Nachdem mehrere Appelle im Vorfeld und diverse Presseerklärungen nichts bewirkt haben, wendet sich der ACL jetzt in einem offenen Brief an Transportminister Claude Wiseler selbst. Der Direktor des ACL, Daniel Tesch, hat ihn unterzeichnet und ruft darin dazu auf, das Gesetz „schnellstmöglich“ zu überarbeiten.
Die Kritik des ACL dreht sich hauptsächlich um drei Punkte. Der erste betrifft die Beschreibung der „winterlichen Konditionen“, bei denen Winterreifen seit dem 20. September 2012 Pflicht sind. Laut Gesetz sind Winterreifen bei Glatteis, Neuschnee, festgefahrenem Schnee, Eisflächen und Raureif Pflicht. „Das heißt theoretisch, bei minus 15 Grad und trockener Fahrbahn sind Sommerreifen in Ordnung“, sagt Frank Schmit, der Pressesprecher des Automobilclubs. Das Entscheidende sei vielmehr im Gesetz übersehen worden, nämlich das Zusammenspiel von Außentemperatur und Gummimischung der Reifen. „Sommerreifen verhärten sich ab einer Außentemperatur von sieben Grad Celsius“, sagt Schmit, „je höher die Festigkeit, desto schlechter die Haftung“. Bei Winterreifen gilt dies wegen der speziellen Gummimischung nicht.
Der zweite entscheidende Einwand richtet sich gegen die Vorgaben zum Reifentyp, der angeschafft werden soll. „M+S“ sei nicht ausreichend, so Schmit. Lkws und Geländewagen mit Allradantrieb sind serienmäßig damit ausgestattet, was nicht heißt, dass die Wagen damit winterfest sind.
Krtikpunkt Profilangabe
Entscheidend sei vielmehr die Bezeichnung „3PMSF“ auf den Reifen, die sie als Winterreifen markiert. Der letzte Kritikpunkt betrifft das Profil. „Das ist wirklich etwas, das uns ganz massiv am Gesetz stört“, sagt Schmit. Laut Gesetz gelten Winterreifen bis zu einem Profil von 1,6 Millimetern als „ausreichend“.
Der ACL konstatiert, dass Winterreifen ab einem Profil von vier Millimetern ihre Tauglichkeit als Winterreifen hinsichtlich Bremsweg, Antrieb und Aquaplaning verlieren. Der Automobilclub beruft sich dabei auf die Empfehlungen der Hersteller, die ab vier Millimetern einen Reifenwechsel empfehlen. „Das machen alle Hersteller“, bekräftigt Schmit.
Die Kritik des ACL am aktuell gültigen Gesetz ist alt. „Wir kritisieren jetzt seit zwei Jahren, was da auf den Weg gebracht wurde“, sagt Schmit, „wir haben uns immer wieder zu Wort gemeldet“. Mit „Populismus“ habe das nichts zu tun. Im Gegenteil: Der ACL halte an dem Vorwurf, das Gesetz sei ein „Placebo“ und „ein Freibrief“, fest. Außerdem habe das Gesetz nichts gebracht.
Befragung der Mitglieder
Beim ersten Schneefall im Dezember 2012 führte der ACL eine Befragung bei den Mitgliedern durch, die an dem Tag wegen Sommerreifen liegen geblieben und abgeschleppt worden waren. „Man kann sie in zwei Gruppen einteilen“, sagt Schmit, „für die einen sind 400 bis 600 Euro für Winterreifen eine Budgetfrage“.
Die zweite Gruppe seien Fahrer von geleasten Firmenfahrzeugen, die die Anschaffung nicht auf eigene Kosten machen wollten.
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