Man will deutsche Talente fördern und ihnen Spielpraxis in der Bundesliga bieten.
Henrik Rödl zu Samy Picard
Henrik Rödl war zwei Jahre lang auch der Trainer vom Luxemburger Samy Picard, der vor der laufenden Saison von Trier nach Steinsel wechselte. „Samy ist ein sehr positiver Typ und ich mag ihn sehr gerne. Ich bin froh, dass wir ihm in meinem ersten Jahr zum Teil viel Spielzeit anbieten konnten, auch wenn dies zum Teil aufgrund von Verletzungen zustande kam. Aber Samy ist sicherlich ein Spieler, der auf unserem Niveau spielen kann“, sagte Rödl über den Luxemburger. Doch wegen der Regel, dass mindestens sechs deutsche Spieler im Kader stehen müssen, wurde die Situation für Picard schwieriger. „Da er als Ausländer zählt, wurde es durch diese Regelung nicht einfacher für ihn. Wenn er einen deutschen Pass hätte, dann hätte er sicherlich schon einen tollen Vertrag in der Bundesliga.“
Picard stimmt seinem ehemaligen Trainer in dem Punkt zu, dass er es durch die Ausländerregelung schwerer hatte. „Es ist sicherlich eine gute Entwicklung für den deutschen Basketball, aber mir kam es natürlich nicht gerade entgegen.“ Seinen ehemaligen Coach schätzt Picard als einen „guten Trainer, der großes Verständnis für die Spieler hat, wohl auch weil er selbst sehr lange gespielt hat“. Ob er bei Gelegenheit erneut den Sprung zu den Profis wagen würde, weiß Picard jedoch nicht. „Dafür war die vergangene Saison einfach zu schwer, um diese Frage jetzt sofort mit ‹Ja› zu beantworten.“
Mit dem Tageblatt unterhielt sich Rödl, unter dem auch Samy Picard zwei Jahre spielte, über seine Arbeit in Trier, blickt auf seine eigene Spielerkarriere zurück und erklärt, was ein junger Spieler auf sich nehmen muss, wenn er Profi-Basketballer werden möchte.
Tageblatt: Mit Ihrem Amtsantritt 2010 gab es einen Umbruch im Verein. Können Sie diesen Philosophiewechsel erläutern?
H.R.: „Für mich ist es schwierig zu beurteilen, wie es vorher im Verein war, und das möchte ich auch nicht. Das Ziel des Vereins war es, eine neue Nische zu finden. So ging man auf den Weg, jungen deutschen Spielern eine Chance zu geben und ihnen Spielzeit anzubieten. Zugleich ging es auch darum, ein gewisses Image aufzubauen, wo die Mannschaft intensiv und aggressiv spielt und ein Teamgeist da ist. Letztendlich hat diese Ausrichtung gut zu mir gepasst und ich freue mich, dass ich diesen Weg mit dem TBB weitergehen kann, jetzt wo ich für drei weitere Jahre unterschrieben habe. Ich finde, dass wir eine besondere Sache hier machen. Auch dadurch, dass wir unseren Blick etwas vom Tabellenstand lösen und verstärkt darauf schauen, wie sich die Mannschaft und die einzelnen Spieler entwickeln. Da sind wir auf einem sehr guten Weg, mit einigen Highlights, wie z.B. Philip Zwiener oder Maik Zirbes, die in der vergangenen Saison als ‹Most Improved Player› ausgezeichnet wurden. Ich glaube, dass man in der heutigen Zeit, die sehr schnelllebig ist, als kleiner Verein solche Wege gehen muss, um interessant zu bleiben und sich über Wasser zu halten.“
Tut es nicht weh, wenn man sich dann von diesen Spielern trennen muss (Zwiener wechselte nach Bremerhaven und Zirbes nach Bamberg, d. Red.)?
„Ja, aber das ist Teil des Business und auch Teil unserer Philosophie, dass wir Spielern helfen wollen, sich zu verbessern. Das geht eigentlich allen Mannschaften so, auch denen, die auf einem höheren Level spielen. Bamberg musste z.B. zwei Spieler abgeben, die nun in der NBA spielen. So gesehen müssen alle Teams, die nicht in der NBA spielen, damit leben, dass sie gute Spieler verlieren können. Zudem ist unser Budget weiterhin sehr klein, so dass wir Spieler, die sich gut weiterentwickeln, auch nicht langfristig an uns binden können. Natürlich wollen wir uns auch in der Hinsicht entwickelt, aber das ist schwerer, als man vielleicht denkt. Aber je mehr Spieler von unserem Verein den Sprung in ein besseres Team schaffen, desto besser für uns, denn dadurch steigt das Renommee des Klubs, was wieder andere Spieler anlockt. Und wie ich finde, haben wir jetzt auch wieder eine schöne Truppe gefunden, in der es vielversprechende Spieler gibt, die einen interessanten Verlauf versprechen.“
Sie selbst haben Ihre ganze aktive Profi-Karriere bei Alba Berlin verbracht. Vor allem in der heutigen Zeit ist das doch eher ungewöhnlich.
„Das war auch zu meiner Zeit sehr ungewöhnlich. Aber ich habe mich stark mit dem Verein identifiziert und auch mit der Situation, die wir dort hatten. Aber ich kann mich an keinen Spieler erinnern, außer James Marsh in Trier, der einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben soll. So wie James hier in Trier für eine gewisse Art von Basketball gestanden hat und ein sehr positives Image für die Stadt hatte, so ähnlich war es bei mir in Berlin. Deswegen glaube ich auch nicht, dass einer von uns beiden diesen Schritt je bereut hat. Aber im Profisport ist das schon eher ungewöhnlich und deshalb glaube ich, sind wir beide auch ein bisschen stolz darauf.“
Das ganze Interview mit Henrik Rödl lesen Sie in der Tageblatt-Mittwochausgabe (30. Januar 2013) sowie als ePaper.
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