Die Einführung der Torlinientechnologie ist gerade erst beschlossene Sache, da steht dem Fußball bereits der nächste gravierende Einschnitt ins Haus. Erstmals zieht nun auch der Fußball-Weltverband FIFA eine Austragung der WM 2022 in Katar im Winter in Betracht. Temperaturen von bis zu 50 Grad im Sommer am Persischen Golf und eine Reihe von Befürwortern wie UEFA-Präsident Michel Platini oder Bayern-Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge haben offenbar die FIFA-Verantwortlichen nachdenklich gestimmt.
Das Thema Winter-WM stand beim 127. Treffen der Fußball-Regelhüter (IFAB) im schottischen Edinburgh gar nicht auf dem Programm, und doch wurde es im Balmoral Hotel heiß diskutiert. «Die FIFA hat niemals nie gesagt. Wir haben gesagt, dass wir auf eine offizielle Anfrage von Katar warten, bevor wir uns mit einer Verlegung der WM vom Sommer in den Winter beschäftigen. Das ist bislang nicht passiert. Daher gibt es bislang auch keine Arbeitsgruppe», sagte FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke am Samstag und wurde konkreter. Sollten medizinische Gutachten belegen, dass die Spiele in der intensiven Sommerhitze eine Gesundheitsgefährdung darstellen, könnte das FIFA-Exekutivkomitee einer Verlegung in die kältere Jahreszeit zustimmen.
Kein Zeitdruck
Ein Antrag des umstrittenen WM-Gastgebers ist offenbar nur eine Frage der Zeit. Entsprechende Überlegungen hätten die Verantwortlichen der FIFA bereits mitgeteilt. Zeitdruck bestehe aber nicht. «Der internationale Kalender von 2015 bis 2018 ist verabschiedet, was bedeutet, dass für die Periode von 2019 bis 2022 noch Potenzial ist», ergänzte Valcke. Eine Entscheidung bis 2014 wäre gut, es könne aber auch noch bis 2015 dauern.
Die Diskussionen über eine Verlegung der WM in den Winter sind schon im Gang, seit Katar am 2. Dezember 2010 überraschend den Zuschlag für die Endrunden-Austragung erhalten hatte. Voll klimatisierte Stadien und Trainingsgelände oder die Erzeugung künstlicher Wolken könnten ansonsten ein Mittel gegen die große Hitze sein. Allerdings dürfte das Klima auch den anreisenden Fans schwer zu schaffen machen.
Angesichts der Diskussionen gingen die keineswegs belanglosen Tagesordnungspunkte fast ein wenig unter. Eine Formalie war dabei die Zustimmung des Regelkomitees IFAB zur Einführung der Torlinientechnologie. So sollen Ausrichter von Turnieren in Zukunft frei entscheiden können, ob sie die neue Technologie nur in einzelnen oder in allen Turnierspielen einsetzen. Auch die Entscheidung, Wiederholungen von strittigen Szenen im Fernsehen oder auf den Anzeigetafeln im Stadion zu zeigen, liege bei den Veranstaltern, hieß es.
Rassismus
Keinen Spielraum soll es beim Thema Rassismus und Diskriminierung geben. Jeffrey Webb, Vorsitzender der FIFA-Task-Force, sprach sich für härtere Strafen aus. «Die Stimmung in der Strategiekommission war: ‹Es reicht›. Bei dem Geld, das im Fußball im Umlauf ist, denke ich nicht, dass Geldstrafen funktionieren», sagte Webb und zieht eher Punktabzüge oder Ausschlüsse von Mannschaften in einem Wettbewerb in Betracht.
Klärungsbedarf gab es beim passiven Abseits, die Bestimmungen werden nun auch im offiziellen Regelwerk konkretisiert. Ein Spieler stehe im Abseits, wenn er aus dieser Position einen Vorteil für seine Mannschaft ziehe. Dazu zählt auch der Erhalt des Balles durch einen Abpraller (Gegner, Pfosten, Latte) oder die Behinderung eines Gegenspielers. Vorangetrieben wurde auch die Selbstreform mit der Bildung eines Technik-Ausschusses, besetzt mit Regelexperten aus verschiedenen Ländern, und eines Fußball-Ausschusses, besetzt mit etwa rund 20 ehemaligen Spielern oder Trainern.
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