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Belgier demonstrieren gegen Sparkurs

Belgier demonstrieren gegen Sparkurs
(dpa/Julien Warnand)

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Aus Protest gegen den Sparkurs der belgischen Regierung sind in Brüssel mehr als 30 000 Menschen auf die Straße gegangen.

Die Teilnehmer zogen am Donnerstag in einem Protestmarsch durch die Innenstadt, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Zu der landesweiten Aktion hatten die Gewerkschaften aufgerufen. Sie kritisieren zu geringe Lohnerhöhungen und Kaufkraftverlust. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich sogar 40 000 Menschen an dem Marsch. Die Arbeitnehmer forderten mehr soziale Gerechtigkeit, höhere Reichensteuern und ein Ende der Einschnitte.

Die belgische Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Elio Di Rupo hat mehrfach den Staatshaushalt zusammengestrichen. Damit will Belgien die EU-Haushaltsvorgaben einhalten und drohenden Sanktionen entgehen. Di Rupo verteidigt die Maßnahmen stets als sozial ausgewogen. Er rief im Parlament Gewerkschaften und Arbeitgeber dazu auf, an einem Strang zu ziehen. «In solch einer schwierigen Situation, in der sich unser Land befindet, hat die Stunde der Verantwortung geschlagen und nicht der Verantwortungslosigkeit», sagte Di Rupo.

Arbeitnehmer haben es satt

Die Generalsekretärin der Gewerkschaft FGTB, Anne Demelenne, kritisierte laut Belga: «Die Mobilmachung zeigt, wie sehr die Arbeiter es satt haben, für eine Krise zu zahlen, die von Banken und Spekulanten verursacht wurde.» An der Aktion beteiligten sich auch zahlreiche Arbeiter des Stahlkonzerns ArcelorMittal, der am Standort Lüttich mehr als tausend Arbeitsplätze streichen will, sowie des Ford-Werks in Genk. Ford will sein belgisches Werk 2014 schließen.

Wegen der Großdemonstration standen einige Bus- und Metro-Linien in der belgischen Hauptstadt still. Etwa jede zweite Metro fuhr am Vormittag nicht, meldete der Verkehrsbetreiber Stib laut Belga. Bei der belgischen Bahn und am Brüsseler Flughafen lief der Betrieb dagegen reibungslos. Aus Solidarität sendete der belgische Rundfunk seine Nachrichtensendungen mit einigen Sekunden Verzögerung.

Auch in anderen Landesteilen – etwa in Lüttich – legten Mitarbeiter die Arbeit nieder. Viele Werke mussten ihre Produktion drosseln oder vorübergehend stoppen, schrieb die belgische Nachrichtenagentur.