Eine falsche Beladung hat den Säuretanker «Waldhof» vor gut zwei Jahren im Mittelrhein zum Kentern gebracht. Die «wesentliche Ursache» der Havarie sei die «nur teilweise Befüllung der sieben Ladetanks» gewesen, teilte die Bundesanstalt für Wasserbau am Donnerstag in Karlsruhe mit. Deshalb habe das Schiff in der Nähe der Loreley die Stabilität verloren. Darüber hinaus habe eine gefährliche Unterströmung an der berüchtigten Gefahrenstelle das Schiff entscheidend ins Wanken gebracht.
Das mit 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Schiff war am 13. Januar 2011 gekentert. Dabei starb ein 63-jähriger Matrose, von einem weiteren Besatzungsmitglied fehlt bis heute jede Spur. Zwei Matrosen konnten zum Teil schwer verletzt gerettet werden. Etwa 1800 Liter Schwefelsäure liefen in den Rhein. Die Bergung des Schiffes dauerte 32 Tage. In dieser Zeit war der Fluss teilweise für die Schifffahrt gesperrt.
Hochwasser und enge Kurven
Die Fachleute hatten lange gerätselt, warum der Tanker trotz der instabilen Ladung noch von Ludwigshafen bis zum Unfallort kam. Um das Schiff zum Kentern zu bringen, mussten deshalb weitere Faktoren hinzukommen. Ein Punkt war für die Experten, dass die «Waldhof» wegen Gegenverkehrs die Kurve sehr eng nehmen musste. Außerdem sorgte Hochwasser für eine starke Strömung.
«Doch all das hätte nach unseren Berechnungen noch nicht für das Unglück ausgereicht», erläuterte Thorsten Dettmann, Leiter der Schiffsführungssimulation. Deshalb forschten die Wissenschaftler im wahrsten Sinne weiter in die Tiefe. An der Unglücksstelle ist der Rhein bis zu 22 Meter Tief. Dies führte zu Strömungen, die unter dem Schiff eine Art Unterdruck erzeugt haben. Dies habe der «Waldhof» den entscheidenden Stoß versetzt. «Jedes andere Schiff mit einer korrekten Ladung kann solche Situationen aber problemlos aushalten», sagte Dettmann.
Schuldfrage noch offen
Wer die Schuld an dem Unglück trägt, hatte der Bericht nicht zu beurteilen. Dies liege in der Hand des Gerichts, sagte der Leiter der Untersuchungskommission, Michael Putzschke. Die Staatsanwaltschaft Koblenz führt die Ermittlungen.
Einige Lehren aus dem Unglück seien bereits gezogen worden. So sind seit Anfang des Jahres neue Regelungen in Kraft, die unter anderem in jedem Schiff einen Ladungsrechner vorsehen, der anzeigt, ob die Ladung die Stabilität gefährdet, sagte Putzschke.
Tankschiff wieder unterwegs
Als weitere Schritte regte die elfköpfige Kommission an, in der Ausbildung der Binnenschiffer mehr Wert auf die Frage zu legen, was die Stabilität eines Schiffes gefährden kann. Außerdem wünscht sich Putzschke Warnhinweise, die die Schiffer auf Gefahrensituationen hinweisen. «Das könnte wie der Verkehrsfunk funktionieren, wenn etwa vor Geisterfahrern gewarnt wird», sagte Putzschke.
Dass das Unglücksschiff unter dem neuen Namen «Auriga» seit Frühjahr 2012 wieder auf dem Rhein unterwegs ist, hält Putzschke für unproblematisch. Der Tanker habe auch zum Unglückszeitpunkt alle technischen und rechtlichen Vorgaben erfüllt. Der neue Ladungsrechner an Bord werde künftig verhindern, dass das Schiff durch wieder in so eine kritische Lage kommt.
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