. Wer diese, womöglich letzte, Chance vor den Spielen der Kleinen Staaten Ende Juni nutzen wird, ist ungewiss. Doch sollten nun aber endlich alle verstanden haben, dass weder die Sportler noch der Verband von der aktuellen Situation profitieren.
(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)
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